Regenerativer Bauer und Aktivist aus Fernitz-Mellach gönnt Böden eine Verschnaufpause

Setzen sich für gesund Böden und Lebensmittel ein: Erich Obergmeiner, Sepp Liebmann, Stefan Kurzmann, Rita Kratzer/Naturita, Heimo Ecker-Eckhofen und Hans Berghold. | Foto: Edith Ertl
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Ist der Boden gesund, gibt es viele Gewinner. Nicht nur, dass sich Bodenlebewesen in humusreicher Erde wohl fühlen, Äcker kommen ohne chemischen Pflanzenschutz aus und nehmen mehr Wasser auf, sodass die Erde bei Starkregen nicht so leicht weggeschwemmt werden kann. Sepp Liebmann ist ein Bodenschutzpionier und macht sich für Biodiversität (biologische Vielfalt) und regenerative Landwirtschaft (ohne Pestizide und Kunstdünger) in seiner Heimatgemeinde Fernitz-Mellach stark.

Mit 40 kam das Umdenken

„Mit 40 Jahren habe ich mein Leben verändert“, sagt der heute 46jährige. Nach Erwerbstätigkeit als Tischler und Produktdesigner führte ihn ein Vortrag im Radio zur regenerativen Landwirtschaft. Liebmann pachtete zehn Hektar Ackerflächen, die er fünf Jahre nicht umbaute. Bewirtschaftet hat er sie dennoch, denn „man muss den Boden immer grün halten, und was hier wächst, muss auch genutzt werden“, sagt Liebmann. Er hält nichts vom einmaligen Niederschlegeln, weil dabei Insekten getötet werden und unter dem Mulch Fäulnis entsteht. „Früher hat es viel mehr Milchbauern gegeben. Die nutzten das Heu. Dreimal im Jahr wurden die Wiesen gemäht“, sagt Liebmann, der als Bauernbub mit dem Heurechen aufwuchs und die Schnitte Heu und Grummet kennt.

Fünf Jahre gab er seinen Böden eine Verschnaufpause, im sechsten wurde wieder angebaut. Liebmann zeigt auf das saftige Roggenfeld in Mellach, das ohne Dünger und Spritzmittel auskommt. Das Geheimnis liegt im Aufbau von Humus und in der Grünhaltung von Flächen. „Zum gesunden Boden und gesunden Lebensmitteln kommt noch der Hangwasserschutz“, spricht Liebmann einen weiteren Aspekt für Biodiversität an. Starkregen schwemmen an Hangflächen die Erde weg. Humus im Boden speichert Wasser, die darauf befindlichen Pflanzen halten die Erde fest und fördern die Wasserinfiltration.

Stiller Tod im Boden

„Es braucht ein Umdenken“, sagt Liebmann und spricht mit dem Buch „das leise Sterben“ von Martin Grassberger einen weiteren Meilenstein in seinem Bestreben gegen die Bodenverarmung an. „Alle reden vom Mikrobiom im Darm. Ein gesundes Mikrobiom beim Menschen hängt ganz stark vom Mikrobiom des Bodens ab, denn wir leben davon, was auf dem Acker wächst“, bricht Liebmann eine weitere Lanze für ein vielfältiges Bodenleben. In Heimo Ecker-Eckhofen hat er einen Mitstreiter gefunden. „Bei der Speicherkapazität des Bodens macht Humus den Unterschied, ob die Krume vom Regen weggeschwemmt wird oder nicht“, sagt der Landwirt.

In Fernitz-Mellach wird der Hochwasserschutz auf mehreren Schienen verfolgt. So kommen Rückhaltebecken, deren Pläne bereits bei der Behörde eingereicht sind, bestätigt Gemeindevorstand Hans Berghold. Einen wesentlichen Faktor sieht die Gemeinde auch in Vorsorgemaßnahmen. Für nachhaltige Bewirtschaftung in Hanglagen gibt es Förderungen.

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