Kulturjahr
Einmal quer durch die queere Stadtgeschichte
Ein Blick auf die schwule und lesbische Stadthistorie: Hans-Peter Weingand, Mitbegründer der RosaLila PantherInnen, organisiert im Rahmen des Kulturjahres LGBTIQ-Stadtführungen "für Heteros". Die nächste findet morgen (17. Juli) statt.
Bis vor 50 Jahren war Homosexualität in Österreich noch strafbar. Der Historiker und Aktivist Hans Peter Weingand nahm das zum Anlass für seinen Beitrag zum Kulturjahr 2020: "Queere Geschichte(n)" umfasst insgesamt vier Stadtführungen, die die Geschichte der schwulen und lesbischen Community in Graz aufarbeiten. "Ich möchte damit ein bisschen mehr Verständnis wecken", sagt Weingand und betont: "Das Angebot richtet sich besonders an Heteros. Ich möchte nicht für eine Minderheit, sondern über eine Minderheit informieren." Seine nächste Tour gibt er am Samstag, 17. Juli und spaziert dieses Mal durch das Annenviertel.
Das Orpheum als Treffpunkt
Eine Station ist hier das Grazer Orpheum, das vor über hundert Jahren ein beliebter Treffpunkt für die hiesige homosexuelle Szene war. Das Theater stand damals unter der Leitung eines gewissen P. Saitmacher, der mit seinem Sekretär in einer Beziehung war. "Es gab also auch damals nicht nur schon einschlägige Treffpunkte, sondern auch gleichgeschlechtliche Paare", fasst Weingand zusammen. Er wolle aufzeigen, wie sich die Community organisiert und getroffen habe, als einem noch das "Damoklesschwert des Verbotes" über dem Kopf geschwebt sei.
Fortschritt passiert nicht automatisch
Aber was hat das mit dem Motte des Kulturjahres – "Wie wollen wir in Zukunft leben?" – zu tun? Diese Fragen würden auf dem Spaziergang auch erörtert, sagt Weingand: "Wir werden darüber reden, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen." In einer, die nicht diskriminiere zum Beispiel. Außerdem, betont der Historiker, passiere Fortschritt nicht automatisch. Es könne auch Rückschläge geben. "Da braucht man ja nicht weit mit dem Auto zu fahren, um zu sehen, was passieren kann", sagt er und meint damit etwa die Situation in Ungarn.
Weitere Spaziergänge
Wer es morgen nicht zum Spaziergang schafft, kann übrigens noch an zwei weiteren Terminen in die queere Geschichte der Landeshauptstadt eintauchen: Am 28. August geht es um Homosexualität im Nationasozialismus und zum Abschluss zeigt Weingand am 4. September noch "Schwule Spuren im Stadtpark" auf. Treffpunkte und Uhrzeiten finden sich hier.
Mehr Information:
Schwule Spuren im Annenviertel
Ort: Treffpunkt Stigergasse Ecke Lendkai (beim Mursteg), 19 Uhr
Dauer: circa eine Stunde
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