Die ganze Welt bringt Würze nach Graz: Businesslunch mit Van den Berg

Knapp vor dem Lockdown gab's noch eine Kaffeepause im Conte: Das freute Oswald Held (r.) und Christoph Hofer. | Foto: Jorj Konstantinov
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Van den Berg bringt Würze ins Leben: Die WOCHE hat sich mit Geschäftsführer
Oswald Held getroffen.

Niederländer und Gewürzhandel: Das passt einfach zusammen. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts startete die erste Expedition von Amsterdam aus in Richtung Südostasien. Zurück nach Europa kamen die Seefahrer nicht mit leeren Händen, sondern mit allerlei Gewürzen. Welche Vielfalt es mittlerweile gibt, will der gebürtige Niederländer Oswald Held über 400 Jahre später zeigen. Was Gewürze besonders macht, woher sie bezogen werden und warum Qualität wichtig ist, erklärt der Van den Berg-Geschäftsführer im Interview.

WOCHE: Was darf sich jemand, der noch nie von Van den Berg gehört hat, erwarten?
Oswald Held: Wir sind Vollanbieter, das soll heißen, wir versuchen die ganze Welt der Gewürze in unserem Onlineshop zu repräsentieren und beschränken uns dabei nicht auf bestimmte Kategorien. Die Kunden können unter anderem zwischen verschiedenen Pfeffer-, Chili-, Vanille- oder Zimtsorten etc. wählen. Dazu gibt es verschiedene Gewürzmischungen.

Pfeffer ist aber nicht gleich Pfeffer: Stimmt diese Aussage?
Absolut. Es gibt enorme Unterschiede, nicht nur hinsichtlich der Varianten, sondern vor allem in Bezug auf die Qualität. Wir wollen in Europa vorne dabei sein und nur mit hochqualitativen Gewürzen arbeiten. Nachdem man selbst in der heimischen Top-Haubenküche auf unsere Gewürze setzt, ist das sicher ein gutes Zeichen.

Überall liest man davon, dass Kunden mehr und mehr auf Regionalität achten. Trifft das auch auf Gewürze zu?
"Geiz ist geil" ist definitiv nicht mehr gefragt, da hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan. Das Bewusstsein für qualitativ gute und nachhaltige Nahrungsmittel ist jetzt voll da, das schließt natürlich auch Top-Gewürze ein. Heute fragt der Kunde, ob etwa im Salz Mikroplastik enthalten ist, die Herkunft spielt also eine große Rolle. Für uns ist diese Entwicklung positiv, da wir Qualität als wesentlichstes Kriterium erachten.

Stichwort Herkunft: Woher beziehen Sie die Gewürze?
Sie werden aus aller Welt bezogen. Natürlich kann man einen Szechuan-Pfeffer auch im eigenen Garten anpflanzen, er wird aber nie diesen Geschmack haben wie in jenen Ländern, wo er natürlich vorkommt. Der Teufel steckt wie bei der Kaffeebohne im Detail. Das einzigartige Aroma können viele Gewürzpflanzen eben nur in ihrer ursprünglichen Umgebung entwickeln. Dazu kommen Einflussfaktoren wie ein spezieller Boden, der Wind oder die Witterung.

Sie sind also von guten Partnern abhängig ...
Ja, das ist das Um und Auf. Die Gewürze werden in den jeweiligen Ländern geerntet und dann in die EU importiert. Zum Glück können wir auf langjährige Partnerschaften bauen. Natürlich muss man aber auch auf die hiesigen Gegebenheiten Rücksicht nehmen: Wir vertreiben Gewürze aus aller Welt. Jeder kann sich sein Stück Heimat holen, aber auch Neues erkunden.

In Ihrem Webshop gibt es nicht nur Gewürze, sondern auch Mischungen ...
Diese werden zu einem gewissen Teil von uns, aber auch von unseren Lieferanten aus aller Welt selber gemischt. Die Kunst ist es, sie so abzumischen, dass es den europäischen Geschmack trifft. Nur weil ein Gewürz vom selben Bauern kommt, heißt das aber noch lange nicht, dass alles gleich schmeckt wie im Vorjahr. Das ist wie beim Wein, wo jeder Jahrgang seine Eigenheiten hat.

Was ist eigentlich das Spezielle an Gewürzen?
Gewürze haben eine nicht zu unterschätzende psychologische Komponente. Selbst wenn man wollte, bekommt man Düfte nicht mehr aus dem Kopf.

Wie wollen Sie das Unternehmen weiterentwickeln?
Im ersten Halbjahr 2021 werden wir in Graz ein großes Gewürzhaus eröffnen. Mehr verrate ich noch nicht (schmunzelt).

Das ist Oswald Held

Geboren im Jahr 1960 in der niederländischen Küstenstadt Den Haag
Seine Familie hat in der Vergangenheit rund 100 Jahre für die Niederländische Ostindien-Kompanie, eines der größten Handelsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts, gearbeitet. "Die Leidenschaft für Gewürze liegt mir irgendwie im Blut."
Mit zehn Jahren kam er nach Österreich und studierte in Graz Betriebswirtschaft.
Einige Jahre hat Held dann für die US-Bank Chase Manhattan, unter anderem in leitenden Funktionen des Fonds- und Anlagegeschäfts, gearbeitet.
Auf der Welt hat Held, der indonesische (ehemalige Kolonie der Niederländer, Anm.) Wurzeln hat, schon viel gesehen, auch weil seine kosmopolitischen Eltern beruflich auf anderen Kontinenten lebten. Nahezu seine gesamte Familie lebt derzeit in Holland.
Zurück in Graz ist Held mittlerweile seit Jahren einer der drei Geschäftsführer der Immobilienentwicklungsfirma Pluto GmbH.
Mit Geschäftspartner Wolfgang Nusshold hat er vor über zehn Jahren die allseits bekannte Bar Kottulinsky eröffnet.
Eines seiner Lieblingsgewürze ist der Malabar-Pfeffer, benannt nach einem indischen Küstenstreifen. "Der ist einfach exzellent und günstig."
Eine starke Verbundenheit hat er auch mit Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon. "Dort gibt es außergewöhnlichen Zimt."
Privat schaltet er gerne in seinem Garten einfach einmal ab.

Infos zum Unternehmen

Die Van den Berg Gewürze GmbH gibt es in dieser Form seit knapp drei Jahren.
Als Geschäftsführer fungiert Oswald Held.
Über den Webshop bietet Van den Berg eine große Gewürze-Palette. Die Bandbreite reicht von indischem Tiger-Pfeffer, gerebeltem Basilikum, Ceylon-Zimt über gemahlenen Ingwer bis zu Cayennepfeffer und sizilianischem Orangensalz.
Dazu gibt es auch noch diverse Gewürzmischungen (u.a. Arrabiata, Arabisches Kaffeegewürz, Brotgewürz, Bunter Pfeffer) sowie Curry-Mischungen (u.a. Curry Ananas, Curry Lemon).
Qualität und authentischer Geschmack stehen immer im Vordergrund.
Die Gewürze werden aus aller Welt bezogen.
Vertrieben wird auch ein eigener London Dry Gin.
2021 ist ein großes Gewürzhaus in Graz geplant.
Web:www.vandenberg.at

Gast & Wirtschaft: Conte – Coffee to go

Adresse: Annenstraße 22 (Styria Center)
8020 Graz
Web:coffeetogo.net
Öffnungszeiten: aufgrund des Lockdowns derzeit geschlossen, normalerweise Montag bis Freitag 7 bis 19 und Samstag 10 bis 16 Uhr
Beschreibung: "Das moderne Café im Vintage-Stil" steht auf der Homepage: Wer das kleine Geschäftslokal betritt, weiß sofort, dass dieser Spruch nicht gelogen ist. Jeder Sitzplatz ist ein wenig anders gestaltet. Der Kaffee, den man auch kaufen kann, wird exklusiv für Conte in Verona geröstet und besteht zu 70 Prozent aus Arabica- und zu 30 Prozent aus Robusta-Bohnen. Angeboten werden dazu auch Smoothies, Bagels, Schokoladen und Geschenke.
Das Essen: Wenn das Café schon für seine speziellen Röstungen bekannt ist, dann muss natürlich auch Kaffee getrunken werden. Oswald Held entschied sich für einen Lungo, Redakteur Christoph Hofer für einen Espresso.
Die WOCHE meint: Der Kaffee soll durch diese spezielle Röstung bekömmlicher schmecken – so weit die Ausgangslage. Nach dem Genuss einer Tasse bleibt zu sagen: Es stimmt! Die Mischung ist exzellent, ein Wiedersehen nach Lockdown-Ende ist garantiert.

Knapp vor dem Lockdown gab's noch eine Kaffeepause im Conte: Das freute Oswald Held (r.) und Christoph Hofer. | Foto: Jorj Konstantinov
Ein gebürtiger Niederländer, der Graz liebt: Oswald Held | Foto: Jorj Konstantinov
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