Neuer Chef der Ordensspitäler
Christian Lagger im Interview über Medizin, Religion und die Pandemie

- Präsentierten gemeinsam ein Buch zur Geschichte der Ordensspitäler: Michael Heinisch (Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe), Christian Lagger (Vorsitzender der ARGE der Ordensspitäler), Sr. Barbara Lehner, Adolf Inzinger (Barmherzige Brüder)
- Foto: Österreichische Ordenskonferenz/Schiffl
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Seit November steht Christian Lagger als Vorsitzender an der Spitze der österreichischen Ordensspitäler. Der Geschäftsführer des Grazer Krankenhauses der Elisabethinen sprach im Interview mit meinbezirk.at über die Besonderheit "seiner Häuser".
STEIERMARK/GRAZ. Seit 2010 ist der gebürtige Kärntner Christian Lagger Geschäftsführer der Elisabethinen in Graz, seine akademische Ausrichtung allerdings ist die eines Theologen und Philosophen – passt das eigentlich mit der Medizin zusammen? "Sehr gut sogar", lächelt er. Denn es gehe immer darum, den Menschen in seiner Gesamtheit zu betrachten, speziell die Medizin habe sich in den letzten 25 Jahren enorm weiterentwickelt, der Zusammenhang von Leib, Seele und Geist habe eine große Bedeutung. "Wenn das Umfeld stimmt, kann auch die Heilung besser gelingen." Und so sei es auch in der Theologie: "Es geht um Heilung und Heil."
"Der christliche Impuls des Helfenwollens"
Was aber macht in diesem Zusammenhang Ordensspitäler aus seiner Sicht besonders? "Sie sind von Orden getragen, es ist das drinnen, was draufsteht", kommt die Antwort mit dem Brustton der Überzeugung. Seit Jahrhunderten gebe es sie, lange waren sie die einzige medizinische Versorgung für die Menschen. "Und sie sind aus einem christlichen Impuls heraus entstanden, dem Impuls, helfen zu wollen", bringt Lagger es auf den Punkt.
"Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass bei uns die Atmosphäre eine andere sei. Das Uneigennützige, das Spirituelle, die innere Motivation spielt hier sicher eine Rolle - der Faktor Zuwendung."
(Christian Lagger, Vorsitzender der ARGE der Ordensspitäler)
Größte Spitalsgruppe Österreichs
Die Dimension dieses "christlichen Tuns" ist in Österreich mittlerweile eine enorme: 23 Ordensspitäler sind es, damit ist man die größte Spitalsgruppe in diesem Land, jedes fünfte Spitalsbett steht in einem Ordenskrankenhaus, rund 1,8 Millionen Patient:innen werden in den fast 8.000 Betten behandelt. "Das alles wäre nicht zu halten gewesen, wenn wir nicht immer höchste Qualität angeboten hätten. Unser Anspruch ist es, mehr als den Standard zu liefern", weiß er um die Kompetenz in seinen Reihen. Die allein mache es aber nicht aus: "Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass bei uns die Atmosphäre eine andere sei." Worauf führt er das zurück? "Das Uneigennützige, das Spirituelle, die innere Motivation spielt hier sicher eine Rolle - der Faktor Zuwendung." Darauf lege man Wert, das sei Teil der Unternehmenskultur.

- Das "Stammhaus" von Christian Lagger: das Krankenhaus der Elisabethinen beziehungsweise das neue "Krankenhaus Graz-Mitte".
- Foto: KK
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"Vielfalt der Ordensspitäler aufzeigen"
Genau das will Lagger in seiner Funktionsperiode als Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler auch zur Botschaft machen. "Ich werde mit den Sitzungen des Koordinierungsausschusses in die Bundesländer hinausgehen, wir werden uns dort mit den lokalen Playern austauschen, ins Gespräch kommen und zeigen, wer die Ordensspitäler sind." Und es gehe ihm darum, die Vielfalt der Häuser aufzuzeigen, ihre ganz konkreten Geschichten, ihre Leistungen für die Medizin zu erzählen.
Das ist Lagger wichtig, unter anderem auch deswegen, um dem alten Vorurteil zu begegnen, dass sich Ordensspitäler die Rosinen aus dem medizinischen Leistungsspektrum herauspicken würden: "Das stimmt schon lange nicht mehr, wir sind längst ein fixer Bestandteil der Spitalsversorgung in diesem Land, wir haben das gerade in Zeiten der Pandemie eindrucksvoll bewiesen", verweist er auf Forschung, Long-Covid-Stationen, Impfstraßen und vieles mehr. Gerade in der Steiermark pflege man eine partnerschaftliche Kultur des Miteinanders. Er stehe auch klar hinter den Reformplänen der steirischen Landesregierung: "Die Mobilität der Menschen und die demographischen Voraussetzungen haben sich nachhaltig verändert, daher müssen wir auch die Spitalsversorgung anpassen – die Medizin und die Spitalsplanung ist in einem Fluss."

- Christian Lagger, Geschäftsführer der Elisabethinen, sprach mit meinbezirk.at über die Geschichte der Ordensspitäler.
- Foto: Österreichische Ordenskonferenz/Schiffl
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Trauer um Gerhard Roth
Dazu gehört leider auch der Personalengpass in der Pflege, eine Problematik, die auch die Ordensspitäler trifft. Man unterstütze alle Initiativen, versuche den Pflegebereich zu attraktivieren, Wertschätzung spiele da eine große Rolle: "Man kann gar nicht oft genug Danke für die Leistungen der Menschen in der Pflege sagen."
Letzte Frage: Was macht ein Spitalsmanager, wenn er nicht über Spitäler nachdenkt? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Ich bin leidenschaftlicher KAC- und Sturm-Anhänger." Wenn auch derzeit mit einem weinenden Auge, weil auch er um den engen Freund und legendären Sturm-Anhänger Gerhard Roth trauert ...
Der Bericht zur Amtsübergabe:






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