Gefährdete Art
Einzigartige Fledermauskolonie im Schloss Eggenberg

Das Schloss Eggenberg zählt nicht nur zum Weltkulturerbe, sondern beherbergt auch die letzte österreichische Kolonie der Großen Hufeisennase, einer der größten Fledermausarten des Landes. | Foto: D. Nill
5Bilder
  • Das Schloss Eggenberg zählt nicht nur zum Weltkulturerbe, sondern beherbergt auch die letzte österreichische Kolonie der Großen Hufeisennase, einer der größten Fledermausarten des Landes.
  • Foto: D. Nill
  • hochgeladen von Andreas Strick

Besondere Bewohner beherbergt das Schloss Eggenberg: Die letzte österreichische Kolonie der Großen Hufeisennase, einer Fledermausart, lebt dort. Peter Sackl vom Universalmuseum Joanneum erzählt vom Schutz der stark gefährdeten Tiere. 

GRAZ/EGGENBERG. Schloss Eggenberg ist nicht nur als größte Barock-Schlossanlage der Steiermark weithin bekannt, sondern beherbergt auch ganz besondere Schlossherren. Wobei es sich in diesem Fall eigentlich um "Schlossdamen" handelt. Am Dachboden befindet sich die österreichweit letzte "Wochenstubenkolonie" der Großen Hufeisennase, einer vom Aussterben bedrohten Fledermausart. Das macht Schloss Eggenberg neben Teil des Unesco Weltkulturerbes auch zum Europaschutzgebiet.

Die Fledermäuse verbringen den Tag am Dachboden des Schlosses und gehen in der Nacht in der Umgebung auf Nahrungssuche. | Foto: Harald Polt
  • Die Fledermäuse verbringen den Tag am Dachboden des Schlosses und gehen in der Nacht in der Umgebung auf Nahrungssuche.
  • Foto: Harald Polt
  • hochgeladen von Andreas Strick

"Die Population umfasst etwa 40 Weibchen, die im Dachboden ihr Sommerquartier beziehen und dort auch gebären", erklärt Peter Sackl, Kurator für Zoologie im Bereich Vogelkunde am Universalmuseum Joanneum, "Die Männchen leben in der Umgebung im Bereich von mehreren Kilometern im Sommer. Die Kolonie ist klein, aber schon seit den 20er, 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt. Wahrscheinlich gibt es sie schon länger, aber hier fehlen historische Aufzeichnungen." 

Schutz und Erhaltung

Das Schutzgebiet, welches das Schloss und den Schloss umfasst, wurde 2015 vom Land Steiermark ausgewiesen und schreibt nicht nur Massnahmen zum Erhalt der gefährdeten Fledermäuse, sondern auch zur die Vergrößerung der Population vor.

"Um den kalten Frühjahrstemperaturen entgegen zu wirken und gute Bedingungen zur Fortpflanzung zu schaffen haben wir vor zwei Jahren Wärmeglocken installiert. Das sind unten offene Kästen, die die aufsteigende warme Luft sammeln. Diese wurden erfreulicherweise sofort angenommen."
Peter Sackl

Überwachungsgeräte des Universalmuseum Joanneums beobachten die Population und halten über deren Entwicklung auf dem Laufenden. | Foto: UMJ
  • Überwachungsgeräte des Universalmuseum Joanneums beobachten die Population und halten über deren Entwicklung auf dem Laufenden.
  • Foto: UMJ
  • hochgeladen von Andreas Strick

Auch Überwachungsgeräte wurden vom Joanneum installiert. "Wir haben Webcams, die die Wärmeboxen überwachen und Lichtschranken bei den Ein- und Ausflugöffnungen. Dazu kommen gelegentliche Begehungen.", weiß Sackl, der so feststellen kann, wieviele Fledermäuse sich im Schloss aufhalten. Dem Baukörper schaden die Tiere übrigens nicht. "Fledermäuse hängen immer am selben Platz an den Balken, weshalb sich dort durch die Drüsen an ihren Beinen das Holz mit der Zeit dunkel verfärbt. Genaue Untersuchungen haben gezeigt, dass das sogar eine imprägnierende Wirkung hat.", so Sackl.

Stark gefährdet

Trotz erfolgreicher Massnahmen bleibt immer ein Risiko: "Die Population ist klein, da besteht immer die Gefahr, dass sie es bei auftretenden Schwierigkeiten nicht schafft", erklärt Sackl, "In den letzten zehn Jahre sind ihre Zahlen konstant, aber wir können ihre Lebensbedingungen über den Schlosspark hinaus nicht beeinflussen." Zu den akuten Gefährdungen der Großen Hufeisennase zählen der Verlust von Lebensraum (lockere Waldbestände und Heckenstrukturen), sowie das Insektensterben und damit einhergehende fehlende Nahrungsquellen.

Peter Sackl ist Kurator für Zoologie im Bereich Vogelkunde am Universalmuseum Joanneum und beschäftigt auch auch mit Fledermäusen. | Foto: Privat
  • Peter Sackl ist Kurator für Zoologie im Bereich Vogelkunde am Universalmuseum Joanneum und beschäftigt auch auch mit Fledermäusen.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Andreas Strick

"Die Große Hufeisennase ernährt sich von größeren Käfern, wie Mistkäfern, die durch das Fehlen von Altholz, der Verringerung von Weideland und dem Einsatz von Insektiziden immer seltener werden.", bedauert Sackl, der hofft, dass die Thematik Eingang in die öffentliche Wahrnehmung findet. Im Naturkundemuseum ist den geflügelten Schlossherren daher eine Sonderwand gewidmet und vor einigen Jahren wurden mit den "Bat-Nights" thematische Führung im Schloss Eggenberg durchgeführt und sehr gut angenommen. Eine Wiederaufnahme ist laut Sackl denkbar. 

Die Große Hufeisennase ist durch den Verlust ihres Lebensraumes und dem Insektensterben stark gefährdet. | Foto: D. Nill
  • Die Große Hufeisennase ist durch den Verlust ihres Lebensraumes und dem Insektensterben stark gefährdet.
  • Foto: D. Nill
  • hochgeladen von Andreas Strick

Zur Fledermausart:
Die Große Hufeisennase zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern zu den größten Fledermausarten Österreichs. Sie können mit über 20 Jahren ein beachtliches Alter erreichen, jedoch stehen sie auf der roten Liste in der obersten Gefährdungskategorie. 

Das könnte dich auch interessieren:

Wildtiere erobern den Stadtraum von Graz

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.