Gefragte Frau
Andreja Hriberniks Weg zur Leiterin des Kunsthauses
In der Serie "Gefragte Frau" stellen wir diesmal Andreja Hribernik vor, die ab nächstem Jahr die Leitung des Kunsthauses Graz übernehmen wird.
GRAZ. Mit 1. Jänner 2023 wird die Slowenin Andreja Hribernik die Leitung des Grazer Kunsthauses übernehmen. Wir haben uns mit der "gefragten Frau" unterhalten und uns über ihren Werdegang, ihre Vorhaben und was sie mit Graz verbindet, ausgetauscht.
Es dauert ja noch, bis Sie Ihre neue Stelle antreten. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich, in einer offenen Stadt wie Graz mit einer sehr intensiven und interessanten Kunst- und Kulturlandschaft und vielen interessanten Künstlerinnen und Künstlern und Kulturschaffenden zu arbeiten und bin auch sehr gespannt auf die neuen Herausforderungen. Ich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus-Team sowie Kolleginnen und Kollegen aus anderen Institutionen und Organisationen.
Wie wollen Sie die Zeit bis dahin nutzen?
Bis Ende des Jahres leite ich noch das Museum in Slovenj Gradec. Ich bin aber schon jetzt ab und zu in Graz, um mich mit einigen Akteurinnen und Akteuren in der Szene, aber auch mit dem Haus und meinen zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekannt zu machen, damit der Übergang dann im nächsten Jahr weicher wird.
Haben Sie sich schon bestimmte Vorhaben als Leiterin des Kunsthaus gesetzt?
Ich will ein gutes, diverses, aber auch fokussiertes Ausstellungsprogramm konzipieren und intensiv im Bereich Vermittlung arbeiten. Mich interessieren vor allen Themen, die uns Menschen auch sonst im Leben beschäftigen, wie momentan der Krieg, Themen in Verbindung mit Ökologie, aber auch Themen, die sich spezifisch an Graz oder die Steiermark binden, im Sinne eines Gebietes, das auch durch die Nähe zur Grenze geprägt ist und als eine Stadt, die sich international orientiert. In meiner Vision für das Kunsthaus habe ich mein Interesse am Link zwischen Kunst und wichtigen gesellschaftlichen Themen, die uns umgeben, betont. Ich plane ein international ausgerichtetes Programm, das sich aber auch an das Lokale und Regionale anbindet.
Sehen Sie auch Potential zur Entwicklung oder Verbesserung?
Wenn man die Leitung eines Hauses übernimmt, hat man natürlich eine Vorstellung oder eine Vision, in welche Richtung man die Institution entwickeln will. Ich habe großen Respekt vor den Leiterinnen und Leitern und Kuratorinnen und Kuratoren, die das Kunsthaus zu dem gemacht haben, was es eigentlich ist: ein international anerkannter Ausstellungsort mit einer sehr schönen Botschaft, die ich aus der Architektur und dem Spitznamen "Friendly Alien" herauslese. Ich verstehe es als einen Ort der Zukunft. Das klingt vielleicht ein bisschen utopisch, aber ich denke, dass das Kunsthaus ein Ort ist, der unsere Imagination anregt, wo wir uns auch etwas Neues und Anderes vorstellen können.
Wann waren Sie zum ersten Mal im Kunsthaus?
Ich glaube, es war ein paar Monate nach der Kunsthaus-Eröffnung. Damals hat mich vor allem die Architektur interessiert.
Haben Sie bisher schon im Kunsthaus gearbeitet?
Bisher war ich im Kunsthaus eher eine Besucherin. Eine konkrete Zusammenarbeit hat es noch nicht gegeben. Vor ein paar Jahren haben wir ein EU-Projekt zusammen mit der damaligen Leitung geplant, aber die Bewerbung war leider nicht erfolgreich.
Welchen Bezug haben Sie zu Graz?
Ich war schon in Graz, bevor ich mich erinnern kann. Ähnlich wie viele Familien, die nahe an der Grenze leben, hatte ich Verwandte hier und war in meiner Kindheit oft in den Ferien ein paar Wochen in Graz. Am lebendigsten ist aber eine Erinnerung, wie uns (meine Familie und mich) eine meiner Verwandten in das Naturkundemuseum eingeladen hat. Davon war ich fasziniert.
Wie haben Sie die Stadt bisher erlebt?
Die Stadt ist sehr lebendig, es gibt viele Kunst- und Kulturakteurinnen und -akteuren, denen sehr viel daran liegt, die Stadt und die Kunst- und Kulturlandschaft noch weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Könnten Sie sich auch vorstellen hier zu leben?
Ich plane, im nächsten Jahr an zwei Orten zu leben, in Graz und in Celje, meiner derzeitigen Heimatstadt. Ich will Graz als Stadt kennenlernen, aber ich will auch den Kontakt zu meiner Heimat nicht verlieren. Graz und Celje sind schließlich nur ein bisschen mehr als 100 Kilometer voneinander entfernt. Leider ist wegen der Grenze die Entfernung noch immer größer, als sie eigentlich ist.
Steckbrief: Andreja Hribernik
Aufgewachsen in Štajerska im Drava-Thal studierte Andreja Hribernik nach der Schule Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen in Ljublijana. Schon während des Studiums arbeitete sie gelegentlich in der Kulturbranche, ein dreijähriges Arbeitsstipendium in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig brachte dann den ernsthaften Wechsel in dieses Berufsfeld. Nach ihrer Rückkehr nach Slowenien arbeitete Hribernik zunächst in der Moderna galerija in Ljublijana. Seit 2013 leitete sie das regionale Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Slovenj Gradec.
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