Weltmilchtag
Regionale Milchbetriebe stehen vor großen Herausforderungen
Anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni lud die Bezirkskammer Obersteiermark zum Gespräch über die regionale Milchwirtschaft am Leobener Bauernmarkt. Neben kleiner Kostproben von Käse, Molke, Joghurt und Co. wurden ernste Töne angeschlagen, denn die Milchbäuerinnen und -bauern stehen vor einigen Herausforderungen.
LEOBEN. Die Bezirkskammer Obersteiermark hat sich den Weltmilchtag am 1. Juni zum Anlass genommen, um am Leobener Bauernmarkt über die derzeitigen Schwierigkeiten der Milchwirtschaft zu sprechen. Die Herausforderungen der Milchbäuerinnen und -bauern stehen unter anderem im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Preiserhöhungen. Die explodierenden Kosten und die Investitionen in noch höhere Tierwohlstandards verschärfen die bereits angespannte Lage.
Horrende Mehrkostenlast für Milchwirtschaft
Laut Andreas Steinegger, Landeskammerrat und Leobener Kammerobmann, müssen die Milchbetriebe zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Energiekostenerhöhung von ungefähr 50 Prozent und mit einer Preissteigerung von zirka 30 Prozent für das Tierfutter umgehen. Hinzu kommt in den letzten Monaten ein Minus von 50 Prozent in der Direktvermarktung.
Die Molkereien, die von verschiedensten Milchbetrieben beliefert werden, haben bereits durch Vorleistungen versucht die horrenden Kostenerhöhungen für die Betriebe mit einer schrittweisen Erzeugermilchpreiserhöhung abzufedern. „Die Problematik ist, dass der Kostenindex noch ungefähr um zehn Prozent höher ist als der Ertragsindex“, erklärt Andreas Steinegger. Auch die Molkereien können die gesamte Mehrkostenlast nicht tragen, deswegen hoffe man jetzt auf den Ausgleich durch den Handel und auf die Hilfe vom Staat, um auch dem Endkonsumenten zu hohe Kosten zu ersparen.
Starker Rückgang bei den Milchbauern
Einer Milchbäuerin oder einem Milchbauern bleibt durchschnittlich einen Stundenlohn von nur 5,70 Euro und das summiert sich auf einen monatlichen Nettoertrag von 1.026 Euro für eine Familienkraft. „Für eine relativ hohe Kapitalinvestition und für relativ viel Arbeit ist das natürlich nicht unbedingt allzu berauschend“, so Steinegger. Diese Problematik spiegelt sich auch in der Anzahl der Milchbetriebe wieder: Im Jahr 2000 gab es in der Steiermark noch rund 10.000 Milchbauern und diese Zahl hat sich in den vergangenen 22 Jahren auf 4.000 reduziert. Im Bezirk Leoben sind die Milchbetriebe mit durchschnittlich 25 Kühen relativ klein. „Wenn man aber bedenkt, dass wir in Österreich im Schnitt auch 24 Kilogramm Käse im Jahr essen, dann sollten wir darauf schauen, unsere Milchbetriebe zu erhalten“, schildert Bezirksbäuerin Johanna Hafellner.
Tierwohl ist mit Kosten verbunden
Eine aktuelle online-Umfrage von marketagent zeigt, dass grundsätzlich 75 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten bereit wären, für Tierwohl mehr zu zahlen. Yascha Lena Koik von Universität Göttingen aber fand in ihrer Studie heraus, dass sich diese Einstellung und das tatsächliche Einkaufsverhalten nicht konform zeigt, denn mehr als 50 Prozent greifen dann doch zum Billigprodukt. Schlussendlich entscheidet oftmals der Preis.
„Nur ein gesundes, glückliches Tier kann für uns Leistung bringen. Das geht natürlich nicht ohne zusätzliche Kosten und dafür brauchen wir die Unterstützung der Gesellschaft und des Konsumenten. Nur wenn dieser wertvolle Produkte kauft, die natürlich einen gewissen Preis haben, dann können wir auch unserer Verantwortung nachgehen.“
Bernhard Zechner, Aufsichtsrat bei Berglandmilch und Obmann des Milchhofs Leoben
Tierwohl ist mit teuren Investitionen verbunden und für viele Milchbetriebe, vor allem im Berggebiet, deren Einkünfte sehr gering sind, sind diese Standards finanziell schwierig umzusetzen.
Regionaler Lebensmitteleinkauf
Walter Leitner, Kammersekretär der Bezirkskammer Obersteiermark, ruft zum bewussteren und regionalen Lebensmitteleinkauf auf, um die Bäuerinnen und Bauern zu unterstützen und die Versorgungssicherheit in Österreich zu sichern.
„Der Konsument entscheidet über die zukünftige Versorgungssicherheit in Österreich. Wenn man regionale Produkte kauft, dann werden wir auch in Zukunft landwirtschaftliche Betriebe haben. Ohne landwirtschaftliche Betriebe werden wir unser Land nicht versorgen können.“
Walter Leitner, Kammersekretär der Bezirkskammer Obersteiermark
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