The Cake Escape
Eine virtuelle Band erobert digitalen und realen Raum

Die fünf Bandmitglieder der virtuellen Band "The Cake Escape" sind geboren aus einem bunten Regenbogenkuchen und setzen sich für Vielfalt, Einigkeit und Gleichwertigkeit ein.  | Foto: ONIMO Studios
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  • Die fünf Bandmitglieder der virtuellen Band "The Cake Escape" sind geboren aus einem bunten Regenbogenkuchen und setzen sich für Vielfalt, Einigkeit und Gleichwertigkeit ein.
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Kein erhobener Zeigefinger: Mit Musik, Tanz, auf Wandbildern und bald auch in Comics möchte die virtuelle Band "The Cake Escape" niederschwellig, unterhaltsam und mit einem positiven Ansatz für Antidiskriminierungsthemen sensibilieren. Wir stellen die Band aus Graz vor.

GRAZ. Nima, Yùn, Zola, Gigi und Luca haben keine Lust, sich in Schubladen stecken zu lassen. So bunt wie die fünf Mitglieder der virtuellen Grazer Band sind, so vielfältig und tolerant wünschen sie sich auch unsere Gesellschaft. Mit Musik, Tanz und anderen Kunstformen im digitalen wie realen Raum singen und tanzen "The Cake Escape" gegen Rassismus und Frauenfeindlichkeit an und werben mit "diversity, equality, unity", also Vielfalt, Gleichwertigkeit und Zusammengehörigkeit, für ein besseres Miteinander. Auf drei großen Wandbildern sind die Cartoons mittlerweile schon in Graz zu sehen. Das neuste unter ihnen ist seit Kurzem am Stadtbalkon zu finden – von der Radetzkybrücke aus leuchtet es einem schon von Weitem entgegen. Zu sehen sind sind die Cartoons aus der virtuellen Band beim Drachenbootfahren. Die Massage: "Mit Zusammenhalt und in unserer Vielfältigkeit, erreichen wir gemeinsam das Ziel."

Doch wer sind "The Cake Escape" eigentlich und wie funktioniert eine virtuelle Band? Wir haben die Bandmanagerinnen Lilly Jagl und Yue-Shin Lin getroffen, um mehr über das Projekt zu erfahren. 

Die Bandmanagerinnen Yue-Shin Lin und Lilly Jagl (v.r.) mit ihrer Band.  | Foto: ONIMO Studios
  • Die Bandmanagerinnen Yue-Shin Lin und Lilly Jagl (v.r.) mit ihrer Band.
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Antidiskriminierung und Awareness

Der Look der "Cakies", wie die Bandmitglieder liebevoll von ihren Managerinnen genannt werden, entstammt der Feder von  Grafikerin Yue-Shin Lin. "Die ganze Idee ist entstanden während der Pandemie, weil es da vermehrt rassistische Äußerungen gegenüber asiatisch gelesenen Personen gab. Und weil ich meiner Tochter etwas über Rassismus erklären wollte, haben wir begonnen, Figuren zu zeichnen, die verschiedene Merkmale, Eigenschaften und Aussehen hatten", erinnert sich Lin. Gemeinsam mit Lilly Jagl, Expertin für Musik und Kommunikation, gründeten Yue-Shin Lin und ihre Tochter dann 2021 die Band. Das Anliegen: über die Musik Antidiskriminierungsthemen zu vermitteln und auf eine unterhaltende Art und Weise Awareness zu schaffen. 

Natürlich stehen hinter den virtuellen Bandmitgliedern von "The Cake Escape" auch reale Sängerinnen, die den Cartoons eine Stimme geben. Alle Vocals wurden von Jagl und Lin sehr bewusst ausgewählt. "Uns war wichtig, dass sie verstehen was wir vermitteln wollen oder das selbst erlebt oder erfahren haben. Deswegen haben alle Sänger:innen ebenfalls einen Migrationshintergrund oder -vordergrund, wie man es nennen mag", erzählt Lin. 

"Woher kommst du wirklich?"

Der erste Song der Band, erschien im Dezember vergangenen Jahres, in Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten Georg Hartwig. In dem Lied "We Are The Cake Escapers" stellen sich die Charaktere vor und weichen der immer wiederkehrenden und zumeist unliebsamen Frage nach der "eigentlichen" Herkunft mit fantasievollen Antworten aus. "Mein Zuhause ist die Welt, weil's mir überall gefällt" heißt es in einer Zeile. Während sich auch die Frage stellt, ob es nicht ganz egal ist, wo man herkommt, lautet ihre abschließende Antwort: "Every color, every shape, born from the rainbowcake." (Jede Farbe, jede Form, geboren aus dem Regenbogenkuchen).

"Es geht immer nur ein Einordnen bei dieser Frage, selten ist es ehrlich gemeintes Interesse", beschreibt Bandmanagerin Lilly Jagl. Gerade weil Menschen mit internationaler
Familiengeschichte sehr häufig in solchen Situationen stecken, soll der Song "einerseits betroffenen Personen zeigen, dass sie damit nicht alleine sind und andererseits auch darauf aufmerksam machen, dass es vielleicht nicht immer angebracht ist, diese Frage zu stellen", ergänzt Yue-Shin Lin.

Das erste große Wandbild mit dem Leitspruch der virtuellen Band "diversity. equaility. unity." ist unterhalb der Erzherzog-Johann-Brücke zu sehen. Yue-Shin Lin hat es gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Auftrag des City Peach angefertigt.   | Foto: ONIMO Studios
  • Das erste große Wandbild mit dem Leitspruch der virtuellen Band "diversity. equaility. unity." ist unterhalb der Erzherzog-Johann-Brücke zu sehen. Yue-Shin Lin hat es gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Auftrag des City Peach angefertigt.
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Dass der Song und das dazugehörige Musikvideo, bisher die einzigen sind, hat seine Gründe. Das Musikvideo ist mit der Frame-by-frame-Methode entstanden. Das bedeutet, dass jede Sekunde der Animationen im Video aus je 12 Bildern bestehen, die einzeln gezeichnet, schattiert und koloriert worden sind. An der Produktion waren neben dem Musikproduzenten also auch einige Grafikerinnen und Grafiker sowie Tänzerinnen aus Graz und die fünf Sängerinnen beteiligt. Abgesehen von dem logistisch-organisatorischen Aufwand, den es braucht, all diese Leute zusammen zu bringen, dauern die Dinge auch deswegen sehr lange, weil die die Arbeit rings um das Projekt "The Cake Escape" bisher größtenteils ehrenamtlich vonstatten gegangen ist, so die Managerinnen. 2022 und 2023 war war "The Cake Escape"  daher auch für den Grazer Frauenpreis des Referats Frauen und Gleichstellung nominiert. 

Nächste Musik-Produktionen sind bereits in Planung, zurzeit ist man noch auf der Suche nach Förderungen und Feature-Artists, die mitmachen wollen. "Voraussichtlich können wir aber frühestens im Winter die neuen Songs produzieren. Eben gemeinsam mit Georg Hartwig, der auch den ersten Song gemacht hat und mit Suluka", stellt Yue-Shin Lin in Aussicht.

Seit der Eröffnung des neuen Stadtbalkons unterhalb der Radetzkybrücke machen die Cakies hier ordentlich Wellen. | Foto: ONIMO Studios
  • Seit der Eröffnung des neuen Stadtbalkons unterhalb der Radetzkybrücke machen die Cakies hier ordentlich Wellen.
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Comic-Reihe in Planung 

Mit einer geplanten Comic-Reihe forcieren die Bandmanagerinnen, alle Figuren und wie sie zusammengekommen sind, ausführlich vorzustellen und damit einen weiteren unterhaltenden wie bildenden Teil zur Antidiskriminierungsarbeit in Graz beizusteuern. "Da jeder Charakter unterschiedliche Erfahrungen macht – einer beispielsweise ist mehr von Sexismus betroffen, der andere muss sich mehr mit Diskriminierung bezüglich Gender und Sexualität auseinandersetzen – wollen wir den jeweiligen Comic-Band dann speziell diesem Thema widmen", beschreiben Jagl und Lin ihr Vorhaben. 

Mit ihren individuellen Themen im Gepäck müssen die Bandmitglieder, genau wie viele reale Personen, tagtäglich umgehen. In den Storys soll mit Vorurteilen und vermeintlichen Tabus aber gebrochen werden. Während "schwarze Personen immer wieder klischeehaft damit assoziiert werden, dass sie nicht schwimmen könnten oder nicht geeignet wären für den Schwimmsport", erklärt Yue-Shin, wird mit Leadsängerin Zola mit diesem Klischee gebrochen. Der violette Charakter trägt einen Afro, ist Schwimmerin und studiert Jus, weil sie sich für Menschenrechte einsetzen will. 

Mit Antidiskriminierungsarbeit für ein buntes und tolerantes Graz nehmen Lilly Jagl und Yue-Shin Lin (v.l.) am queerfeministischen Diskurs teil, hier auf dem Sterrrn Fest im Club Hybrid.  | Foto: Johanna Lamprecht
  • Mit Antidiskriminierungsarbeit für ein buntes und tolerantes Graz nehmen Lilly Jagl und Yue-Shin Lin (v.l.) am queerfeministischen Diskurs teil, hier auf dem Sterrrn Fest im Club Hybrid.
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Denkbar wäre, die Comics als Bildungs- und Diskussionsmaterial in Schulen einzustehen. Um politisch korrekt zu texten und die Kunst zeitgemäß gegen Diskriminierungauszurichten, sind Recherche und die Zusammenarbeit in einem großen, vielseitigen Netzwerk rund um "The Cake Escape" von wesentlicher Bedeutung. Lilly Jagl erklärt: "Die ganze Antirassismus-Thematik bewegt sich ja ständig. Der Diskurs darüber, wie man sich korrekt äußert beispielsweise ist ja ein fließender Prozess, in dem wir uns immer weiterentwickeln. Uns ist es sowohl privat wie auch beruflich wichtig, im Austausch darüber zu bleiben." Die Comics sollen dementsprechend vor der Veröffentlichung von Expertinnen und Experten sowie Pädagoginnen und Pädagogen geprüft werden. 

2022 und 2023 war "The Cake Escape" für den Grazer Frauenpreis nominiert.

Übrigens: Im <rotor>, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst, ist die virtuelle Band vom 28. August bis zum 21. Oktober Teil der aktuellen Ausstellung "FÜR... das Tanzen auf der Straße", wo es um transnationalen Solidarität mit den Frauen im Irna geht. 

Außerdem: Mit dem Instagram-Effekt "Dance like..." von "thecakeescape.offiacial" kann man die Bandmitglieder auf der Social-Media-Plattform durch die persönlichen Insta-Storys tanzen lassen
 
Auf dem Band-Blog von "The Cake Escape" kannst du einen Blick hinter die Kulissen erhaschen und viel Aktuelles rund um die virtuelle Grazer Band lesen.
Hier geht's zum Instagram- Kanal "The Cake Escape".

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