„Der Goldgräber vom Pickelbach“
Neuer Roman von Otto Köhlmeier
Autor Otto Köhlmeier hat ein neues Buch geschrieben.
Seit fünfunddreißig Jahren lebt er nun schon im Südosten der Steiermark, zwanzig Kilometer außerhalb von Graz, in einem alten Mühlenanwesen, das er gemeinsam mit seiner Frau zu einem kulturellen Zentrum, zur Elxenbacher Kunstmühle, ausbaute: der gebürtige Vorarlberger Otto Köhlmeier, der vor über fünfzig Jahren an der Grazer Kunstuniversität Schauspiel und Regie studierte, ehe er als Theaterschaffender und Bühnenkünstler im deutschsprachigen Raum unterwegs war. In der Corona-Zeit, in der er – wie so viele andere Kunstschaffende auch – zur Stille gezwungen war, griff Otto Köhlmeier wieder sein schriftstellerisches Tun auf, dem er sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder nur sporadisch widmete. Und vollendete das eine und andere Werk. So erschien kürzlich sein Roman „Eugen Adolf Kraxner – der Goldgräber vom Pickelbach“.
Aus dem Dorfleben
In diesem über vierhundert Seiten starken Roman schildert Köhlmeier in bissig-böser Form das Dorfleben in den Jahren des Hitlerfaschismus und der Zeit danach. Eine junge Frau schlägt sich in den Jahren der faschistischen Barbarei als Dienstmagd durch. Am Hofe des größten Dorfbauern hat sie ihre Kammer. Ihr einziges Kapital ist ihr junger Körper. Den nutzt sie, um überleben zu können und stellt ihn den männlichen Dorfoberen zur Verfügung. Kaufmann, Schlossermeister, Pfarrer, Fleischer, Großgrundbesitzer ... alle kommen und holen, gegen kleine Gaben, was sie brauchen. So ist auch nicht klar, wer der Vater des Kindes der Dienstmagd ist, für das es jede Menge potentielle Anwärter gibt.
Mit dem Ende des Krieges kommen die Russen ins Dorf. Die Dörfler wechseln Fahne und Gesinnung und werden über Nacht zu aufrechten Antifaschisten. Weil die Russen aber nicht nur Freunde brauchen können, sondern auch nach Tätern verlangen, wird die Dienstmagd, dieses Flittchen, samt ihrem Balgen geopfert. Beide werden sie nach Sibirien verfrachtet. Sechzehn Jahre später, in einem Kolchos hundert Kilometer südöstlich von Yakutsk zu einem jungen Mann gereift, kehrt der Sohn der Dienstmagd zurück ins Dorf seiner Zeugung und Kindheit und rächt sich an ihm und seinen Vätern.
Von Ängsten und Freuden
Äußerst unterhaltsam erzählt Köhlmeier vom Leben im Dorfe und den Ängsten und Sorgen, den Freuden und Gelüsten der Dörfler. Auch wenn der Autor im Nachspann des Buches schreibt, dass der Ort der Handlung frei erfunden ist, wird allein schon durch den Titel klar, in welcher Gegend die Geschichte angesiedelt ist. Mit jeder Menge Ironie und viel satirischem Tiefgang entsteht so ein Zeitkolorit, das die Jahre zwischen 1938 und 1961 vergnüglich wiederauferstehen lässt. Und das (nicht nur manchen Oststeirer aus dem Raume Sankt Marein und Umgebung) dies und jenes wiedererkennen lässt.
Claudia Wagner
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