Energieraumplanung
Übelbach will raus aus der Rohstoff-Abhängigkeit
Die Marktgemeinde Übelbach hat als eine der ersten Gemeinden in Graz-Umgebung eine eigene Energieraumplanung durchgeführt. Dazu wurden auch die Bewohner:innen mittels Umfrage ins Boot geholt.
ÜBELBACH. Erneuerbare Energie, Klimakrise, mehr Regionalität und angesichts des Kriegs in der Ukraine: Raus der Abhängigkeit von Gas und Öl. Nicht wenige Gemeinden in Österreich gehen diesen Gedanken gerade durch. Übelbach geht schon einen Schritt weiter: Alle 1.850 Gemeindebewohner:innen konnten an einer Umfrage im Rahmen der Energieraumplanung teilnehmen, exakt 426 Antworten kamen zurück. Ein gutes Ergebnis.
Mut zu Veränderungen
Die Energieraumplanung soll das Spannungsfeld im Bereich der Produktion von erneuerbarer Energie sachlich aufarbeiten. Die Meinung der Bürger:innen ist dabei wichtig. "Mein Ziel für alle Übelbacher:innen ist weiterhin, ökologisch, sozial und ökonomisch von der Energiewende und unseren raumplanerischen Maßnahmen zu profitieren. Dass dazu die persönliche Betroffenheit unterschiedlich ist, ist mir bewusst. Wir werden aber die Herausforderungen unserer Zeit nur damit lösen, wenn wir das Einzelinteresse hintenanstellen, nicht an den eigenen Vorteil denken, sondern solidarisch, insbesondere hinsichtlich des Klimas, Friedens und der Gemeinschaft, handeln", sagt Bürgermeister Markus Windisch.
Bereits vor zwei Jahren hat das Projekt erste Formen angenommen. Nach dem Erarbeiten der Theorie ist es mit der Teilnahme an einem Fragebogen im Februar zur Praxis übergegangen. 96 Prozent der Befragten gaben an, dass der Ausbau von erneuerbarer Energiegewinnung wichtig oder sehr wichtig ist.
"Die Gesellschaft braucht nur mehr den Mut zur Verbesserung, damit diese in die Gänge kommt. Die Übelbacher:innen beweisen diesen. Ob und in welcher Form Ökostromprojekte in Übelbach umgesetzt werden bleibt die Entscheidung von engagierten Unternehmen, die Projekte einreichen und von den zuständigen Behörden, die den ökologischen Nutzen gegen die ökologischen Kosten auf Basis guter Naturschutzgesetze abzuwiegen haben."
Markus Windisch, Bürgermeister
Zwei Faktoren spielen mit
Auch Photovoltaikanlagen waren Teil der Umfrage. Häufig schwingt hier aber die Kritik nach, dass dafür Freiflächen verbaut werden, statt sie etwa auf Dächern, also schon vorhandener verbauter Fläche, zu installieren. "Selbstverständlich sind Photovoltaikanlagen auf Dachflächen beziehungsweise auf bereits versiegelten Flächen grundsätzlich zu bevorzugen. Für mich sind nur Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf Grenzertragsflächen denkbar."
Ziel ist es, die Energiewende bis 2030 zu schaffen – nicht nur für Österreich, die Gemeinde will ihren Beitrag dazu leisten. Um Photovoltaikanlagen wird man dementsprechend nicht herumkommen, obwohl, so der Bürgermeister, zwei Gegebenheiten die Umsetzung erschweren: zum einen die fehlende Stromnetz-Voraussetzung, insbesondere für Aufdachanlagen, da das Stromnetz zu schwach ist. Zum anderen sind Dachflächen im privaten Besitz. Hier benötigt es sowohl Bewilligungen und Zustimmungen als auch eine genaue Kontrolle der Bausubstanz.
"Ein von mir bereits vor einigen Jahren angesprochenes Thema, das ich auch bei der Gemeindeversammlung wiederholt habe: 'Wir brauchen größtmögliche Energieunabhängigkeit, weil Strom aus Wasser, Wind und Sonne aus Österreich Öko- und Friedensstrom ist, und wir brauchen größtmögliche Ernährungssouveränität, also mehr Regionalisierung in allen Sektoren."
Ein langer Weg?
Aber: Wie lange würde aus seiner Sicht der Schritt aus der Abhängigkeit realistisch betrachtet dauern? "Zu einem gewissen Grad ist man immer abhängig – was tun, wenn keine Sonne scheint, kein Wind wehr und im Winter weniger Wasser in den Bächen und Flüssen ist? Regionale Speicherlösungen sind noch Utopie. Wenn eine rechnerische Unabhängigkeit über das Jahr geschafft wird, haben wir unsere Möglichkeiten, gegen die Klimaverschlechterung im Bereich der Energieproduktion etwas zu tun, ausgeschöpft", sagt er. Parallel dürfen andere Aktivitäten, die zum Klimaschutz beitragen, aber nicht außer Acht gelassen werden.
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