Mit Rezept
Der Allerheiligenstriezel ist ein süßes Stück Brauchtum

Kein Allerheiligen und kein Allerseelen ohne eines der berühmtesten Gebäcke hierzulande: den Striezel | Foto: pixabay/Alexandra Gorsche
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  • Kein Allerheiligen und kein Allerseelen ohne eines der berühmtesten Gebäcke hierzulande: den Striezel
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Zu einem der bekanntesten Brauchtumsgebäcke hierzulande zählt der Allerheiligenstriezel. Seine typische Zopfform hat sogar seine Wurzeln in antiken Kulturen. Der Allerheiligenstriezel sollte an die Verbindung zwischen Leben und Tod, Anfang und Ende erinnern und ist damit auch ein Glücksbringer.

STEIERMARK. Flaumig, zart, mit oder ohne Rosinen, ja, manche brauchen Butter und Marmelade dazu, andere essen einfach drauf los: Die Rede ist vom Traditionsgebäck schlechthin, dem Allerheiligenstriezel. Für das Flechtgebäck – oder auch Gebildbrot – hat jede und jeder so ihr beziehungsweise sein eigenes Lieblingsrezept, für alle gilt aber, dass es eigentlich eine tiefe Bedeutung hat. Ursprünglich war er ein Armeleuteessen, das den Armen und den Kindern statt den Menschen, die nicht mehr unter einem weilen, geschenkt wurden.

Manche brauchen Butter, andere Butter und Marmelade, andere wiederum beißen gleich so zu. | Foto: pixabay/Hermann Traub
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Man sagt, die Heimat des Striezels ist Wien. Der "Oesterreichische Zuschauer" (eine Zeitung, die drei Mal die Woche zwischen 1836 bis 1857 erschien) schrieb in einem Artikel im Jahr 1840: 

"Charakteristisch ist für die Österreicher, besonders für die Wiener, die uralte Sitte, sich am Tag aller Heiligen mit einem zopfartigen geflochtenen Weißbrot, dem sogenannten Heiligenstriezel, zu beschenken."

Ein (wahrscheinlich) sinnliches Gebäck

Seine geflochtene Form hatte der Striezel aber nicht immer. Etwas zu verknoten, es zu verknüpfen oder eben auch verflechten war (beziehungsweise ist) im alten Volksglauben gleichgesetzt mit einem Abblocken böser Geister, also einem Schutz. Gleichzeitig ist so ein Knoten ein Symbol für Beständigkeit, für eine Vereinigung, also für Glück und die Unendlichkeit.

Manch eine/einer sagt, dass die Zopfform auf das Alte Ägypten zurückgeht, als sowohl die Frauen als auch die Dienerinnen einem verstorbenen Mann ins Grab folgten – oder auf die Germanen, wo Witwe und Dienerinnen bei lebendigem Leib ebenso dem Verstorbenen folgten. Anstelle des Blutopfers wurde im Laufe der Geschichte das geflochtene Haar abgeschnitten und als Grabbeigabe beigelegt.

Der geflochtene Zopf ist mehr als nur eine Frisur. Man glaubt, dass die Zopfform des Striezelns direkt von den Zöpfen der Frauen anno dazumal kommt. | Foto: unplash/Lucas Mendes
  • Der geflochtene Zopf ist mehr als nur eine Frisur. Man glaubt, dass die Zopfform des Striezelns direkt von den Zöpfen der Frauen anno dazumal kommt.
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Sagt man. Und wenn man das so sagt, dann kann man davon ausgehen, dass der Striezel eine höchst weibliche, sinnliche Komponente hat, weil das Haar seit jeher ein kräftiges Symbol für die Frau ist.

Von der Godn und der Liebe

Hierzulande macht man sich eher Gedanken über die vielen verschiedenen Bräuche rund um den Allerheiligenstrietzel. Am geläufigsten ist der Brauch, dass die Patinnen oder Paten ihren Patenkindern bis zur Firmung am 1. November einen Striezel schenken. Je jünger das Kind, desto größer soll er sein. Und ab und zu ist eine Münze eingebacken. Daher wird Allerheiligen auch noch Godntag genannt. Zwischen Madl und Bursch konnte es wiederum ernst werden, wenn der heimliche Schwarm ein ordentlich großes Stück vom selbstgemachten Gebäck runtergerissen und es genüsslich verzehrt hat – sozusagen ein "Liebesstriezel".

So oder so ist er auch ein Symbol, dass im Glauben fest verankert ist. Weil er dann gegessen wird, wenn aller Heiligen und aller Seelen gedacht wird, steht der Striezel für Tod und Leben zugleich. Für den Anfang und das Ende

Mit oder ohne Rosinen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Früher einmal, als Zucker noch Mangelware war, da waren Rosinen der "Süßegarant" im Gebäck. | Foto: pixabay/Jürgen
  • Mit oder ohne Rosinen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Früher einmal, als Zucker noch Mangelware war, da waren Rosinen der "Süßegarant" im Gebäck.
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Ein Rezept – ein Genuss

Maria Wagner aus Übelbach, Bezirk Graz-Umgebung, die bei der diesjährigen Landesbrotprämierung ein Mal Gold und ein Mal Bronze mit nach Hause nehmen konnte, teilt mit euch, liebe Leserinnen und Leser, ihr Rezept:

Zutaten

  • 230g Milch
  • 60g Zucker
  • 1 TL Rum
  • 20g frische Germ
  • 50g zimmerwarme Butter
  • 1 Ei
  • 500g Weizenmehl
  • 7g Salz
  • abgeriebene Zitronenschale
  • Rosinen nach Belieben
  • Hagelzucker zum Bestreuen
Ein Genuss: der Allerheiligenstriezel nach einem Rezept von Maria Wanger | Foto: Privat
  • Ein Genuss: der Allerheiligenstriezel nach einem Rezept von Maria Wanger
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Zubereitung

  1. Milch erwärmen und mit Zucker, Rum und Germ vermischen.
  2. Butter, Ei, Mehl, Salz, abgeriebene Zitronenschale und je nach Belieben Rosinen dazugeben, und alles ca. 5 Minuten zu einem geschmeidigen Germteig verkneten.
  3. Anschließend den Teig mit einem Geschirrtuch abdecken und rasten lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat.
  4. Den Teig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche stürzen und in drei bis sechs gleich große Teile teilen. Diese zu Kugeln schleifen, mit einem Geschirrtuch abdecken und weitere zehn Minuten ruhen lassen.
  5. Die Kugeln zu Strängen ausrollen und nach Wunsch zu einem 3er-, 4er-, 5er- oder 6er-Zopf weiterverarbeiten.
  6. Den fertigen Zopf auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und ca. 30 Minuten rasten lassen.
  7. Mit einem versprudelten Ei bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen.
  8. Im vorgeheizten Backofen bei 170 Grad Ober- und Unterhitze ca. 30 bis 35 Minuten goldbraun backen.

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