Graz-Umgebung Nord
So sparen Gemeinden als Kollektiv Energie ein

Im Privaten ist es möglich, mit einfachen Mitteln einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Aber wie sieht es im Kollektiv aus? | Foto: IgorVetushko/panthermedia
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  • Im Privaten ist es möglich, mit einfachen Mitteln einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. Aber wie sieht es im Kollektiv aus?
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In allen Bereichen wird aktuell über das Sparen von Energie gesprochen. Privatpersonen sind nicht nur mit erhöhten Kosten konfrontiert, sondern auch damit, dass es womöglich im Winter zu Engpässen kommen könnte. Genau deshalb soll rationiert werden. Aber wie sieht es mit den Gemeinden aus? Können ganze Communitys einen Beitrag dazu leisten? Wir haben nachgefragt.

GRAZ-UMGEBUNG NORD. Krieg, Krise, Knappheit: Energie sparen lautet das Gebot der Stunde. Obwohl es noch keinen Alarm gäbe, sei die Situation weiterhin angespannt, so Energieministerin Leonore Gewessler. Als Kollektiv tragen ganze Gemeinden einen entscheidenden Beitrag dazu. In Graz-Umgebung Nord gibt es unzählige Best Practice-Beispiele, wie Energie gespart wird – und so einige Ideen, was noch kommen soll.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

"Energie ist für uns lebensnotwendig. Sie bringt uns frisches Essen, nimmt unseren Kindern in der Nacht die Angst vor der Dunkelheit, vernetzt uns mit der Welt und bringt uns von A nach B. Ohne Energie aus fossilen Energieträgern hätten wir keine moderne Gesellschaft", sagt Statteggs Bürgermeister Andreas Kahr-Walzl. Doch die Gemeinde weiß auch, dass die Klimakrise ohne eine Energiewende nicht möglich ist. Das ist der eine Punkt, der andere ist die aktuelle Debatte um die Kapazitäten per se. 

Stattegg hat auf den Gemeindegebäuden Photovoltaikanlagen installiert, um sich selbst vom eigenen Strom speisen zu können. | Foto: zstockphotos/panthermedia
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Die Gemeinde bündelt beide Seiten und hat schon erste Schritte getan. Etwa mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage auf allen Gemeindegebäuden. Weiters sollen die Dämmwerte aller Gebäude geprüft und aktualisiert werden. Und: "Wir unterstützen unseren Nahwärmelieferanten bei der Umsetzung und Erweiterung des Netzes. Hier haben 60 Haushalte und zwei Siedlungen ihr Interesse bekundet. Da wir auch sehr viel Strom benötigen, werden Angebote für eine Energieoptimierung beziehungsweise besseren Ressourcenverteilung eingeholt", so Kahr-Walzl.

Müssen Gemeinden beim Energiesparen mehr zur Verantwortung gezogen werden?

Projekte von allen für alle

Die Marktgemeinden Gratkorn und Gratwein-Straßengel sind als Klima- und Energiemodellregion Grat² seit Kurzem in der Umsetzungsphase. Das bedeutet, dass die beschlossenen Projekte und Maßnahmen nun die Genehmigung durch den Klima- und Energiefonds erhalten haben und mit der Umsetzung gestartet werden kann.

Ein großer Teil der Maßnahmen beschäftigt sich mit dem Thema Energie, sowohl was die Energieproduktion auf kommunalen Flächen als auch die Reduktion des Energieverbrauchs betrifft. "Beide Gemeinden planen nun als ersten Schritt die Einführung einer Energiebuchhaltung, die die Energieverbräuche der kommunalen Gebäude regelmäßig aufzeichnet, um daraus dann Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten", verrät Koordinator Christoph Stangl.

Ob in den Schulen oder in Verwaltungsgebäuden: Die KEM Region Grat² plant eigene Energiesparprojekte. | Foto: Privat
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Denn auch die Energiekosten schießen für Gemeinden in die Höhe. Deshalb soll etwa in beiden Gemeinden in den kommenden beiden Schuljahren je eine Schule am Projekt 50/50-Energiesparen an Schulen des Klimabündnis teilnehmen. Im Rahmen der KEM wird es auch Energiesparprojektemit den Verwaltungsbediensteten geben, damit in den Ämter das Bewusstsein für sorgsamen Umgang mit Energie geschärft wird.

Eigene Energiebuchhaltung

Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich die Marktgemeinde Übelbach bereits mit dem Thema Energiesparen. Dazu gibt es sogar eine eigene Energiebuchhaltung. "Wir legen darauf wert, dass die Standards derart gewählt sind – Steuerungstechnik, Automatisierung und vieles mehr –, dass Energie erst gar nicht verschwendet werden kann", teilt Bürgermeister Markus Windisch gegenüber MeinBezirk.at mit.

Volle (Wasser-)Kraft voraus: Die Marktgemeinde Übelbach setzt auf eigenen, grünen Strom für die Bewohnerinnen und Bewohner. Das kommt ihnen in Zeiten von Energiekrisen zugute. | Foto: Gemeinde
  • Volle (Wasser-)Kraft voraus: Die Marktgemeinde Übelbach setzt auf eigenen, grünen Strom für die Bewohnerinnen und Bewohner. Das kommt ihnen in Zeiten von Energiekrisen zugute.
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Insgesamt hat sich das Projekt "1.000 ÜkW (PV- und Wasserkraftwerke in Übelbach mit insgesamt 1.000 kW Leistung)" schon ohne Energiekrise bezahlt gemacht, jetzt doppelt. "Da wir uns seit mehr als einem Jahrzehnt mit dem Thema Energiesparen beschäftigen, dürfen wir erfreut feststellen, dass mit Ausnahme von Kleinigkeiten kaum noch Sparpotenzial vorhanden ist", freut sich Windisch. Weiteres Energieeinsparpotenziale sei nur mit Leistungskürzungen möglich und geht mit Verzicht einher, der auch von der Bürgerin und dem Bürger ausgeht.

Von Anfang an dabei

Die Marktgemeinde Semriach ist seit 2006 e5- Gemeinde, eine eigene Energiebuchhaltung für alle kommunalen Anlagen, Gebäude und Fahrzeuge wurde im Gründungsjahr eingeführt. Dadurch wurde eine umfassende Kontrolle über die Strom-, Wasser-, Treibstoff- und Wärmeverbräuche möglich sowie ein eventuelles Einsparungspotenzial ersichtlich.

Besonders stolz ist Bürgermeister Gottfried Rieger auf ein Projekt, das zeigt, dass schon die Kleinsten echte Vorbilder sein wollen: "Die Mustersanierung der Volksschule Semriach im Jahr 2019 wurde mit dem 'European Energy Globe Award' ausgezeichnet. Die Kinder der 4. Klassen kamen auch dieses Jahr wieder in den Genuss der Ausbildung zum 'Energieschlaumeier'. Damit gibt es in der Marktgemeinde bereits 88 zertifizierte Energieschlaumeier", sagt er.

Beim Energiesparwettbewerb "Don Camillo und Peppone" zwischen Bürgermeister Gottfried Rieger und Pater Benedikt Fink wurden in Summe sagenhafte 41.000 kWh an Energie und Heizungswärme eingespart.  | Foto: Privat
  • Beim Energiesparwettbewerb "Don Camillo und Peppone" zwischen Bürgermeister Gottfried Rieger und Pater Benedikt Fink wurden in Summe sagenhafte 41.000 kWh an Energie und Heizungswärme eingespart.
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"Durch den Anstieg des Strompreises ist es natürlich notwendig, über Energiesparmaßnahmen nachzudenken. Derzeit wird das Thema 'Erneuerbare Energiegemeinschaften' intensiv bearbeitet. Erste Konzepte wurden bereits erstellt und Umsetzungen werden vorbereitet", so Rieger weiter.

Gebündelte Kräfte nutzen

Übelbach und Semriach sind neben Peggau, Frohnleiten und Deutschfeistritz auch Teil der Klima- und Energiemodellregion Graz-Umgebung Nord. Man zieht beim Thema Energie an einem Strang, etwa durch regelmäßige Gemeinde-Energieberatungstage, die für alle kostenlos sind. 

Best Practice-Beispiele werden bei der KEM auch vor den Vorhang geholt. Dazu gibt es das Projekt "Geschichten des Gelingens". Hier verraten Private, Unternehmerinnen und Unternehmer oder Initiatorinnen und Initiatoren von Projekten, die auf allen Gemeindeebenen erfolgversprechend sind, wie es gelungen ist, als Kollektiv Energie zu sparen. 

Ein Beispiel dazu:

Für Firmen gibt es darüber hinaus immer wieder Wirtschaftsstammtische, bei denen Expertinnen und Experten beraten, wie Ressourcen geschont werden können und gleichzeitig das Unternehmen Richtung Zukunft marschiert. 

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