Raiffeisen-Manager Heinrich Schaller: "Bargeld: Ja. Bankgebühr: Nein"
Heinrich Schaller ist Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und damit einer der mächtigsten Bankmanager des Landes. Zu seinem Institut zählen namhafte Industriekunden – darunter viele Weltmarktführer. Die Chefredakteure Thomas Winkler und Wolfgang Unterhuber sprachen mit Schaller über Bargeld, Raiffeisen, Christian Kern und Donald Trump.
Wie viel Bargeld haben Sie bei sich?
HEINRICH SCHALLER: Das ist unterschiedlich. Aber nicht viel.
Bargeld ja oder nein?
Ja. Ich halte die Diskussion über die Abschaffung des Bargeldes für völlig überflüssig.
Und die Bankomatgebühr?
Wir führen derzeit keine ein.
"Investieren in Fonds ist jetzt sinnvoll."
Wie soll man derzeit sein Geld anlegen?
Wir raten unseren Kunden, in Fonds zu investieren. Weil man damit breit gestreut in die unterschiedlichsten Instrumente veranlagt. Nach wie vor sollte man einen Teil auf dem Sparbuch belassen. Weil es einfach wichtig ist, Geld rasch verfügbar zu haben, ohne dass man irgendwelchen Kursschwankungen unterliegt.
Wie geht es der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich?
Wir haben nach dem hervorragenden Jahr 2015 jetzt eine Kernkapitalquote von 13,8 Prozent. 2016 läuft auch gut. Es wird schwierig sein, ein Jahr wie 2015 zu wiederholen. Operativ sind wir aber momentan gut auf Schiene.
Werden Filialen zugesperrt?
Es gibt kein Filialschließungskonzept. Unser Vorteil ist der direkte Kontakt zu den Kunden durch unsere starke Präsenz vor Ort. Daran werden wir festhalten.
"Christian Kern halte ich für einen guten Mann"
Was halten Sie von Christian Kern?
Er hat Wirtschaftskompetenz. Ich halte ihn für einen guten Mann. Ich hoffe, dass er sich auch dementsprechend mit diesen Vorhaben, die er angekündigt hat, durchsetzt.
Kurbelt die Steuerreform die Wirtschaft an?
Ein wenig ist der Konsum angesprungen. Das sieht man. Die Steuerreform war auch ein Schritt in die richtige Richtung. Ob die Gegenfinanzierungsmodelle unbedingt notwendig waren, lassen wir einmal dahingestellt. Wenn wir also heuer ein Wachstum von etwas über einem Prozent zusammenbringen, sollten wir froh sein.
Durch die Steuerreform bleibt den Österreicherinnen und Österreichern mehr Geld im Börserl. (Foto: MEV Verlag GmbH)
Wie geht es Ihren Kunden in der Industrie?
Sie erzielen nach wie vor gute Ergebnisse, sind aber nicht so euphorisch, was die Zukunft betrifft. Das hängt meines Erachtens mit der Stimmung zusammen. Weil wir alle das Gefühl hatten: Es ist in den letzten Jahren nichts mehr weitergegangen.
"Wir verwalten uns zu Tode."
Was müsste weitergehen?
Eine Entrümpelung der Vorschriften. Wir verwalten uns im wahrsten Sinn des Wortes zu Tode. Österreich muss auch versuchen, auf der europäischen Ebene mehr Einfluss zu nehmen, um diese Regulierungswut massiv zu reduzieren.
Wie ist Ihre Meinung zu TTIP?
Es wäre gut, wenn es kommt. Aber mit strikten Eckpunkten: Keine Verringerung der Standards, keine Auslieferung an das amerikanische Rechtssystem, auch bei den Schiedsgerichten. Es müssen die europäischen Grundsätze weiter vertreten sein.
Was passiert, wenn Donald Trump US-Präsident wird?
Ich traue mir nicht, das zu beurteilen. Das, was wir hören, ist natürlich nicht sehr erbauend.
Wer gewinnt die Fußball-Europameisterschaft?
Deutschland.
Und Österreich?
Kommt ins Viertelfinale.
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