Täter bekommt ein Gesicht

Der bislang unbekannte Täter bekommt nach Jahren ein Gesicht. Dank der Zeugenbeschreibung sind bereits einige Hinweise bei der Polizei eingelangt. | Foto: KK
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Der „Haarabschneider“ trieb wieder in Feldbach
sein Unwesen. Dieses Mal kam der Unbekannte nicht „ungesehen“ davon.

Der erste pikante Vorfall wurde 1995 publik. Tatort: Landeskrankenhaus Graz. Über 30 Angriffe im Raum Graz, Feldbach, Radkersburg und Deutschlandsberg sollten folgen – zuletzt am 27. April um 16.45 im Stiegenhaus eines Mehrparteienhauses in der Hammer-Purgstall-Gasse in Feldbach. Die Rede ist vom sogenannten „Haarabschneider“. Seine bevorzugten Opfer: Mädchen im Alter von vier bis sieben Jahren.

Täter schlug in Feldbach zu

„Der Täter hat drei Mädchen aufgelauert, und hat zweien davon die Haare abgeschnitten“, schildert Chefinspektor Werner Rampitsch vom Landeskriminalamt die aktuellen Fälle von Maresa und Fatima A. Bereits am 15. April schlug der unbekannte Täter um 13.35 Uhr ebenfalls in der Hammer-Purgstall-Gasse zu. Dieses Mal gab es einen Zeugen, der den Fahndern Hoffnung gibt.

Phantombild als Anhaltspunkt

„Ein junger Mann hat beobachtet, wie ein Erwachsener einer Frau und ihrer Tochter gefolgt ist und dem Mädchen die Haare abgeschnitten hat. Anhand seiner Aussage konnte erstmals ein klares Phantombild angefertigt werden. Bis jetzt ist der Täter immer zu schnell gewesen beziehungsweise konnten die sehr jungen Opfer keine genauen Angaben machen“, so Rampitsch. Gemäß dem Beamten handelt es sich beim Gesuchten um einen rund 35 bis 45-jährigen Mann stärkerer Statur (Details siehe Infokasten). Erste Hinweise sind beim Landeskriminalamt sowie der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Feldbach um Ansprechpartner Oskar Strauß eingetroffen. „Wir gehen gerade die Hinweise durch – arbeiten auf Hochtouren“, erklärt Strauß.

WOCHE erbittet Hinweise

Gemeinsam mit der Exekutive ruft die WOCHE zur Zivilcourage auf und bittet, jegliche Beobachtungen an die PI Feldbach (059/133/6120-100) oder das Landeskriminalamt Steiermark (059/133/60–333) weiterzuleiten.
„Wir vermuten, dass einige Übergriffe nicht angezeigt wurden. Viele haben Angst, diesen Schritt zu tun. Man weiß also nicht, wie groß die Dunkelziffer tatsächlich ist“, schließt Rampitsch weitere Fälle nicht aus. Ebenso wenig, dass es sich um mehrere Täter handelt. „In Feldbach gehen wir zwar davon aus, dass es sich um ein und denselben Mann handelt. Insgesamt ziehen wir aber zwei bis drei Täter in Betracht.“ Eingrenzen lässt sich derzeit die von den Delikten betroffene Region. Bislang war ausschließlich der Süden von Österreich betroffen.
Ident war die Vorgangsweise. „Es es beachtlich, dass dieses Muster schon so lange unverändert ist. Diese Tatsache weist also eher auf die Stabilität des Gewaltmusters hin“, analysiert die systemische Psychotherapeutin Ingrid Egger.

Täterprofil
Zeugenbeschreibung: Der Mann ist zwischen 35 und 45 Jahre alt, ist etwa 1,80 Meter groß und von kräftiger Statur. Er trägt eine Brille, hat braune kurze Haare und einen Oberlippen- und Kinnbart.

4 Fragen an
Ingrid Egger (systemische Psychotherapeutin in Graz)

Laut Landeskriminalamt ist das Phänomen des sogenannten Haarabschneiders bislang ausschließlich im Süden von Österreich aufgetreten. Sind Ihnen ähnliche oder gar gleiche Fälle bekannt und kann man ein mögliches Motiv ausmachen?

Mir persönlich sind aus meiner eigenen Praxis solche Fälle nicht bekannt. Ich erinnere mich allerdings an immer wieder in Aktion tretende Tierschänder.
Ohne die Biografie oder den Lebenskontext dieses Menschen zu kennen, ist es natürlich schwierig eine Aussage über sein Motiv abzugeben. Menschliches Sein und Handeln ist viel zu komplex, um es ursächlich zu erklären. Ich nehme an, dass es sich um einen Triebtäter handelt und die Haare der kleinen Mädchen möglicherweise so etwas wie ein Fetisch für diesen Menschen sind. Es könnte sich aber auch um einen psychotischen Menschen handeln, der sich wie von außen gesteuert und befohlen erlebt.

Es traf bislang Mädchen im Alter von vier bis sieben Jahren: lange Haare, zumeist blond. Wie erklären Sie sich diese Fixierung beziehungsweise dieses Muster?

Triebtäter agieren meist nach sehr klaren Mustern, da diese Handlung auch einen rituellen Charakter hat. Die Fixierung lässt sich jedoch wiederum nur im konkreten Gegenüber klären.
Der oder die Täter treiben seit 1995 in der Steiermark ihr Unwesen. Bis jetzt wurden die Opfer nicht verletzt oder sonstige Annäherungsversuche getätigt. Ist davon auszugehen, dass es der Täter bei seinem „Sammelzwang“ belässt, oder dass es auch zu gröberen Übergriffen kommen könnte?

Die Seele ist ein weites Land und natürlich könnte sich die Befriedigung durch den Erhalt des Mädchenhaares irgendwann nicht mehr einstellen und sich das Verlangen ausweiten. Dennoch ist es beachtlich, dass dieses Muster schon so lange unverändert ist. Diese Tatsache weist also eher auf die Stabilität des Gewaltmusters hin.

Die Vorfälle gehen am helllichten Tag über die Bühne. Zuletzt passierten die Delikte mitten im Feldbacher Stadtgebiet. Dieser Umstand machte es nun auch erstmals möglich, durch eine konkrete Zeugenaussage ein Phantombild zu erstellen – lässt die „Sucht“ unvorsichtig werden beziehungsweise fühlen sich der oder die Täter nach all den Jahren vielleicht schon zu sicher?

Möglicherweise, es könnte aber auch gerade in dieser zunehmenden Unvorsichtigkeit die Steigerung des Reizes und des Lustgewinnes liegen.

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