Stadion-Posse
Stadt Graz fährt im Zick-Zack-Kurs gegen die Wand

- Da war die Welt noch in Ordnung: Michael Ehmann, Judtih Schwentner und Elke Kahr versprachen Christian Jauk ein neues Stadion.
- Foto: MeinBezirk.at
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Mit einem lapidaren Nebensatz in einem Zeitungsinterview sagt die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr den großen Umbau des Liebenauer Stadions ab. Damit geht eine vierjährige „Pflanzerei“ der Fußball-Fans unrühmlich zu Ende.
GRAZ. Es war ein vollmundiger Start in die Ära der KPÖ-Grüne-SPÖ-Regierung in der steirischen Landeshauptstadt: Unter der Führung des damaligen SPÖ-Chefs Michael Ehmann startete man den ersten „Stadiongipfel“, die sogenannte „Zwei-Stadien-Lösung“, eines für Sturm, eines für den GAK, war eigentlich nur mehr eine Frage der Zeit.
Das Pleiten-, Pech- und Pannen-Projekt
Was dann folgte, kann man kurz und knapp mit dem Titel „Chronologie des Versagens“ beschreiben. Eine Chronologie, die an skurrilen Ideen und Kehrtwendungen kaum zu überbieten ist. Ein Stadion auf dem Dach des Einkaufszentrums Shopping Nord war ebenso mit dabei wie ein Grundstück in Puntigam und noch einige „Geheimprojekte“, die zu Recht niemals das Licht einer breiten Öffentlichkeit erblickt haben. „Wir sind so weit gekommen, wie davor noch niemand gekommen ist“, klopfte sich Grünen-Klubobmann Karl Dreisiebner noch vor einem Jahr auf die Schulter – im Lichte der Ereignisse das wohl lachhafteste Zitat in der Stadion-Debatte.
Weit gekommen ist man nur bei den im Rahmen der Verzögerungstaktik erstellten Studien, noch nie wurde in Graz so viel Geld für ein Luftschloss ausgegeben. Stadion-Experten schätzen die Kosten der diversen Machbarkeits- und anderen Prüfungen mittlerweile auf rund zwei Millionen Euro.
Von zwei zu einem Stadion
Im heurigen Jahr ist man dann von der Zwei-Stadien-Lösung zur „Liebenau neu“-Variante umgestiegen. Um 150 Millionen Euro wollte man das Stadion runderneuern – das übrigens auch den Namen „Merkur-Arena“ verlieren wird, weil die Versicherung als Stadionsponsor aussteigt. Die Stadt verliert damit nicht nur den Namensgeber, sondern auch Sponsoringgelder in der Höhe von rund zehn Millionen Euro. Kleiner Sidestep: Der spanische Klub Real Saragossa baut gerade ein nagelneues Stadion, das 42.000 Zuschauer fasst und WM-tauglich ist. Kostenpunkt 150 Millionen Euro ...

- So wird das neue Stadion, geplant vom spanischen Architekturbüro IDOM, aussehen, die Kosten belaufen sich auf rund 150 Millionen Euro.
- Foto: IDOM
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In Graz hingegen war bereits im Frühsommer klar, dass die veranschlagten 150 Millionen Euro niemals zu stemmen sein würden. Dennoch gaukelte man den Fußball-Fans weiterhin eine Umsetzungsmöglichkeit vor. Jetzt hat die Bürgermeisterin nach vier Jahren die Reißleine gezogen – ein Umstand, der Sturm-Präsident Christian Jauk empört: "In Wien, in Linz, in Klagenfurt, überall waren Stadion-Neubauten möglich, nur Graz schafft das nicht." Bei Sturm befürchtet man, zum Opfer des von Elke Kahr gestarteten Wahlkampfs zu werden. "Man spielt den Fußball gegen die Ärmsten der Stadt aus", sieht Jauk eine moralisch bedenkliche Komponente. Man vergesse dabei, welche wirtschaftliche Kraft Spitzenfußball in einer Stadt wie Graz darstelle. Eine Studie aus dem Jahr 2023 beziffert diesen Wert mit 42 Millionen Euro. Was Jauk ebenfalls bemängelt: Der SK Sturm hätte der Stadt sogar ein Kaufangebot unterbreitet, dafür sei nicht einmal ein Gesprächstermin zustande gekommen.

- Da war man noch optimistisch: Sturms Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich, Bürgermeisterin Elke Kahr, Sturm-Präsident Christian Jauk, Landeshauptmann Mario Kunasek, Sturm-Vizepräsident Peter Schaller, Finanzstadtrat Manfred Eber.
- Foto: GEPA
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Den potenziellen Partner Land Steiermark hat man übrigens mit der nicht akkordierten Stadion-Absage ebenfalls am falschen Fuß erwischt. Man müsse sich das alles erst einmal ansehen, heißt es ob der neuen Sachlage aus dem Büro des Sportreferenten, Landeshauptmann Mario Kunasek.
Rettungsversuch des SK Sturm
Jauk startete jetzt noch einen letzten Rettungsversuch, wie er der "Krone" mitteilte, würde sich der SK Sturm mit 30 Millionen Euro am Stadion-Neubau beteiligen. Parallel fordert er Stadt und Land auf, je 40 Millionen (statt 30) beizutragen. Mit einer abgespeckten Variante, so Jauk, könnten die 110 Millionen Euro für den Neubau reichen. Bei dieser Lösung wäre der GAK aber ziemlich außen vor. Und die Stadt ist wohl nicht einmal in der Lage, 30 Millionen, geschweige denn 40 Millionen Euro aufzubringen.
Zur Chronologie:




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