Photovoltaik in der Landwirtschaft
"Lassen Sie uns unsere Äcker"
Sonnenenergie – ja, bitte. Wenn aber landwirtschaftliche Flächen darunter leiden müssen, hört sich das Verständnis der Bäuerinnen und Bauern auf.
STEIERMARK/GRAZ-UMGEBUNG. 100 Prozent klimaneutrale Energie dank Photovoltaik – klingt gut und ist es auch. Wenn da nicht der Flächenfraß wäre. Für ausreichend Strom werden Photovoltaik-Anlagen nämlich im großen Stil benötigt. Die Frage ist nur wohin damit? Mit einem Appell an Umweltlandesrätin Ursula Lackner ließen dazu die steirischen Jungbauern vergangene Woche aufhorchen. "Lassen Sie uns unsere Äcker und nehmen Sie bitte unsere Dächer". Damit geht eine Debatte einher, die gerade in Graz-Umgebung kaum aktueller und wichtiger sein könnte.
Photovoltaik würde Landwirtschaft einschränken
Zwar würden die Böden nicht versiegelt, doch die Flächen sind nur noch sehr eingeschränkt für die landwirtschaftliche Produktion nutzbar. "Gerade im landwirtschaftlichen Bereich gibt es viele Flächen, die man nachhaltiger und effizienter mit Solarpaneelen ausstatten könnte, als Ackerland", sagt Johannes Wieser. Der Frohnleitner ist Sprecher der steirischen Jungbauern in Graz-Umgebung, die ein Potenzial von über 600 Hektar Dachfläche in der gesamten Steiermark sehen. Große Stallgebäude, Garagen oder Lagerhallen würden sich dafür etwa gut eignen. "Da hat man einen Doppelnutzen und verliert zudem keine Fläche."
Optionen gäbe es genug
Außerdem weist er auf erste Versuche hin, in denen Photovoltaik-Paneele über einen Hühnerauslauf oder einen Obstgarten befestigt wurden. "Dort haben die Anlagen eine gewisse Lichtdurchlässigkeit", beschreibt Wieser. Sollte das nicht ausreichen oder überzeugen, könne man auch über Solaranlagen über Parkplatzflächen von Gewerbebetrieben nachdenken. An Optionen und Kreativität mangelt es also nicht. Wo man noch nachbessern müsste wäre die Infrastruktur, da viele gerne eine Photovoltaik-Anlage hätten, aber es oft am fehlenden Netzzugang scheitert.
Betrieb aus Stübing zeigt's vor
Beim Bio-Obstgut Fattingerhof in Stübing setzt man jetzt schon auf Sonnenenergie vom Dach. "Ich finde es nicht notwendig, Böden mit irgendwelchen Solarplatten oder photovoltaik-Anlagen zuzustellen", sagt Helene Fattinger. "Wir haben auf unserem großen Wirtschaftsgebäude genug Fläche und können mit der gewonnenen Energie rund 30 Prozent unseres Bedarfs abdecken." Für die Landwirtschaft sei der Boden schlecht oder gar nicht mehr nutzbar, würde man ihn zustellen. "Der Boden ist viel zu wertvoll und die Beschattung würde die Entwicklung der Kulturen stark beeinträchtigen", so Fattinger.
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