Gratkorn
Murkraftwerk: Gemeinde kämpft um Trinkwasser

- Mit den neuen Möglichkeiten, die das Murkraftwerk mit sich bringt, wächst die Sorge um die Trinkwasserversorgung in Gratkorn.
- Foto: Verbund
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Die Gemeinde Gratkorn fürchtet, die Qualität des Wassers könnte unter Bau leiden.
Wie die WOCHE berichtet hat (siehe Artikel hier), steht nun ein Termin für den Baustart des Murkraftwerks fest: 2021 soll’s losgehen, die Inbetriebnahme ist für 2024 angedacht. Das Gemeinschaftsprojekt von Verbund und Energie Steiermark könnte rund 15.000 Gratkorner Haushalte mit grüner Energie versorgen und damit ein entscheidendes Zeichen für nachhaltigen Ökostrom setzen. Doch die Gemeinde sorgt sich um das Trinkwasser.
Im Sinne der Bewohner
Die Grünen Gratkorn fürchten mit dem Kraftwerksbau Auswirkungen auf Grund- und Trinkwasser, daher fordern sie jetzt die Sicherstellung der Versorgung – und zwar vor Baubeginn. Nicht zuletzt deshalb, weil es bislang zu keiner Einigung mit der Marktgemeinde diesbezüglich gekommen sei. "Derzeit wird ein Großteil der Gratkorner Haushalte aus dem sogenannten Brunnen Murlager mit Trinkwasser versorgt. Um die Funktionsweise des Brunnens auch für die Zeit nach der Errichtung des Kraftwerks sicherzustellen, sind umfangreiche Manipulationen notwendig", teilt Gemeinderat Martin Holzer mit. Weil es sich beim genannten Brunnen um Eigentum der Gemeinde handelt, sei ein Einvernehmen notwendig. So sieht es auch (SPÖ-)Bürgermeister Helmut Weber: "Wir treten geschlossen als Gemeinde an. Das Murkraftwerk ist ein großes Vorhaben, grüner Strom ist wichtiger denn je. Aber auch wir haben Interessen. Zwei Drittel des Trinkwassers sind betroffen." Schon vor seiner Zeit als Bürgermeister 2015 wurde darüber verhandelt, danach sei das Projekt und damit die Frage nach dem Trinkwasser aber in der Schublade verschwunden, so Weber. "Es wurde ein Vertragsmuster vorgelegt, aber nie unterschrieben. Nachdem der Baustart grünes Licht bekommen hat, müssen wir uns den Vertrag genauer ansehen. Ich sage es so: Ich will sozusagen einen Hebel, den ich umlegen kann, sollte es zu Problemen kommen." Er führt an, dass er auf jeden Fall verhindern möchte, dass die Gratkorner ihre Wasserhähne aufdrehen und weniger qualitätsvolles Wasser haben könnten.
Verbund gibt Entwarnung
Entwarnung kommt indes auf Nachfrage der WOCHE vonseiten des Verbunds. Der Brunnen Murlager liegt rund zwei Kilometer vom künftigen Kraftwerk entfernt, "eine Beeinträchtigung während der Bauphase kann ausgeschlossen werden. Um jede mögliche Veränderung in der Trinkwasserqualität von vornherein auszuschließen, hat der Verbund daher bereits vor einigen Jahren Planungen für eine neue technische Ausführung des Drainagesystems des Kraftwerks Gratkorn erarbeitet", sagt Pressesprecher Robert Zechner. Der Verbund werde, heißt es weiter, die Details mit der Gemeinde und Experten besprechen.
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