Schnee-Bilanz
"Da geht es um Menschenleben"

Bürgermeister Heinz Wilding in Hohentauern. | Foto: Verderber
2Bilder
  • Bürgermeister Heinz Wilding in Hohentauern.
  • Foto: Verderber
  • hochgeladen von Stefan Verderber

Die beiden Bürgermeister Heinz Wilding und Alois Mayer über den Ausnahmezustand, positive Seiten und nötige Maßnahmen.

HOHENTAUERN. Über zwei Wochen hat der Katastrophenzustand in Hohentauern gedauert, der Ort war sechs Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten. Bürgermeister Heinz Wilding zieht Bilanz über eine herausfordernde Zeit.

MZ: Wie sieht Ihr persönliches Resümee nach der Krise aus?
Heinz Wilding: Es hat fast alles super funktioniert. Die Disziplin der Gäste war hervorragend. Es haben alle Räder in der Gemeinde ineinandergegriffen - vom Räumdienst bis zu den Bauern, die Lebensmittel geliefert haben. Da war viel Herz dabei und die Gäste haben das honoriert. Die Zusammenarbeit war mit allen Stellen großartig. Man kann also nicht schimpfen.

MZ: War die Situation positive Werbung für Hohentauern?

Wilding: Es haben sich ständig Medien bei mir gemeldet, das ging sogar bis zur New York Times. Den Unterschied zwischen Hohentauern und Obertauern kennt jetzt jeder (schmunzelt). Wir wollten das Beste aus der Situation herausholen und das ist uns auch gelungen. Das Positive überwiegt ganz sicher.

MZ: Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?
Wilding: Es gab minimale Sachen, die besten Ideen kommen da immer vom Stammtisch. Es ist natürlich immer leichter, wenn man null Verantwortung hat. Über zwei, drei Sachen habe ich mich kurzfristig geärgert, aber das hat sich schnell gelegt. Letztlich habe ich keine Zweifel an den Entscheidungen gehabt.

MZ: In den „sozialen Medien“ war vereinzelt die Rede von einer aufgebauschten Situation. Was antworten Sie solchen Kritikern?
Wilding: Viel Spaß, wenn sie durch einen Lawinenhang fahren! Es haben neun Leute ständig die Situation beobachtet, das waren alles Experten auf ihrem Gebiet. Verantwortungslose findet man immer wieder. Tatsache ist aber: Es ist um 750 Menschenleben gegangen. Da steht die Sicherheit im Vordergrund.

MZ: Welche Maßnahmen sind in Hohentauern nötig, um solchen Situationen künftig zu entgehen?
Wilding: Wir werden uns jetzt um einen Gipfel mit dem Land Steiermark bemühen und dort verschiedene Themen besprechen. In Richtung Ennstal müssen wir den Triebenstein entschärfen - etwa mit einer Sprengvorrichtung, einem Schutzbau oder einer Lawinengalerie. Da muss etwas geschehen, damit eine solche Abgeschlossenheit nicht mehr passieren kann. Das müssen wir jetzt angehen, damit das Thema nicht in der Schublade verschwindet.

MZ: Ein Wort zu den Nachbarn?
Wilding: Die Kommunikation mit Pölstal war hervorragend. Wir hatten ein super Einverständnis und immer alles abgesprochen.

In der Gemeinde Pölstal wurde am Montag der Katastrophenzustand offiziell beendet. Bürgermeister Alois Mayer zieht Bilanz.

MZ: Wie sieht Ihr persönliches Resümee nach der Krise aus?
Alois Mayer: Ich hatte in meinen neun Jahren als Bürgermeister bereits acht Katastrophen zu bewältigen, wir sind also katastrophenerprobt. Die Schneemassen und die Lawinengefahr waren aber auch für uns Neuland. Die Bewährungsprobe hat gut funktioniert. Die Zusammenarbeit war mit allen Stellen hervorragend. Man hat einmal mehr gesehen: Ohne die Ehrenamtlichen geht gar nichts. Durch wichtige Entscheidungen gibt es eine gewisse Stresssituation - da muss alles 100-prozentig passen. Das Verständnis der Bevölkerung war groß, es gab nie eine Panik.

MZ: War die Situation auch positive Werbung für das Pölstal?
Mayer: Ich finde das durchaus auch positiv. Wir haben die Gefahren gut aufgezeigt und unsere Ehrenamtlichen waren immer groß im Bild. Das Positive überwiegt. Besonders schön war, dass in der Krise alle zusammenhalten. Man hat gesehen, wie wichtig ein Arzt und ein Nahversorger sind.

MZ: Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?
Mayer: Leider gibt es immer Uneinsichtige, die Sperren ignorieren. Das war aber die einzige negative Erfahrung.

MZ: In den „sozialen Medien“ war vereinzelt die Rede von einer aufgebauschten Situation. Was antworten Sie solchen Kritikern?
Mayer: Uns wurde jede Entscheidung von den Experten des Landes voll bestätigt. Eine Lawine ist einfach unberechenbar, zum Glück ist da nicht mehr passiert. Da geht es immer auch um Menschenleben.

MZ: Welche Maßnahmen sind im Pölstal nötig, um solche Situationen künftig zu vermeiden?
Mayer: Das betrifft in allerers-ter Linie den Geierkogel, da ist eine Verbauung dringend notwendig. Wir werden das demnächst mit dem Land besprechen.

MZ: Ein Wort zu den Nachbarn in Hohentauern?
Mayer: Die Zusammenarbeit war ausgesprochen gut, wir haben alles gemeinsam besprochen und immer kommuniziert. Wir haben uns einfach super ergänzt.

Bürgermeister Heinz Wilding in Hohentauern. | Foto: Verderber
Bürgermeister Alois Mayer im Pölstal. | Foto: Verderber
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.