Bürgermeisterwechsel
So reagieren Koalition und die Opposition
Wie berichtet gab es gestern in Gratwein-Straßengel offiziell die Nachricht, dass Bürgermeister Harald Mulle nach knapp 20 Jahren sein Amt zurücklegt und an Doris Dirnberger übergibt. Wie reagieren Grüne, ÖVP, FPÖ und die UGS? Wir haben nachgefragt.
GRATWEIN-STRASSENGEL. Mehr oder minder sind es gesundheitliche Gründe, die Harald Mulle dazu bewegen, seine Arbeit als Bürgermeister der größten Gemeinde im Bezirk ruhen zu lassen (wir haben ausführlich darüber berichtet, siehe: "Bürgermeister Harald Mulle übergibt sein Amt"). Abgesehen von all den Projekten, die in seiner Amtszeit umgesetzt werden konnten, wird sein Name aber auch häufig dann erwähnt, wenn es zum politischen Hickhack mit der Opposition gekommen ist.
Es ist kein Geheimnis, dass die Opposition eine Zusammenarbeit mit der Person Mulle kritisiert hat. Man war nur selten einer Meinung, meist schon aus Prinzip. Vor allem seit der Gemeindefusionierung im Jahr 2015.
- Wie reagieren nun die Gemeindepolitikerinnen und -politiker? Wir fassen für euch die Reaktionen zusammen.
Die Stimmen der Grünen
Die erste, von der eine Wortmeldung kam, ist Vizebürgermeisterin Johanna Tentschert von den Grünen. Im Name der Grünen Gratwein-Straßengel möchte sie sich für "die wertschätzende Zusammenarbeit bedanken, die wir bis zu seinem geplanten Rücktritt gut fortsetzen werden", teilt sie mit. Tentschert sieht die Entscheidung Mulles aber auch als Chance, "nach den vielen Querelen endlich wieder zu jener konstruktiven Zusammenarbeit im Gemeinderat zu kommen, die sich die Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten", nimmt sie die Opposition in die Pflicht und fügt hinzu:
"Von der Stärkung der Ortskerne über die Entwicklung zur klimaneutralen Gemeinde bis hin zu ortsverträglichen Mobilitätslösungen liegen große Aufgaben vor uns. Diese können wir nur gemeinsam lösen. Es geht um ein attraktives, zukunftsfähiges und gemeinsam getragenes Leitbild für die Gemeinde, das wir mit der Bevölkerung umsetzen."
Johanna Tentschert
Die Stimmen der FPÖ
Von den Freiheitlichen kommen ähnliche und doch sehr unterschiedliche Töne. Man hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen roten Team. "Der Rücktritt von Bürgermeister Harald Mulle kam überraschend, aber ich respektiere seine Entscheidung, das Bürgermeisteramt aufgrund gesundheitlicher Probleme zurückzulegen und wünsche ihm alles Gute für den weiteren Lebensweg. Auch bei Gerald Murlasits möchte ich mich für seinen unermüdlichen Einsatz bedanken. Er war immerhin 28 Jahre in der Kommunalpolitik tätig und für mich einer der letzten roten Politiker, der Handschlagqualität bewiesen hat", sagt Gemeindevorstandsmitglied Manfred Zettl.
Er hofft, dass Dirnberger das Gespräch mit der FPÖ und der Opposition sucht – mit Mulle habe man immerhin nicht immer gut zusammengearbeitet. Dazu wird er politisch noch konkreter und sagt:
"Natürlich hat sich die Opposition auf Harald Mulle eingeschossen. Wir warten auf eine Gesprächseinladung von Doris Dirnberger. Davon hängt ab, wie wir weiter vorgehen. Wenn sie die gleiche Linie fährt und zu keinen Kompromissen bereit ist, dann wird es keine gute restliche Zusammenarbeit aus unserer Sicht geben."
Manfred Zettl
Die Stimmen der ÖVP
"Die Entscheidung von Bürgermeister Mulle ist natürlich zu respektieren, ich wünsche Harald für seine weiteren Lebensweg, vor allem gesundheitlich alles Gute. Bekanntermaßen gab es zwischen Bürgermeister Mulle und mir einige politische Differenzen, vor allem bei weitreichenden Entscheidungen wie Umwidmungen, Verbauung und Entwicklung in Gratwein-Straßengel", teilt hingegen der zweite Vizebürgermeister Mario Schwaiger von der ÖVP mit.
Für Murlasits bläst er in dasselbe Horn wie Zettl und bedankt sich bei ihm dafür, "auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen" versucht zu haben, "alle Fraktionen mit einzubinden". Und wie wird die Zusammenarbeit mit Dirnberger wohl aussehen? Dazu sagt er:
"Es wird aber darauf ankommen, ob wir nun wirklich ernsthaft miteingebunden werden und es eine ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe gibt. Es liegt also in erster Linie an der designierten Bürgermeisterin, wie die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen wird. Wir sind auf alle Fälle zu einer konstruktiven Zusammenarbeit bereit."
Mario Schwaiger
Stimmen der Liste UGS
Wer das politische Zusammenleben in der Marktgemeinde kennt, durfte schon auf die Reaktion von Gemeinderat Christian Strobl von der Bürgerliste Unser Gratwein-Straßengel gespannt sein. Denn wer die letzten Jahre der Gemeindepolitik (medial) verfolgt hat, weiß, dass es zwischen Strobl und Mulle des Öfteren zu Auseinandersetzungen kam. Anzeige und Gegenanzeige waren dann zum Beispiel die Folge. "Wir respektieren die Entscheidung von Harald Mulle und wünschen ihm auf seinem weiteren Lebensweg viel Gesundheit und alles Gute", teilt der Gemeinderat mit.
"Da sich der – für uns nicht unerwartete - Abgang von Harald Mulle nun bis Oktober hinzögert, bietet den designierten Doris Dirnberger und Gernot Papst die Chance, auf alle Fraktionen zuzugehen, eine 180-Grad-Kehrtwende ihrer bisherigen Politik einzuleiten, den politischen Flurschaden zu beseitigen und ausreichend Vertrauen zu schaffen, sodass eine breite Zusammenarbeit zum Wohle unserer Gemeinde möglich wird."
Angesprochen darauf, wie eine Unterstützung eines anderen SPÖ-Politikers beziehungsweise mit Doris Dirnberger einer SPÖ-Politikern als Ortschef bzw. Ortschefin nun vorstellbar ist, gibt es eine klare, ehrliche Aussage:
"Bis dato gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der gesamten SPÖ äußerst schwierig, da viele Entscheidungen ja auch vom Rest der SPÖ mitgetragen und unterstützt wurden. Wir – und das galt für uns immer – haben uns seiner gedeihlichen Zusammenarbeit nie verwehrt, allerdings wurde das Vertrauensverhältnis mehrfach nachhaltig zerstört.
"Aus jetziger Sicht ist eine Wahl/Unterstützung von Doris (ebenso wie die von Gernot [Papst] oder Martina [Auer) derzeit unvorstellbar. Wir hatten auch nach der letzten Wahl Gespräche mit Harald und Gernot, die uns derart herablassend behandelt haben, dass wir uns entschlossen haben, eine Allianz ÖVP-FPÖ-UGS-Grüne gegen die SPÖ zu finden, was schlussendlich nur an den Grünen gescheitert ist. Es verbleiben aber doch einige Monate, um meine/unsere Meinung zu ändern, aber da sind jetzt die neuen Verantwortlichen in der SPÖ am Zug. Es liegt also einzig und allein an Doris und Gernot entweder auf uns zuzukommen beziehungsweise auf unsere Vorschläge zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit ernsthaft mit uns zu diskutieren oder es gibt eben zwei Jahre Wahlkampf."
Christian Strobl
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