Nach Forderung für Bausperre in Graz: WKO ist dagegen
Eine Baustelle hier, ein neues Wohnprojekt da und eine Skyline voll mit Baukränen: So ähnlich beschreibt die Initiative für ein unverwechselbares Graz den gegenwärtigen Status Quo in der Murmetropole. "Mit Stand 1. Juli 2020 gibt es 202.000 Wohnungen für 295.000 Menschen mit Hauptwohnsitz Graz und nach unsren Recherchen sind weitere 12.600 Wohnungen in Planung oder Bau", sagen die Verantwortlichen der Initiative. Ein Blick auf die offizielle Graz-Statistik würde darüber hinaus genügen, um festzustellen, dass in den letzten Jahren der Anteil fertiggestellter Wohnungen weitaus höher als der Zuzug sei. Konkret ginge es daher nur um neue Wohnungen als Anlage- oder Finanzprodukte.
Leerstand soll erhoben werden
Die Folgen? "Der Bauboom heizt Grundstückspreise und Baukosten an, mit der Folge, dass Wohnen immer teurer wird und durch Bodenversiegelung und Zerstörung des Grünraums eine massive Umweltbelastung einhergeht." Daher fordern die Initiative für ein unverwechselbares Graz einen sofortige Bausperre. Während dieser eingeführten Bremse solle dann der Leerstand und der tatsächliche Wohnungsbedarf erhoben und die Raumplanung nach ökologisch-nachhaltigen Kriterien ausgerichtet werden.
Bau sichert Arbeitsplätze
Mit einer Bausperre kann die Wirtschaftskammer Regionalstelle Graz nichts anfangen. "Die heimische Wirtschaft durchlebt derzeit die herausforderndste Zeit seit vielen Jahrzehnten. Davon bleibt auch die Baubranche nicht verschont, auch wenn sie bisher weniger getroffen wurde, als andere Sparten. Das ist aber nur ein Grund, warum es völlig indiskutabel ist, über Bausperren in Graz nachzudenken.“, ärgert sich WKO Graz Regionalstellenobmann Paul Spitzer.
Er verweist in diesem Zusammenhang auf 41.000 Arbeitsplätze, die das Bauwesen steiermarkweit sichert, allein im von der Initiative angesprochenen Graz sind es 10.000 Arbeitsplätze. Doch gerade die Coronarkrise bedrohe diese Stellen. "Um diese Arbeitsplätze weiterhin zu sichern, fordern wir schon länger, dass Investitionen der öffentlichen Hand nicht verschoben werden dürfen und auch Bauverfahren rasch abgewickelt werden. Es ist nämlich bereits absehbar, dass in den kommenden Jahren das Auftragsvolumen im Bau in Graz zurückgehen wird.“, fährt Spitzer fort.
Stadtplanung ist gefordert
Eine Diskussion über Bausperren sei aber auch unabhängig von Corona kontraproduktiv. "Eine Verminderung des Wohnraumangebotes wurde sehr rasch zu steigenden Miet- und Kaufpreisen führen. Dies wiederum würde soziale Unterschiede verstärken und das kann ja nicht im Sinn der Stadt sein." Wenn, wie die Initiative aufzeigt, der Bedarf tatsächlich geringer werde, werde künftig ohnehin weniger bebaut werden. Hinsichtlich der ebenfalls kritisierten Bebauungsdichte sei laut WKO-Regionalstelle die Stadtplanung gefordert, dass Graz weiterhin eine "grüne Stadt" bleibe. Das finale Argument, wonach viele Neubauten als Anlegerwohnungen fungieren, sieht Spitzer nicht negativ. "Viele heimische Firmen, aber auch viele private Persönlichkeiten, investieren bei uns, indem sie Wohnungen von heimischen Betrieben bauen lassen. Damit werden Arbeitsplätze gesichert."
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