Sepp Rinder
Ein Wunsch zum 100. Geburtstag des Kaindorfers
Update: Herr Josef Rinder, Redakteur, Landwirt, Autor aus Kaindorf an der Sulm, ist uns am Sonntag, dem 14. Mai 2023, im gesegneten Alter von 101 Jahren ein Stück des Weges vorausgegangen.
Sepp Rinder aus Kaindorf an der Sulm feierte seinen 100. Geburtstag in voller geistiger Frische. Am 7. März 2022 hat in MeinBezirk für ein Interview besucht.
LEIBNITZ/KOGELBERG. Es ist ein unbezahlbares Geschenk, das Sepp Rinder aus Kaindorf an der Sulm zum 100. Geburtstag am 20. Februar 2022 erhielt: Er konnte sein hohes Lebensalter im Kreise seiner Familie in geistiger Frische feiern. Lediglich die Sehkraft ist stark eingeschränkt und hier bedient sich der Jubilar eines Vorlesegerätes.
Täglich macht Sepp Rinder noch eine Hofrunde bzw. einen Spaziergang und interessiert sich für die aktuellen Geschehnisse, so wie beispielsweise die derzeitigen Grabungsarbeiten für den Glasfaseranschluss beim eigenen Anwesen am Kogelberg.
"Immer arbeiten, vernünftig leben und nie über die Stränge schlagen. Ein Glaserl Wein natürlich schon", nennt Rinder die wichtigsten Regeln für sein gesundheitliches Wohlbefinden. Und auf die Frage, was er am liebsten esse, antwortet der Kogelberger ganz spontan: "Am liebsten einen Sterz, aber ich war es seit meiner Jugendzeit gewöhnt, alles zu essen."
Liebe zum Obstbau
Die große Leidenschaft des Silberberg-Absolventen galt stets dem Obstbau und der Errichtung von Obstanlagen. "Ich hatte ein sehr bewegtes Berufsleben", erzählt Rinder, der bis zum 90. Lebensjahr seinen Beschäftigungen nachging. Erst danach fand er Zeit für ein besonderes Projekt.
Nachdem Freunde, Bekannte und Verwandte Sepp Rinder immer wieder gebeten hatten, sein Leben niederzuschreiben, kam er diesem Wunsch nach und schrieb zwei Bücher mit dem Titel "Erinnerungen" und "Trau Dich was!". Mittlerweile sind die beiden Buchbände vergriffen. "Wir haben alle verschenkt", erzählt Sepp Rinder, während er gemeinsam mit seiner Gattin Ulrike in der wunderschönen Stube sitzt und im Buchband blättert.
Die Kriegszeit
"Wer sich von meinen Erinnerungen erwartet, von einer Schlacht zur anderen geführt zu werden oder Berichte über ununterbrochene Angriffs- oder Abwehrkämpfe lesen will, den muss ich enttäuschen. Mein tatsächlicher Fronteinsatz beschränkte sich auf drei Monate des Jahres 1941 in Finnland sowie sieben Wochen von März bis Kriegsende 1945 in der Oststeiermark. Dazwischen lag die Tätigkeit als Besatzungssoldat in Nord-Norwegen sowie als Scharfschützenausbilder auf dem Truppenübungsplatz Benešov bei Prag", fasst Rinder, der nach Kriegsende ein Jahr als Gefangener verbrachte, zusammen.
Zu erzählen gäbe es natürlich noch sehr viel. Was zwei Zentimeter Größenunterschied bewirken können, soll nicht unerwähnt bleiben. "Hätte ich bei der Musterung die vorgeschriebene Körpergröße von 1,72 Meter gehabt, wäre ich zur Verfügungstruppe nach Graz zum Regiment 'Der Führer' und in der Folge zur Division 'Das Reich' gekommen", merkt Rinder an. Diese Einheit war bereits 1940 im Frankreichfeldzug und ab 1941 im Russlandfeldzug bis 1945 pausenlos im Einsatz.
Geheiratet wurde 1979. "Als ich zehn Jahre alt war, kam Sepp das erste Mal zu uns auf den Kogelberg, um eine Pfirsichanlage anzulegen", erinnert sich Gattin Ulrike, die 22 Jahre jünger als ihr Mann ist. "Schatzi, des kann sie net schreiben", lacht er. Auf die Frage, was sich ein 100-Jähriger wünscht, antwortet Sepp Rinder ohne zu zögern: "Das Ende der Corona-Pandemie möchte ich schon noch erleben."
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