Wenn der Nachwuchs zu rauchen beginnt
Tipps vom Psychologen gegen die Glimmstängel
Dr. Streit gibt Tipps, wenn Kinder bzw. Teenager zu rauchen beginnen.
Wenn Sie mitkriegen, dass Ihr eigenes Kind bzw. Ihr Teenager raucht, ist das meist ein Schock. Aber: Die Zigarette ist ein Teil der jugendlichen Erfahrung und sie steht für vieles: cool sein, erwachsen werden, dabei sein, Protesthaltung, weiß Psychologe Dr. Philip Streit. Aber was macht die Zigarette also a) so reizvoll und b) auch so gefährlich?
Schon zwei Zigaretten täglich sollen süchtig machen. Warum? Der Wirkstoff in der Zigarette, das Nikotin, aktiviert im Zentralnervensystem Botenstoffe wie vor allem Dopamin und damit das Lust- und Genusszentrum. So kann sich schnell ein Suchtkreislauf etablieren. In der Jugend geht das schneller. Auch die Auswirkungen des Rauchens sind nicht gerade rosig: Durchschnittlich zehn Jahre weniger Lebenserwartung, schlechte Haut und ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs erwarten einen Raucher. Allerdings: strikte Verbote, Drohen und Toben helfen wenig, um das Kind vom Rauchen abzubringen. Sehr wohl hilft aber die beharrliche klare Botschaft, dass Sie nicht wollen, dass Ihr Kind raucht. Also: Dagegen sein hilft!
Tipps, um mit Jugendlichen über das Rauchen zu sprechen
Hier nun einige Tipps wie Sie mit Ihrem Teenager kommunizieren:
1. Bleiben Sie gelassen. Sonst eskaliert die Situation schnell.
2. Kommunizieren Sie, auch wenn Sie selbst rauchen, klar und unmissverständlich, dass Sie nicht wollen, dass Ihr Kind raucht.
3. Hören Sie Ihrem Kind zu. Nehmen Sie es ernst. Interessieren Sie sich für seine Probleme und Ansichten. Denken Sie darüber nach.
4. Seien Sie offen. Sprechen Sie über Ihre eigenen Rauch-Versuche und Schwierigkeiten.
5. Entkräften Sie gängige Fehlmeinungen wie „Rauchen macht schlank“ oder „Rauchen nimmt den Stress“.
6. Schaffen Sie klare Vereinbarungen für alle. Rauchfrei in den eigenen vier Wänden gilt dann auch für rauchende Eltern.
7. Senden Sie Ihre Botschaft immer wieder. Das wirkt.
8. Muten Sie Ihrem Kind Eigenständigkeit zu. Durch das Rauchen will es sich Unabhängigkeit und Freiheit holen, aber sich wohl nicht freiwillig in Abhängigkeit begeben. Mit klaren, beharrlichen Botschaften und einer Aufklärung über das Rauchen kann Ihr Jugendlicher selbst entscheiden. Und das ist dann das Einzige, was ihm hilft, damit aufzuhören.
Was tun, wenn die Ellbogen ausgefahren werden? Letzte Woche hat Dr. Philip Streit einen Beitrag zur Ellbogengesellschaft abgegeben.
Der Experte
Dr. Streit Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist.
Web: http://www.ikjf.at/
Haben Sie Fragen, wie sie ihr Leben gestalten sollen, brauchen Sie Rat? Ihre Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@woche.at
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