Interview mit Herbert Spirk
"Wir müssen alle an einem Strang ziehen"

Seit einem Jahr beherrscht die Corona-Krise unser Tun und Denken. Herbert Spirk, Betriebsratsvorsitzender des LKH Fürstenfeld zieht Bilanz.
2Bilder
  • Seit einem Jahr beherrscht die Corona-Krise unser Tun und Denken. Herbert Spirk, Betriebsratsvorsitzender des LKH Fürstenfeld zieht Bilanz.
  • hochgeladen von Veronika Teubl-Lafer

FÜRSTENFELD. Vor kurzem veröffentlichte der Spitalsverbund Feldbach-Fürstenfeld sein Video zur „Jerusalema Dance Challenge“, an dem sich die Spitalsmitarbeiter beteiligten und Zusammenhalt und Lebensfreude vermittelten. Doch wie gestaltet sich deren Arbeitsalltag aktuell und wie geht es den Mitarbeitern? Wir haben mit Betriebsratsvorsitzenden Herbert Spirk vom LKH Fürstenfeld gesprochen.

Seit einem Jahr beherrscht uns die Corona-Krise. Besonders Pflegekräfte sind gefordert. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Herbert Spirk: Die Mitarbeiter sind müde. Das letzte Jahr war ein extrem herausforderndes. Corona war für alle von uns absolutes Neuland. Und dass es uns so lange begleitet, hätte wohl niemand gedacht. Unsere Mitarbeiter arbeiteten am Anschlag. Zu Spitzenzeiten waren alle 12 Covid-Betten sowie die 5 Intensiv-Betten belegt. Bis zu 20 Mitarbeiter waren zeitgleich in Quarantäne. Das bedeutete einen enormen Mehraufwand für das restliche Personal, denn der Dienst musste weiterlaufen - 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Dazu kommen die körperlichen Herausforderungen durch das ständige Tragen der FFP2-Masken und der Covid-Schutzausrüstung. Das zehrt an den Kräften, an den physischen aber auch psychischen. Auch längere Erholungsphasen und Urlaube waren nicht möglich.

Wie schaut es jetzt aus, wie geht es den Mitarbeitern?
Obwohl die Covid-Zahlen wieder am Steigen sind, haben sich die stationären Behandlungen verringert. Durch die Impfung fallen die älteren- und Risikopatienten, die das Groß der stationären Covid-Behandlungen ausgemacht hatten, weg. Mit Stand 17. März sind 5 Covid-Patienten stationär und einer auf der Intensivstation. Aufgrund unserer Forderungen hat die KAGes zusätzliches Personal (Ärzte, Pflege, Paramedizinischer Bereich) genehmigt. Von diesem Angebot haben zahlreiche Mitarbeiter Gebrauch gemacht und ihr Beschäftigungsausmaß temporär erhöht. In Spitzenzeiten erhöhte sich dadurch der Mitarbeiterstand um bis zu 16 Dienstposten.
Durch das zusätzliche Personal hat sich die Situation verbessert. Nun können Mehrleistungsstunden abgebaut und auch Urlaube in Anspruch genommen werden.

Zusammenhalt und Lebensfreude wollten die Mitarbeiter des LKH Fürstenfeld mit ihrem Video zur Jerusalema-Dance-Challenge vermitteln. | Foto: LKH Fürstenfeld
  • Zusammenhalt und Lebensfreude wollten die Mitarbeiter des LKH Fürstenfeld mit ihrem Video zur Jerusalema-Dance-Challenge vermitteln.
  • Foto: LKH Fürstenfeld
  • hochgeladen von Veronika Teubl-Lafer

Und in der Tagesklinik?
Da wir für die Covid-Behandlungen auf Personal unterschiedlicher Abteilungen zurückgegriffen haben, wurde der Akutbetrieb natürlich aufrechterhalten, der Routinebetrieb zurückgeschraubt und in der Tagesklinik geplante Operationen verschoben oder abgesagt. Ab 6. April wollen wir die Tagesklinik wieder öffnen. Damit tagesklinische Eingriffe wieder gemacht werden.

Haben sich die Mitarbeiter im vergangenen Jahr besonders häufig an Sie gewandt?
Natürlich. Die Mitarbeiter arbeiteten am Anschlag, da kamen unzählige Anfragen. Zur prekären Situation, zur Aufstockung von Personal. Viele wollten ihrem Frust Luft machen und einfach nur reden. Ich habe versucht soweit es in meiner Macht stand, zu unterstützen, um ihre Sorgen zu lindern. Denn dafür bin ich als Betriebsrat da.

Sind die Mitarbeiter im LKH Fürstenfeld bereits alle geimpft?
Die Nachfrage der freiwillig angebotenen Impfung war sehr gut. Derzeit liegen wir bei 75 bis 80 Prozent der Mitarbeiter am Standort Fürstenfeld, die bereits gegen Covid19 geimpft worden sind. Rund 10 Prozent hatten bereits selbst Corona und haben einen natürlichen Schutz aufgebaut. Das bedeutet, wir haben am LKH-Standort Fürstenfeld eine hohe Durchdringungsrate, auch das hat zur Verbesserung der angespannten Situation beigetragen.

Was bräuchte es, damit sich die Situation weiter entschärft?
Die Maßnahmen der Bundesregierung sind richtig und wichtig. Wenn sich die Leute an diese Spielregeln halten, denke ich, dass dies eine enorme Entlastung bringt. Wohlwissend, dass die Situation für alle belastend ist. Aber sich nicht an die Maßnahmen zu halten, ist auch keine Lösung. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.
Unser aller Ziel sollte sein, so rasch als möglich in ein geregeltes Leben zurück zu finden. Wenn wir alle dieses Ziel verfolgen, werden wir es - über kurz oder lang - auch erreichen.

Das könnte Sie auch interessieren: Jerusalema Dance-Challenge des LKH Feldbach-Fürstenfeld

Seit einem Jahr beherrscht die Corona-Krise unser Tun und Denken. Herbert Spirk, Betriebsratsvorsitzender des LKH Fürstenfeld zieht Bilanz.
Zusammenhalt und Lebensfreude wollten die Mitarbeiter des LKH Fürstenfeld mit ihrem Video zur Jerusalema-Dance-Challenge vermitteln. | Foto: LKH Fürstenfeld
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Der Badesee Pinggau wird bereits gefüllt; wenn das Wetter passt, wird der Start in die Badesaison Ende Mai erfolgen. | Foto: L. Bartsch
5

Ortsreprortage Pinggau
Projekte vom Badesee bis zur Feldsiedlung

In der Marktgemeinde Pinggau sind zurzeit gleich mehrere wichtige kommunalpolititsche Projekte in Umsetzung. PINGGAU. Vom Badespaß über die Schaffung von Baugründen bis zur Sicherung der Wasserversorgung reichen die aktuellen Projekte, mit denen Bürgermeister Leopold Bartsch und seine Kollegen im Gemeinderat beschäftigt sind. Badespaß ab Ende Mai Nach zweijähriger Pause wird zurzeit der Badesee Pinggau sprichwörtlich aus dem „Dornröschenschlaf wachgeküsst“ und fit für die kommende Badesaison...

  • Stmk
  • Hartberg-Fürstenfeld
  • Alfred Mayer

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.