Heiße Telefondrähte vor Home-Schooling 2.0

Viel Aufwand hat es aufgrund der Kurzfristigkeit vor dem zweiten Bildungs-Lockdown gegeben, um die Klassen - großteils - leer zu bekommen. | Foto: WOCHE
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  • Viel Aufwand hat es aufgrund der Kurzfristigkeit vor dem zweiten Bildungs-Lockdown gegeben, um die Klassen - großteils - leer zu bekommen.
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An gewisse Dinge gewöhnt man sich im Jahr 2020, beispielsweise daran, dass Masken so wichtig sind wie Klopapier oder dass die Kinder mehr zu Hause sind als in der Schule. Und obwohl bei vielen Dingen bereits eine Routine eingetreten ist, gibt es dennoch immer wieder Entwicklungen, die selbst die Politik zu überraschen scheint. So geschehen im Vorfeld des zweiten Lockdowns im Bereich der Schulen, wo nicht nur die Lehrer erst aus den Medien erfahren durften, dass abermals auf Distance Learning umgestellt wird, sondern auch die Information an die Eltern ein "Mehr an Vorbereitung erfordert hätte", wie Florian Gollowitsch, stellvertretender Vorsitzender der  Personalvertretung der Landeslehrer (FSG) findet. "Der Elternbrief, der vom Ministerium an die Schulen verschickt wurde, war lediglich in deutscher Version vorhanden, was besonders in den Ballungsräumen, wo der Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache höher ist, wenig hilfreich war", kritisiert der Gewerkschafter. Unzählige Direktoren und Lehrer waren also damit beschäftigt, sämtliche betroffenen  Eltern durchzurufen, die mit dem Elternbrief einfach nichts anfangen konnten. Das bestätigt auch Alexander Loretto, der Direktor der Volksschule St. Andrä: "Da wir 100 Prozent Kinder mit anderen Muttersprachen als Deutsch haben, und manche Eltern Deutsch noch nicht so gut können, um in Briefen alles zu verstehen, haben die Klassenlehrerinnen alle Eltern der Kinder ihrer Klasse persönlich angerufen, um mit ihnen den Sachverhalt zu klären." 
Auch die Kollegin einer anderen sogenannten Grazer "Brennpunkt"-Schule hätte sich die Information früher und vor allem auch in den gängigen Übersetzungen gewünscht: "Ich brauche solche Elterninformationen mehrsprachig, aber vor allem in Papierform, weil ich elektronisch viele Eltern gar nicht erreiche."

Übersetzungen dauerten

Laut Bildungsdirektion Steiermark sei die Elterninfo auf der Seite des Bildungsministeriums in elf Sprache übersetzt und auch abrufbar, was nach Rückfrage bei der zuständigen Pressestelle stimmt – allerdings bedingt durch die Kurzfristigkeit erst zeitverzögert. "Die Übersetzungen dauern meist ein bis zwei Tage. Da die Informationen zur Umstellung auf Distance Learning kurzfristig veröffentlicht wurden, kamen die übersetzten Elternbriefe also nicht ganz gleichzeitig", so die Stellungnahme aus Wien. Von Seiten der Bildungsdirektion heißt es wiederum, dass es in jenen Schulen, wo es viele Schüler mit Migrationshintergund gibt, "gang und gebe wäre, dass die Lehrer die Eltern telefonisch informieren, auch bei viel banaleren Dingen wie Ausflügen", erklärt Andrea Graf, Qualitätsmanagerin und Leiterin der Bildungsregion steirischer Zentralraum. 
Dennoch: Da nicht absehbar ist, ob es nicht auch noch ein Home-Schooling 3.0 geben wird, geht der Lernprozess wohl auch in diesem Bereich weiter.

Viel Aufwand hat es aufgrund der Kurzfristigkeit vor dem zweiten Bildungs-Lockdown gegeben, um die Klassen - großteils - leer zu bekommen. | Foto: WOCHE
Florian Gollowitsch, stellvertretender Vorsitzender
der Personalvertretung der Landeslehrer (FSG) kritisiert unter anderem, dass ein "Elternbrief nur in deutscher Version vor allem in Ballungszentren wenig hilfreich ist." | Foto: KK
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