Am Land fehlt ärztlicher Rat

Zweifel bei Ärzten: Eine Ordination zu eröffnen ist mit hohen Kosten, viel Arbeit und kritikwürdiger Entlohnung verbunden. | Foto: Shutterstock/PathDoc
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Mal schnell im ländlichen Raum zum Hausarzt des Vertrauens gehen und Rat aufsuchen, ist nicht mehr so einfach, wie es einmal war. Denn sich als Arzt am Land anzusiedeln, wird immer unattraktiver.

Nur 61 Ärzte

Wirkt die Anzahl von 142 Ordinationen für Allgemeinmediziner im Bezirk Graz Umgebung bei rund 151.100 Bewohnern – und somit einem Verhältnis von etwa 1060 Patienten pro Ordination – in Zeiten der ständigen Diskussion über schwindende Landärzte noch relativ akzeptabel, wird es bei genauerer Betrachtung der Kassenstellen bitter: Lediglich 61 Ärzte für Allgemeinmedizin haben im Bezirk Graz-Umgebung einen Vertrag mit der Steirischen Gebietskrankenkasse, 59 mit der BVA und SVA. Über ein Drittel der niedergelassenen Allgemeinmediziner in Graz-Umgebung führt seine Ordinationen als Wahlarzt.

Verhältnismäßig?

Im nördlichen Teil von Graz-Umgebung versorgt ein Allgemeinmediziner rund 2.500 bis 3.000 Patienten. So kommen in Gratwein-Straßengel vier Hausärzte auf 13.000 Einwohner, ein Arzt betreut somit 3.250 Einwohner. In Deutschfeistritz sind es zwei Landärzte bei insgesamt 4.250 Menschen, Peggau, mit über 2.000 Bewohnern, wird von einem Allgemeinmediziner versorgt und Gratkorn zählt drei Ordinationen bei rund 7.800 Einwohnern.

Ewiger Kampf

Einen ewigen Kampf scheint es zwischen der Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer zu geben. Bereits vor Jahren referierten Experten über die Problematik der schwindenden Landärzte. Brisant wurde das Thema im Jahr 2013, als eine statistische Erhebung bestätigte, dass 57 Prozent der Allgemeinmediziner in Graz-Umgebung über 50 Jahre alt sind, es aber stetig Probleme gibt, neue Stellen nachzubesetzen – und das Problem ist auch vier Jahre später nicht verschwunden. Damals betonte der Chirurg Andreas Botzlar im Gespräch mit der Ärztekammer, wie wichtig es sei, eine Lösung zu finden. Kritik gab's in Richtung Politik: "Ein Problem, das es nicht gibt, bedarf auch keiner Lösung. Beispielsweise wird insbesondere von den Kostenträgern zur Negierung des Ärztemangels jedes Jahr auf die immer neuen Höchstzahlen berufstätiger Ärztinnen und Ärzte hingewiesen." Mehrarbeit gehört bei Jungmedizinern inzwischen wie selbstverständlich zum Berufsbild, weshalb die Beliebtheit des Jobs bei den Jungen nachlässt. Gerade ältere Menschen brauchen jedoch eine umfassende Behandlung und im Idealfall den Hausarzt vor der Tür.

Attraktivität steigern

Um den Beruf des niedergelassenen Arztes wieder attraktiver zu machen, versucht die Ärztekammer mit der Gebietskrankenkasse ein Jobsharing-Modell für niedergelassene Ärzte durchzusetzen. Ziel ist es, dass sich zwei niedergelassene Ärzte der gleichen Fachrichtung eine Kassenstelle als Gleichberechtigte teilen. Damit könnten die heutigen Anforderungen der Balance zwischen Beruf und Freizeit sowie der Vereinbarkeit von Job und Familie besser gelebt werden und die Attraktivität des Arztberufs würde wieder steigen, ist die Ärztekammer überzeugt. Die GKK zeigt sich nicht ganz abgeneigt, wägt jedoch unterschiedliche Bedingungen ab. Angesichts der heranrollenden Pensionierungswelle bleibt nur zu hoffen, dass es bald eine Lösung zugunsten der Bevölkerung gibt.

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