Rot-Weiß-Rot-Karte gegen Abschiebung
Zwölf steirische Gemeinden, darunter Gratwein-Straßengel, haben sich mit einem mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss gegen die Abschiebung von Asylwerbern, die eine Lehre in einem Mangelberuf machen, ausgesprochen (die WOCHE hat berichtet). Unterstützung kommt dabei auch von der Wirtschaftskammer. Wir haben mit WKO-Regionalstellenleiter Stefan Helmreich über Chancen und Pflichten gesprochen.
Rot-Weiß-Rot-Karte
Der Vorschlag, anerkannte Flüchtlinge bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres am Arbeitsmarkt durch eine Lehre richtig Fuß fassen zu lassen, wird von der Wirtschaftskammer Steiermark begrüßt. Voraussetzung dafür ist die betriebliche Lehre in einem Mangelberuf – und die Liste dieser ist lang. Ziel ist die Ausbildung von Fachkräften und damit einhergehend die Stärkung der heimischen Wirtschaft. "Vorgesehen ist, die Lehrzeit zu beenden, danach soll der Umstieg auf die Rot-Weiß-Rot-Karte erfolgen, die Drittstaatsangehörigen einen unbeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht", sagt Helmreich. Dazu gab es auch jüngst einen einstimmig positiven Beschluss des steirischen Wirtschaftsparlaments.
Kritisch sieht er hingegen das Vorgehen der Gemeinderäte: "Gemeinden sollen Gemeindepolitik machen. Für derartige Angelegenheiten gibt es das Bundesgesetz."
Gegenseitiger Beitrag
Die Vorteile liegen auf der Hand. "Zum einen ist es nur sinnvoll, jemandem die Chance auf eine Ausbildung zu geben. Zum anderen kann der Lehrling etwas zurückgeben. Der Ausbilder investiert nämlich in die Ausbildung, bis der Lehrling am Ende eine hundertprozentige Arbeitskraft ist. Der Lehrherr soll also die Versicherung haben, dass der Lehrling seine Lehre beendet und dass er fertig ausgebildet einen Beitrag zur Wirtschaft leistet", so der Regionalstellenleiter.
Fachkraft ist Mangelware
Für Unternehmer Robert Köppel aus Gratkorn ist die Lehre nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung, sondern auch ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft. "Zur Integration gehört Arbeit halt dazu. Niemand darf abgeschoben werden, wenn er arbeitet", sagt er. Köppel selbst spürt den Mangel an Fachkräften. "Es gibt immer Probleme bei der Suche nach geeignetem Personal. Arbeit gibt es zwar genug, nur Leute, die anständig anpacken wollen, sind Mangelware geworden. Es fehlen überall Ressourcen. Wir sind ja schon so weit, dass es selbst an arbeitswilligen Hilfsarbeitern fehlt. Heute ist das noch schlimmer als früher." Daher appelliert er als Unternehmer auch an andere: "Wir müssen zusammengreifen. Es geht um Solidarität. Es gibt so viele Sparten, wo dringend Leute aufgenommen werden müssen. Damit sichern wir auch die heimischen Unternehmen." Dabei sei, meint Köppel, auch die Politik gefragt.
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