Land Tirol - Studie "Rückgang bei Fischen"
Verringerten Fischbeständen auf den Grund gehen

Elektrobefischung durch Richard Schwarzenberger und Agnes Felber am Maurerbach in Kirchdorf. | Foto: Kogler
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  • Elektrobefischung durch Richard Schwarzenberger und Agnes Felber am Maurerbach in Kirchdorf.
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Land Tirol geht Rückgang der Bachforellen in der Großache auf den Grund; Pilotstudie soll Ursache klären.
KIRCHDORF (niko). Innerhalb von elf Jahren ist der Bestand an Bachforellen an der Messstelle an der Großache in Kössen um 87 % zurückgegangen. Die Ursache für die drastische Abnahme der Fischbestände, insbesondere der Bachforelle, will das Land Tirol nun im Rahmen einer Pilotstudie herausfinden.
„Wir achten in Tirol auf unseren Wasserschatz, der Zustand der Gewässer ist allgemein sehr gut;  wir wollen nun dem Rückgang der Fischbestände in der Großache auf den Grund gehen“, erklärt der für Wasserwirtschaft und Fischerei zuständige LH-Stv. Josef Geisler. „Vielfach wird die Wasserkraftnutzung pauschal für den Rückgang von Fischbeständen verantwortlich gemacht. Es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass der Rückgang des Fischbestandes in der Großache auf Kraftwerke oder auf den Hochwasserschutz zurückzuführen ist“, so Geisler.

An der Großache wurden gerade auch im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz zahlreiche Maßnahmen wie etwa Aufweitungen umgesetzt, die den Fischen zugutekommen. Zudem gibt es keine Belastungen durch Sunk und Schwall von Speicherkraftwerken. Die Fischpassierbarkeit und Durchgängigkeit der Gewässer sind weitestgehend gewährleistet. Auch die von der Fischerei ins Treffen geführte Anwesenheit von Fischottern und fischfressenden Vögeln erklärt den artspezifischen Rückgang der Bachforelle laut Experten nicht. „Der Rückgang insbesondere der Bachforellenpopulation muss demnach mehrere Ursachen haben oder woanders liegen“, so Geisler. Letztlich wolle man die Fischpopulationen wieder aufbauen.

Parasitäre Erkrankung?

„Aufgrund der besonders starken Rückgänge bei Bachforellen besteht die Vermutung, dass spezifische Erkrankungen dafür verantwortlich sein könnten“, erklärt Markus Federspiel, Vorstand der Landesabteilung Wasserwirtschaft. Eine dieser Erkrankungen ist die Proliferative Nierenkrankheit (PKD – Proliferative Kidney Desease), eine durch Parasiten verursachte Schädigung des Nierengewebes von Bachforellen, Äschen und Regenbogenforellen. Die vom Land Tirol in Auftrag gegebene Pilotstudie soll nun klären, ob dieser Erreger im Einzugsgebiet der Großache vertreten ist und ob der Fischrückgang in den Tiroler Äschen- und Forellenregionen auf diese spezifische Krankheit oder andere Erkrankungen zurückzuführen ist.

Fische werden untersucht, Wassertemperatur überwacht

Im Rahmen der Pilotstudie werden Forellen an Probestrecken an der Großache zwischen Kitzbühel und der Staatsgrenze sowie am Loferbach, Brunnbach, Kirchdorfer Bach, Maurerbach und an der Aschauer und Reither Ache gefangen und auf Krankheiten, insbesondere auf den PKD-Erreger getestet. „Die Fische werden mittels Elektrobefischung gefangen. Dabei wird elektrischer Gleichstrom mittels Elektrofanggerät in das Wasser geleitet. Die Fische werden betäubt, aus dem Gewässer entnommen, vermessen und gewogen“, erklärt Andreas Murrer, Leiter des Bereichs Gewässerökologie in der Abt. Wasserwirtschaft.

Mit der pathologischen Untersuchung wurde die Veterinärmedizinische Universität Wien beauftragt. Dort werden die Fische auf krankhafte Auffälligkeiten der Organe untersucht und auf den Erreger der Proliferativen Nierenkrankheit getestet. Weil bei PKD ein Zusammenhang zwischen der Wassertemperatur und dem Krankheitsausbruch besteht, werden auch die Temperaturverläufe im Untersuchungsgebiet genauestens untersucht. Liegt die Wassertemperatur über 15 Grad, steigt die Sterblichkeit der befallenen Fische.

"Stellt sich die Nierenkrankheit als Ursache heraus, ist es schwierig, dem Bestandsrückgang entgegenzuwirken. Effektiv ist nur, massiv mit gesunden Fischen nachzubesetzen, bis die Krankheit zurückgeht", so Murrer. Der Fischotter sei nur Teil des Problems, aber nicht ursächlich dafür verantwortlich, ergänzt Federspiel.

Die Studie wurde von der Abt. Wasserwirtschaft in Auftrag gegeben. Die Befischung und die Probenentnahme erfolgen durch das Ingenieurbüro für Biologie-Gewässerökologie H&S Limnologie aus Innsbruck. Ergebnisse sollen Ende dieses/Anfang kommenden Jahres vorliegen.

Fotos: Kogler, Mark (1), Land/Entstrasser-Müller (2)

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