Interview
Bürgermeisterwechsel: "Weichen für die Zukunft stellen"

Im Oktober soll die Übergabe offiziell über die Bühne gehen. Vorab haben Harald Mulle und Doris Dirnberger mit MeinBezirk.at gesprochen. | Foto: Marktgemeinde Gratwein-Straßengel
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  • Im Oktober soll die Übergabe offiziell über die Bühne gehen. Vorab haben Harald Mulle und Doris Dirnberger mit MeinBezirk.at gesprochen.
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Mit einer Presse-Einladung war die Katze offiziell aus dem Sack: Gratwein-Straßengels Bürgermeister Harald Mulle wird zurücktreten – er übergibt sein Amt an Doris Dirnberger. Offiziell soll es im Herbst dann so weit sein – mit Dirnberger übernimmt eine Frau das Amt in der größten Gemeinde des Bezirks. Wir haben die beiden zum Interview gebeten.

GRATWEIN-STRASSENGEL. In der Marktgemeinde kommt es zum Wechsel des Bürgermeisters. Aus gesundheitlichen Gründen wird Harald Mulle sein Amt niederlegen und an seine einstige Vize (2014 bis 2020) Doris Dirnberger übergeben, die aktuell Obfrau des Fachausschusses für Familien, Generationen, Gesundheit und Soziales ist (alle Infos: "Bürgermeister Harald Mulle übergibt sein Amt"). 

  • Herr Mulle, nach gut 20 Jahren als Bürgermeister und knapp 30 Jahren in der Kommunalpolitik – was nehmen Sie persönlich von der Zeit mit? 

Harald Mulle: Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, bevor ich Bürgermeister geworden bin. Damals bin ich durch die Gemeinde gefahren und habe an die große Aufgabe gedacht, die auf mich zukommt – zum einen war ich stolz, zum anderen war aber natürlich auch viel Respekt vor der großen Aufgabe da. Wenn ich jetzt die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann freue ich mich über die vielen tollen Projekte, die wir umgesetzt haben. Das, was mir über die ganzen Jahre jedoch am wichtigsten war, das war der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Wenn ich jemandem helfen konnte, dann hat mir das immer die meiste Kraft und Energie gegeben.

Doris Dirnberger war zwischen 2014 und 2020 Harald Mulles Vizebürgermeisterin. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Doris Dirnberger war zwischen 2014 und 2020 Harald Mulles Vizebürgermeisterin.
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  • Was war unter all den Projekten für Sie, persönlich, das wichtigste?

Die wichtigste Aufgabe in meiner ersten Zeit als Bürgermeister von Judendorf-Straßengel (Anm. d. Red.: Mulle war vor der Gemeindefusion 2015 Bürgermeister von Judendorf-Straßengel) war, neben zahlreichen Infrastrukturprojekten, die Entwicklung des Ortszentrums mit der Gestaltung des Hauptplatzes und der Öffnung des Parks. Seit der Fusion im Jahr 2015 war die Zusammenführung der vier unterschiedlichen Ortsteile eine meiner Kernaufgaben, die in sehr vielen Bereichen wirklich gut gelungen ist, manches wird noch zumindest eine Generation benötigen. Besonders freut es mich, dass sowohl die heimischen Vereine als auch die Bewohnerinnen und Bewohner unserer wunderschönen Marktgemeinde das Gemeinsame und die Zusammenarbeit in den Vordergrund stellen.

  • Was bedeutet Ihnen beiden Kommunalpolitik?

Doris Dirnberger: Kommunalpolitik ist für mich die Arbeit mit und für die Bevölkerung. Ich möchte für alle Anliegen ein offenes Ohr haben, um die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu erkennen, darauf einzugehen und schlussendlich nachhaltige Lösungen zu finden. Als Kommunalpolitikerinnen und -politiker sollten wir heute die Weichen für die Zukunft unserer Kinder stellen.

Harald Mulle: Kommunalpolitik bedeutet für mich, vor Ort für die Menschen da zu sein und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich möglichst alle wohlfühlen können. Das bedeutet, die Infrastruktur, für die die Gemeinde zuständig ist, so zu gestalten, dass sie für alle den größtmöglichen Nutzen hat.

  • Wohin ist Ihrer Meinung nach die Marktgemeinde gegangen, welche Potenziale gibt es noch?

Doris Dirnberger: Die letzten Jahre waren aufgrund der Gemeindezusammenlegung davon geprägt, die Menschen und auch die Strukturen der einzelnen Ortsteile zusammenzubringen und Systeme zu vereinheitlichen. Ich möchte die gute Entwicklung der letzten Jahre weiterführen und sicherstellen, dass es auch weiterhin ausreichend Wohnraum und zukunftsfitte Arbeitsplätze gibt. Außerdem ist es mir ein persönliches Anliegen, gerade in so herausfordernden Zeiten, die Menschen in unserer Gemeinde bestmöglich zu unterstützten.

Seit der Gemeindefusion 2015 ist die Marktgemeinde gewachsen. Seither wurden viele Projekte umgesetzt. | Foto: Erwin Weingrill
  • Seit der Gemeindefusion 2015 ist die Marktgemeinde gewachsen. Seither wurden viele Projekte umgesetzt.
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Harald Mulle: Wichtig ist, die Lebensqualität in unserer Marktgemeinde. Es gilt die Gratwanderung zwischen einer guten Infrastruktur und dem wichtigen Thema Bodenschutz zu schaffen. Hier die richtige Balance zu finden, ist eine große Herausforderung und das ist uns in den letzten Jahrzehnten gut gelungen. Projekte wie die Erarbeitung des räumlichen Leitbildes für das gesamte Gemeindegebiet oder aber auch die Ortskernentwicklung, wo unter Einbindung der Bevölkerung Konzepte erarbeitet werden sind Meilensteine für den Erhalt des Gleichgewichts zwischen benötigter Infrastruktur und dem Erhalt von grün- und landwirtschaftlichen Flächen. Ich bin stolz ein bestens ausgebildetes und motiviertes Team aufgebaut zu haben und bin mir sicher, dass unsere Gemeinde auch in Zukunft ein Vorbild für viele Gemeinden in Österreich ist.

  • Frau Dirnberger, mit ihrer neuen Funktion werden Sie als Frau das Amt bekleiden und auch die "Ortschefin" der größten Gemeinde im Bezirk sein. Wie bereitet man sich darauf vor? Wie wichtig ist es, Frauen in der Politik Gehör zu verschaffen?

Als Frau die Möglichkeit zu bekommen, dieses Amt auszuüben, ist für mich ein Auftrag und auch eine Verpflichtung, diese Chance wahrzunehmen. Es ist wichtig, dass wir gerade in der Politik mehr Frauen haben, die sich engagieren und ihre Ideen in die Kommunalpolitik einbringen. Frauen setzen womöglich andere Schwerpunkte, wodurch es in vielerlei Hinsicht zu einer Bereicherung kommt. Aber natürlich verstehe ich das Amt des Bürgermeisters, der Bürgermeisterin unabhängig vom Geschlecht zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger. Es ist eine Herausforderung für mich, die ich jedoch voller Zuversicht annehme und auf die ich mich sehr freue. Die Vorbereitungszeit bis zum Oktober werde ich bestmöglich nutzen, um von der langjährigen Erfahrung Harald Mulles zu profitieren.

So haben Koalition und Opposition auf die Nachricht reagiert:

So reagieren Koalition und die Opposition

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