LKH Graz
Die Herzmedizin wird noch persönlicher

- Moderatorin Heike Schönbacher mit Andreas Zirlik, Leiter der Abteilung für Kardiologie am LKH Graz.
- Foto: C. Pendl
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Der aktuelle MeinMed-Vortrag an der MedUni Graz richtete den Fokus auf die Möglichkeiten der modernen Herzmedizin, insbesondere jener des Standortes Graz. Andreas Zirlik, Leiter der Abteilung für Kardiologie, präsentierte unter dem Titel Was kann ein modernes Herzzentrum leisten? den aktuellen Forschungsstand sowie die klinischen Behandlungsmöglichkeiten – und unterstreicht, dass das Herzzentrum in Graz seit 2020 so interdisziplinär und persönlich ausgerichtet ist wie in keiner anderen deutschsprachigen Stadt, mit Ausnahme von Hamburg.
"Wir arbeiten viel interdisziplinärer als noch vor 20 Jahren", erinnert sich Zirlik an seine Anfänge in der Herzmedizin. Damals waren etwa Herzchirurgie und Kardiologe noch deutlich stärker voneinander getrennt. Heute wisse man, dass ein möglichst interdisziplinäres Zusammenarbeiten noch bessere Erfolge bringe. Bereiche wie Kardiologie, Innere Medizin, Chirurgie oder Radiologie würden somit als einander ergänzende Teameinheiten gesehen.
Medizin in ständiger Weiterentwicklung
Zudem wird in der Behandlung und auch bei Vorsorgeuntersuchungen mehr auf das individuelle Risikoprofil der Patienten eingegangen. Der neu eingeschlagene Weg werde jedoch noch weitergeführt: "Vieles aus der geplanten Neustrukturierung wurde schon umgesetzt, ein paar Schritte in den Zusammenarbeiten erfolgen noch, worauf wir uns schon sehr freuen", so Zirlik. Die Medizin selbst sei sowieso nie im Stillstand: "Wissenschaft und Behandlungsmethoden befinden sich in einer ständigen Weiterentwicklung und Medizin muss sich deshalb auch immer wieder verändern."
Entzündungen und Cholesterin als Risiko
Neben den modernsten und für die jeweilige Erkrankung passenden technischen Behandlungsoptionen standen auch die Risikofaktoren fürs Herz im Blickpunkt: Vor allem Entzündungen, Diabetes, Bluthochdruck, Rauchen oder zu hohes LDL-Cholesterin sind treibende Faktoren für Herzschwäche sowie für weitere Komplikationen, insbesondere wenn diese in Kombination und über einen langen Zeitraum vorhanden sind. So können etwa Entzündungen wie Arthritis oder chronische Nasennebenhöhlenentzündungen – kombiniert mit Übergewicht – ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen darstellen.
Biomarker ermöglichen gezielte Behandlung
In der Vorsorgeuntersuchung wird anhand von Biomarkern – im Blut gemessenen biologischen Parametern – das mögliche individuelle Risiko ermittelt. Zu hoher Alkoholkonsum stellt ebenfalls ein Risikofaktor dar, zwar nicht so sehr für koronare Erkrankungen, aber doch für Herzschwäche. Diese kann zum Beispiel auch bereits vorhandene andere Herzerkrankungen (Herzmuskelentzündungen, Herzklappenfehler, Herzbeutelerkrankungen, u.a.), toxische Substanzen (Chemotherapeutika, in Verbindung mit bestehenden Risikofaktoren) oder auch Schilddrüsenüberfunktion als Ursache haben. Vor allem ältere Menschen führen Symptome wie Müdigkeit, Atemnot oder Magenbeschwerden fälschlicherweise häufig auf das Alter zurück, also auf "normale Alterserscheinungen", wobei der Grund für diese Symptomatiken auch eine Herzschwäche sein kann.
Getan hat sich auch etwas im Einsatz von Medikamenten: Wurden früher nur einzelne Medikamente verabreicht, und diese gleich von Beginn an hochdosiert, so ist es aktuell eine Kombination an verschiedenen, eher moderat dosierten Medikamenten, bei denen die Dosis nach und nach gesteigert wird. Abgeraten wird vom prophylaktischen Einsatz von Wassertabletten, um das Herz-Kreislaufsystem zu entlasten. Diese sollten nur gezielt, mit professioneller medizinischer Beratung und bei Bedarf eingesetzt werden.
Herzrhythmusstörungen abklären
Weithnin bekannt sind zudem Herzrhythmusstörungen: Diese können sowohl vorübergehend und harmlos sein, in Form von Extraschlägen oder Herzjagen, als auch – natürlich immer abhänging vom individuellen Krankheitsbild und persönlichen Gesundheitszustand – potentiell lebensbedrohlich, wenn es sich um Kammertachykardien oder Kammerflimmern handelt. Auch Vorhofflimmern und langsamer Herzschlag sind unter dem Aspekt sonstiger Erkrankungen und Folgeerkrankungen abzuklären. Bei Gesunden kann jedoch auch ein Ruhepuls von nur 30 Schlägen pro Minute unbedenklich sein. Welches Krankheitsbild auch immer vorliegt: Die aktuelle Herzmedizin kann sehr häufig helfen, und das immer effektiver und persönlicher.
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