Hartberg-Fürstenfeld
AMS erwartet Rekordarbeitslosigkeit im Winter
Nach einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit seit dem Höchststand Ende März, rechnet das AMS Hartberg-Fürstenfeld im Herbst mit einem erneuten Anstieg. Im Winter erwartet man eine Rekordarbeitslosigkeit. AMS Hartberg-Fürstenfeld hofft auf mehr personelle Ressourcen, um den Herausforderungen gewachsen zu sein.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise prägen weiterhin den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen in Hartberg-Fürstenfeld hat sich seit Beginn der Krise zwar deutlich reduziert, liegt aber mit aktuell 2.618 arbeitslos Gemeldeten noch immer um 32,5 Prozent über dem Vorjahr. Dazu kommen 454 Personen in Schulungen. 298 Betriebe haben für 3.833 Beschäftigte weiterhin Kurzarbeit angemeldet.
Die Arbeitslosigkeit betrifft Männer und Frauen in allen Altersgruppen gleichermaßen. "Wobei Frauen in Teilzeitarbeit die finanziellen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit als auch Kurzarbeit noch stärker zu spüren bekommen", betont AMS-Geschäftsstellenleiterin Margarete Hartinger.
Schnuppertage fehlen
Vor allem in Hilfsberufen, im Tourismus, Handel und in Büroberufen verzeichnet man aktuell die meisten Arbeitslosen. Eine gute Auslastung wird vom Baubereich und den Handwerksbetrieben gemeldet. Besonders schwierig gestaltet sich die Jobsuche für Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen, aber auch Jugendliche, die bis dato keine Lehrstelle gefunden haben.
"Jetzt muss man uns mit Ressourcen ausstatten, damit wir unsere Arbeit weiter gut fortsetzen können." (AMS-Geschäftsstellenleiterin Margarete Hartinger)
"Die Schnuppertage, die die Pflichtschulen jedes Jahr anbieten, fehlen heuer. Ich appelliere an die Jugendlichen, die Beratungs- und Unterstützungsangebote unseres BerufsInformationsZentrums zu nutzen", betont Hartinger. 74 Lehrstellensuchenden stehen aktuell 45 Lehrstellen gegenüber. Entscheidungen über konkrete Aufnahmen von Lehrlingen würden sich aufgrund der Krise oftmals in den Herbst verschieben.
Langzeitarbeitslosigkeit steigt
Der Zukunft am heimischen Arbeitsmarkt zeichnet Hartinger ein eher düsteres Bild. "Die Arbeitslosigkeit wird im Herbst wieder deutlich zunehmen, allein durch die Saisonkomponente, die in Hartberg vor allem im Baubereich stark ausgeprägt ist. Aufgrund der aktuellen Lage gehen wir in den Wintermonaten von einer Rekordarbeitslosigkeit aus."
Secop-Kündigungen setzt Arbeitsmarkt zusätzlich zu
Auch die bereits eingesetzte Kündigungswelle beim Fürstenfelder Kompressorenhersteller Secop, setzt dem Arbeitsmarkt im Bezirk zu. Wie die WOCHE berichtet hat, werden ja die 170 Produktionsmitarbeiter der Kappa-Linie bis Jahresende ihre Jobs verlieren. Vor kurzem wurde der Sozialplan fixiert, der auch eine Arbeitsstiftung durch das AMS beinhaltet. "Wir stehen in permanentem Kontakt mit der Secop-Geschäftsführung und werden mit Beratung, Vermittlung und Aus- und Weiterbildung zur Seite stehen." Wie groß die weiteren Jobchancen für die Betroffenen sind, könnte im Moment noch nicht abgeschätzt werden. "Wir wissen nicht, wie sich die Lage in puncto Covid19 noch entwickelt und ob im Herbst eine zweite Welle droht", so Hartinger.
"Der Druck ist enorm"
Wie auch bei den Corona-Arbeitslosen gehe es jetzt darum, die Langzeitarbeitslosigkeit, die, so vermutet Hartinger, unweigerlich zunehmen wird, so gering wie möglich zu halten und den Folgen einer Verarmung entgegen zu wirken. Ein Schwerpunkt ist die Vermittlung auf die gemeldeten offenen Stellen. 612 arbeitslose Personen haben im Juli eine Beschäftigung aufgenommen. Für Oktober haben Sozialpartner dazu ein angepasstes Kurzarbeitsmodell ausgehandelt. Unter dem Titel "Coronastiftung" werde außerdem ein zusätzliches Arbeitsmarktpaket geschnürt. Auch eine Qualifizierungsoffensive in nachgefragten Berufen wird gestartet.
"Brauchen mehr personelle Ressourcen"
Ein großes Danke richtet Hartinger ihren Mitarbeitern aus. "Der Druck ist enorm, die Herausforderungen extrem. Das Gebot des Abstandhaltens hat unseren Kommunikations- und Beratungsprozess völlig verändert", zeigt sie sich stolz auf ihr Team, betont aber: "Jetzt muss man uns mit Ressourcen ausstatten, damit wir unsere Arbeit weiterhin gut fortsetzen können."
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