Kriegsende im Schöcklland Teil vier
Sieger bestimmten die Regierung mit

Der Schöckl steht im Mittelpunkt der Regierungsbildungen nach dem Weltkrieg. | Foto: Posch TV Filmproduktion
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Am 8. Mai jährte sich zum 80. Mal das Ende der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs – zugleich der Beginn der Zweiten Republik und einer neuen demokratischen Verfassungsära in Österreich.

ST. RADEGUND. MeinBezirk beleuchtet in einer mehrteiligen Serie mit dem Historiker Franz Christian Weber aus der Gemeinde St. Radegund die Umbruchszeit und dabei wird erstmals der Fokus auf die Bildung der provisorischen Gemeindevertretungen und deren Herausforderungen gelegt. Heute liegt der Schwerpunkt auf der provisorischen Regierungsbildung.

Regierung mit Hindernissen

Mit der Unabhängigkeitserklärung nahm die provisorische Staatsregierung am 27. April ihre Tätigkeit auf. Unter dem Staatskanzler Karl Renner amtierten als politische Beiräte Adolf Schärf (Sozialdemokraten/neu SPÖ), Leopold Kunschak (Christlichsoziale Volkspartei/neu ÖVP) und Johann Koplenig (KPÖ). Vertreten waren die drei demokratischen Parteien in allen Resorts, teils in führender Position, teils in untergeordneter. Durch die paritätische Besetzung sollte die KPÖ abgesichert werden, so auch später in der Steiermark auf Länder- und Gemeindeebene.

SPÖ – Stimmzettel: die Stimmzettel wurden vorgedruckt von den Parteien ausgegeben. Sie mussten nur mehr in der Wahlzelle ins Kuvert gesteckt und in die Urne geworfen werden. Die zweite Möglichkeit bestand darin, dass die Wähler und Wählerinnen von der Wahlkommission einen Zettel erhielten, auf den sie den Namen der Partei bzw. eines Kandidaten schrieben und diesen ins Kuvert steckten | Foto: Neue Zeit – Wochenblatt der Sozialistischen Partei für Steiermark Anno
  • SPÖ – Stimmzettel: die Stimmzettel wurden vorgedruckt von den Parteien ausgegeben. Sie mussten nur mehr in der Wahlzelle ins Kuvert gesteckt und in die Urne geworfen werden. Die zweite Möglichkeit bestand darin, dass die Wähler und Wählerinnen von der Wahlkommission einen Zettel erhielten, auf den sie den Namen der Partei bzw. eines Kandidaten schrieben und diesen ins Kuvert steckten
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Proklamation und Staatsregierung hatten aber zunächst nur in den von der Sowjetunion befreiten Gebieten (Wien, Burgenland und teilweise Niederösterreich) Geltung: Das restliche Österreich befand sich noch im Kriegszustand bzw. war dem NS-Regime ausgesetzt. Außerdem wurde von den anderen Alliierten die Regierung unter russischer Patronanz nicht anerkannt. Erst ein halbes Jahr später konnte die Staatsregierung österreichweit agieren, auch weil sich die Länder für diese Staatsregierung und die Einheit Österreich aussprachen.

Karl Renner: Staatskanzler der 1. und 2. Republik sowie 1. Bundespräsident der 2. Republik. | Foto: Bildarchiv der ÖNB
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Mehrere Anläufe

In der Steiermark wurde am 8. Mai 1945 eine provisorische Landesregierung gebildet, nachdem Gauleiter und Reichsstatthalter Sigfried Uiberreither geflohen war. Diese erste Regierung, bestehend aus Reinhard Machold und Alois Dienstleder, wurde nach nur zwölf Stunden vom russischen Kommandanten aufgelöst. Am 15. Mai trat eine neue Landesregierung mit je drei Vertretern von SPÖ, ÖVP und KPÖ ins Amt: Machold (SPÖ) war Landeshauptmann, Dienstleder (ÖVP) und Elser (KPÖ) seine Stellvertreter. Auf Druck der britischen Besatzungsmacht wurde später eine dritte Regierung mit geänderter Sitzverteilung gebildet: 4 SPÖ-, 3 ÖVP- und 2 KPÖ-Mitglieder. Die erste Sitzung fand am 10. August im Beisein der Briten statt.

Reinhard Machold im Gespräch mit dem Chef der Militärregierung in der Steiermark Oberst A.C. Wilkinson | Foto: Neue Steirische Zeitung v. 10.Aug.1945 Anno
  • Reinhard Machold im Gespräch mit dem Chef der Militärregierung in der Steiermark Oberst A.C. Wilkinson
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Die Nationalrats- und Landtagswahlen wurden für den 25. November angesetzt – die ersten seit 1932. NSDAP-Mitglieder waren ausgeschlossen. Die ÖVP errang im Nationalrat mit 85 Mandaten die absolute Mehrheit, die SPÖ erhielt 76, die KPÖ 4. Die Wahlbeteiligung lag bei 94 Prozent. Auch bei der steirischen Landtagswahl erreichte die ÖVP die Mehrheit (26 Mandate), die SPÖ bekam 20, die KPÖ 2. Nach der Konstituierung des Landtags am 12. Dezember wurde am 28. Dezember die neue Landesregierung gewählt: LH wurde Anton Pirchegger (ÖVP), Vize-LH R. Machold (SPÖ). Die KPÖ war nicht mehr vertreten. Die Gemeinderäte wurden vorerst entsprechend den Nationalratswahlergebnissen besetzt; allgemeine Gemeinderatswahlen fanden erst am 23. April 1950 statt, auch im Schöcklland.

Weitere Beiträge zur Serie:

Britische Besatzungszeit im Bergland

Zwischen Befreiung und "Gottesplage"

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