Interview mit Herbert Spirk
"Wir müssen alle an einem Strang ziehen"
FÜRSTENFELD. Vor kurzem veröffentlichte der Spitalsverbund Feldbach-Fürstenfeld sein Video zur „Jerusalema Dance Challenge“, an dem sich die Spitalsmitarbeiter beteiligten und Zusammenhalt und Lebensfreude vermittelten. Doch wie gestaltet sich deren Arbeitsalltag aktuell und wie geht es den Mitarbeitern? Wir haben mit Betriebsratsvorsitzenden Herbert Spirk vom LKH Fürstenfeld gesprochen.
Seit einem Jahr beherrscht uns die Corona-Krise. Besonders Pflegekräfte sind gefordert. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Herbert Spirk: Die Mitarbeiter sind müde. Das letzte Jahr war ein extrem herausforderndes. Corona war für alle von uns absolutes Neuland. Und dass es uns so lange begleitet, hätte wohl niemand gedacht. Unsere Mitarbeiter arbeiteten am Anschlag. Zu Spitzenzeiten waren alle 12 Covid-Betten sowie die 5 Intensiv-Betten belegt. Bis zu 20 Mitarbeiter waren zeitgleich in Quarantäne. Das bedeutete einen enormen Mehraufwand für das restliche Personal, denn der Dienst musste weiterlaufen - 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Dazu kommen die körperlichen Herausforderungen durch das ständige Tragen der FFP2-Masken und der Covid-Schutzausrüstung. Das zehrt an den Kräften, an den physischen aber auch psychischen. Auch längere Erholungsphasen und Urlaube waren nicht möglich.
Wie schaut es jetzt aus, wie geht es den Mitarbeitern?
Obwohl die Covid-Zahlen wieder am Steigen sind, haben sich die stationären Behandlungen verringert. Durch die Impfung fallen die älteren- und Risikopatienten, die das Groß der stationären Covid-Behandlungen ausgemacht hatten, weg. Mit Stand 17. März sind 5 Covid-Patienten stationär und einer auf der Intensivstation. Aufgrund unserer Forderungen hat die KAGes zusätzliches Personal (Ärzte, Pflege, Paramedizinischer Bereich) genehmigt. Von diesem Angebot haben zahlreiche Mitarbeiter Gebrauch gemacht und ihr Beschäftigungsausmaß temporär erhöht. In Spitzenzeiten erhöhte sich dadurch der Mitarbeiterstand um bis zu 16 Dienstposten.
Durch das zusätzliche Personal hat sich die Situation verbessert. Nun können Mehrleistungsstunden abgebaut und auch Urlaube in Anspruch genommen werden.
Und in der Tagesklinik?
Da wir für die Covid-Behandlungen auf Personal unterschiedlicher Abteilungen zurückgegriffen haben, wurde der Akutbetrieb natürlich aufrechterhalten, der Routinebetrieb zurückgeschraubt und in der Tagesklinik geplante Operationen verschoben oder abgesagt. Ab 6. April wollen wir die Tagesklinik wieder öffnen. Damit tagesklinische Eingriffe wieder gemacht werden.
Haben sich die Mitarbeiter im vergangenen Jahr besonders häufig an Sie gewandt?
Natürlich. Die Mitarbeiter arbeiteten am Anschlag, da kamen unzählige Anfragen. Zur prekären Situation, zur Aufstockung von Personal. Viele wollten ihrem Frust Luft machen und einfach nur reden. Ich habe versucht soweit es in meiner Macht stand, zu unterstützen, um ihre Sorgen zu lindern. Denn dafür bin ich als Betriebsrat da.
Sind die Mitarbeiter im LKH Fürstenfeld bereits alle geimpft?
Die Nachfrage der freiwillig angebotenen Impfung war sehr gut. Derzeit liegen wir bei 75 bis 80 Prozent der Mitarbeiter am Standort Fürstenfeld, die bereits gegen Covid19 geimpft worden sind. Rund 10 Prozent hatten bereits selbst Corona und haben einen natürlichen Schutz aufgebaut. Das bedeutet, wir haben am LKH-Standort Fürstenfeld eine hohe Durchdringungsrate, auch das hat zur Verbesserung der angespannten Situation beigetragen.
Was bräuchte es, damit sich die Situation weiter entschärft?
Die Maßnahmen der Bundesregierung sind richtig und wichtig. Wenn sich die Leute an diese Spielregeln halten, denke ich, dass dies eine enorme Entlastung bringt. Wohlwissend, dass die Situation für alle belastend ist. Aber sich nicht an die Maßnahmen zu halten, ist auch keine Lösung. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.
Unser aller Ziel sollte sein, so rasch als möglich in ein geregeltes Leben zurück zu finden. Wenn wir alle dieses Ziel verfolgen, werden wir es - über kurz oder lang - auch erreichen.
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