Stammtisch in Gratkorn
Tacheles reden über die Diagnose Parkinson

Knapp 20.000 Österreicherinnen und Österreicher haben Parkinson, trotzdem will ein großer Teil nicht über die Erkrankung sprechen. | Foto: Priscilla Du Preez/Unsplash
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Der Stattegger Gerald Ganglbauer war 15 Jahre lang der österreichische Botschafter der Parkinson-Selbsthilfegruppen. Nun zieht er sich zurück. Zeitgleich entsteht in der Region ein neuer Stammtisch für Betroffene.

GRAZ-UMGEBUNG. Knapp 20.000 Menschen hierzulande haben die Diagnose Morbus Parkinson. Alle drei Jahre findet, organisiert von allen Organisationen weltweit, der World Parkinson Congress statt. Dieses Mal war es in Barcelona so weit – über 2.500 Menschen, Forschende und Betroffene waren dabei. Hier hatte Gerald Ganglbauer offiziell seinen letzten "großer Auftritt".
Der Autor und Verleger, der 2006 seine Diagnose erhielt, baute in Zusammenarbeit mit dem Wiener Neurologen Willibald Gerschlager die österreichische Parkinsonberatung auf und gründete als Wahlaustralia auch Down Under eine Gruppe sowie parkinsong.org, ein Musikprojekt mit Rockmusikerinnen und -musikern und Parkinson-Betroffenen.

Gerald Ganglbauer (r.) beim Abschluss in Barcelona. 15 Jahre lang war er Botschafter, nun zieht er sich zurück. | Foto: Privat
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"Es war ein emotionaler Moment im meinem Leben, weil es ganz schön bewegend ist, wenn 5.000 Hände gleich zwei Mal nur für dich klatschen, meine weltweite Arbeit für die Parkinson-Community anerkennen, mich ehren und mir herzlich danken, wohingegen man von der österreichischen Neidgenossenschaft meist nur angepinkelt wird", freut er sich über die Stimmung bei diesem Event. Und er fügt hinzu: "Das war das Finale einer 15-jährigen Tätigkeit als Parkinson-Botschafter."

Viele Pläne für die Zukunft

Auch Parkinsonline gibt es nicht mehr, der Abschied wurde bereits im März gefeiert. Ganglbauer rief das Projekt einst über Skype ins Leben, um einen regen Austausch zu fördern. "Es hat auch etwas Gutes, denn der zukünftige zu Wort kommende 'neue' Gerald wird kein österreichischer Michael J. Fox sein, sondern ein Musikproduzent mit Record-Labeln, ein Fotograf, der endlich einmal sein weltumspannendes Bildarchiv für einen Bildband sichten wird, und ein Gemeinderat, der sich für lokale Projekte engagiert. Das geht noch ein paar Jahre, denke ich", sagt er über seine Zukunftspläne. 

Der Gratkorner Gerhard Rucker gründet einen Stammtisch für Betroffene und Angehörige. | Foto: Privat
  • Der Gratkorner Gerhard Rucker gründet einen Stammtisch für Betroffene und Angehörige.
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Sein Wegbegleiter Gerhard Rucker aus Gratkorn gründet indes einen neuen Stammtisch für dir Region. "Ich habe das Gefühl, dass sich alle Betroffenen verstecken. Dabei ist der Austausch so wichtig", sagt Rucker. Er selbst hatte vor 12 Jahren die Diagnose erhalten, kennt daher auch alle Schattenseiten der Krankheit und will dafür sorgen, dass darüber gesprochen wird. Vor allem über Neuorientierungen, über das, was möglich ist und was nicht. "Die Krankheit schränkt mich ein. Die letzten eineinhalb Jahre, als ich noch bei Sappi gearbeitet habe, konnte ich trotz Medikamente kaum gehen. Aber man lernt, damit umzugehen und man lernt viele andere Menschen kennen, denen es gleich geht." 

  • Mit der Gründung eines Stammtisches will Rucker Kontakte knüpfen und ausbauen, sowohl unter Betroffenen als auch Angehörige. Treffpunkt, Ort und Zeit richtet sich nach dem Interesse, weshalb Interessierte gebeten werden, sich bei ihm entweder telefonisch unter 0699/81 58 75 99 oder per E-Mail an ruxt49@gmail.com zu melden.

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