Autobiographisches Schreiben
So erging es der Leibnitzerin Christa Ziegler in ihrer Kindheit
- Christa Ziegler ist Mitglied der Schreibgruppe in Leibnitz.
- Foto: privat
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Im Rahmen von "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt" widmet sich aktuell in der Frauenberatungsstelle Leibnitz eine Gruppe dem "Autobiographischen Schreiben". Cristina Dungiaciu berichtet von ihren Kindheitserinnerungen.
LEIBNITZ. Christa Ziegler schreibt: Meine Geburt war im Dezember 1942. Aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass es eine schwere Geburt war. Es war Krieg und meine Mutter bekam die offizielle Nachricht, dass mein Vater genau im Monat meiner Geburt in Sibirien gestorben war. Das hat sie mir immer wieder erzählt. Deshalb blieb es mir auch so nachhaltig im Gedächtnis.
Meine Kindheit war nicht glücklich, da meine Mutter aufs Land arbeiten gehen musste, um für uns Lebensmittel zu bekommen. Ich hatte noch einen fast drei Jahre älteren Bruder. Wir mussten mit meiner Mutter mit zur Arbeit. Während mein Bruder helfen musste, Äpfel klauben und Sachen in den Keller tragen, lag ich als kleines Baby daneben im Korb. Es gab überhaupt keine Unterstützung vom Staat. Wir wohnten in Graz Andritz in einem großen Zimmer über einer Bäckerei und waren einige der wenigen, die damals schon ein WC, ein englisches Klo mit Wasserspülung im Haus hatten. In dieser Bäckerei, die in Coronazeiten erst jüngst geschlossen wurde, habe ich auch meine Lehrzeit absolviert und dabei so manche Ohrfeige kassiert.
- Chista Ziegler in jungen Jahren.
- Foto: privat
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Täglicher Fußmarsch
Meine Schulzeit war für mich schön, obwohl wir eine Stunde bis zur achtklassigen Josef Krainer Waldschule in Weinitzen (Niederschöckel) gehen mussten. In zwei Klassenzimmern wurden je vier Schulstufen auf einmal unterrichtet. Mehr als 30 Kinder waren wohl in einer Klasse. Außer dem Direktor gab es noch zwei Lehrerinnen. Mit meinem Bruder habe ich am Schulweg viel gerauft. Ich habe den Schnee von den Bäumen gestoßen, wenn er unterhalb durchging. Natürlich musste ich auch das Echo vertragen. Mein Bruder zog mich grob an den Zöpfen und war nicht zimperlich mit mir. Auch in der Klasse war ich nicht die Bravste und musste oft Winkerl stehen.
Durch diese Kindheit habe ich mich zu einer kräftigen Frau entwickelt. Und das war auch gut so. Denn als meine Mutter einen neuen Mann fand, begann sie mit ihm ein Haus zu bauen, und wir zogen um. Mein Bruder und ich verließen bald das Haus. Ich ging zurück zur Bäckerei, wo ich auch meine Lehrstelle hatte. So lebte ich wieder in meinem Geburtshaus und bekam 5 Schilling Wochengeld. Essen und Schlafen musste ich abdienen. Um drei Uhr morgens stand ich auf, tappte in die Backstube und begann Brot und Gebäck händisch zu formen. Mit der Kraxen am Rücken ging ich dann das Gebäck zustellen.
Die kleine Kirche von Ulrichsbrunn, wo ich auch getauft bin, erinnert mich bei Spaziergängen, die ich heute manchmal gemeinsam mit meinen Kindern und Enkelkindern unternehme, an meine Jugend.
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Zur Person
Christa Ziegler lebt in Leibnitz und ist sehr aktiv. Sie ist seit mehr als 20 Jahren in Pension, fährt gerne nach Kroatien ans Meer und nach München zu ihrem Sohn. Außerdem tanzt sie gerne und spielten leidenschaftlich Karten. Beim Kegeln bei Seniorenbund Nikolai hat sie unlängst einen ersten Platz errungen. Am wichtigsten aber ist Frau Ziegler der Kaindorfer Singkreis.
Das könnte dich auch interessieren:
MeinBezirk auf
MeinBezirk als
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.