Ein Job mit Zukunft
Steiermark braucht jährlich 1.000 neue Pflegekräfte
Kaum ein Berufsfeld ist derzeit so gefragt und gefordert wie der Pflegebereich. Trotzdem steuert dieser auf einen akuten Personalmangel hin. "Bis 2030 werden in den Steiermark 10.000 Stellen in der Pflege zu besetzen sein, pro Jahr müssten demnach 1.000 neue Pflegepersonen dazukommen", erklärt Karoline Riedler, Leiterin der Universitätslehrgangs für Mittleres Pflegemanagement. Die Hintergründe sind bekannt: Einerseits werden wir alle immer älter und andererseits sind die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten und Bezahlung nach wie vor stark verbesserungswürdig. Die Pandemie hat jedenfalls einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass es ausreichend Personal sowohl im stationären als auch im mobilen Bereich gibt.
Lehre ist keine Option
Der von der Bundesministerin Margareta Schramböck mit Start 2021 angedachten dreijährigen Pflegelehre für den Beruf "Pflegeassistenz" erteilt Riedler eine klare Absage: "Dieser Pilotversuch wird zwar kommen, sollte aber besser scheitern." Eine Lehre bedinge schlicht andere Voraussetzungen. Die Pflegeexpertin plädiert dafür, "stattdessen die vorhandenen Ausbildungen zu verbessern und in Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu investieren."
Auch die AMS-Umschulungen sieht Riedler "sehr zweischneidig, weil man muss Pflege mögen. "
"Man muss Menschen mögen, stressresistent, man kann nicht einfach alle Arbeitslosen in die Pflege schicken."
Belastung durch Corona vervielfacht
Riedler gesteht auch ein, dass durch die herrschende Pandemie bereits viele Kolleginnen und Kollegen "abgestumpft seien und eigentlich aus dem Beruf aussteigen wollen." Zu Beginn der Coronakrise sei der Applaus vonseiten der Bevölkerung groß gewesen, mittlerweile ist es leise geworden und vor allem an den Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal hätte sich nichts verbessert. "Wir haben immer nur Dinge dazubekommen, aber es wurde uns nichts abgenommen, es fehlt die Zeit, uns den Menschen zu widmen."
Als geradezu "unmenschlich" beschreibt Riedler die Situation in der Pflege der Covid-Patienten. "Wir können die Sterbenden nicht so begleiten, wie wir gerne würden."
Stichwort Impfen: Vorbildwirkung steigert Bereitschaft
Daneben ist rund um die seit Kurzem laufenden Corona-Schutzimpfungen der Pflegebereich etwas in die Kritik gekommen, da die Impfverweigerung innerhalb dieser Gruppe zunächst sehr hoch erschien. Was auch Karoline Riedler bestätigen kann. "Zu Beginn der Impfkampagne waren circa 30 Prozent der Pflegenden bereit, sich impfen zu lassen, jetzt sind es bereits bis zu 70 Prozent. Durch die Vorbildwirkung steigt auch die Bereitschaft." Die Pflegeexpertin führt die anfängliche Impfskepsis auf die mangelhafte Aufklärung im Vorfeld zurück. "Niemand wusste konkret, was von der Impfung zu halten ist." Die Vorinformation sei einfach spärlich gewesen – sowohl für Ärzte als auch Pflegekräfte. Der Widerstand sei aber eher moralisch und politisch begründet gewesen als medizinisch. Mittlerweile sind die Impfungen aber "angekommen und großteils angenommen, wie Riedler bestätigt. "Die 1. Impfung war bei allen Kollegen, die sich impfen haben lassen, problemlos."
Kritik an Impfstrategie
Wie groß die Impfbereitschaft in den einzelnen Einrichtungen und Heimen sei, hänge jedoch von der Kommunikation im jeweiligen Haus ab. Kein gutes Haar lässt Karoline Riedler hingegen an der Impfstrategie des Bundes. "Die Primärversorgung kommt zu kurz, es wäre wichtig, dass sie eingebunden wird." Und sie spricht sich auch strikt gegen eine Impfpflicht aus.
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