Szenen des Krieges im Schloss Eggenberg
"Der große Tod" in Bildern

Stefano della Bella war einer der "Kriegsberichterstatter" der Frühen Neuzeit. Sein Werk "Der große Tod" dient als Titelgeber der laufenden Ausstellung in der Alten Galerie. | Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner
3Bilder
  • Stefano della Bella war einer der "Kriegsberichterstatter" der Frühen Neuzeit. Sein Werk "Der große Tod" dient als Titelgeber der laufenden Ausstellung in der Alten Galerie.
  • Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

"Es war der 16. März 2020 und der Katalog für diese Ausstellung war fertig zur Abgabe ans Lektorat", erinnert sich die Kuratorin der Ausstellung "Der große Tod" Karin Leitner-Ruhe an den unheilvollen Start der geplanten Schau zurück. Nun, mehr als ein Jahr später konnten die Räumlichkeiten der Alten Galerie im Schloss Eggenberg doch noch zu "Kriegsschauplätzen" werden.

"Kriege werden geplant"

"Kriege brechen nicht aus. Kriege werden geplant und beendet." Diese Worte stammen von Fritz Orter, Sonderberichterstatter aus Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens und Buchautor aus dem Jahr 2014. Mit dem Krieg und all seinen Folgen und Auswirkungen beschäftigten sich auch schon Künstler der Frühen Neuzeit, wie die neue Sonderausstellung in der Alten Galerie anhand von etwa 70 Druckgraphiken sowie Gemälden, Büchern, Medaillen und vielem mehr zeigt. "Diese Künstler waren somit die Kriegsberichterstatter der damaligen Zeit", schildert Leitner-Ruhe. "Sie wurden oft erst aufs Feld geschickt, nachdem die Schlachten geschlagen waren und sollten dann die Kriegsszenen bildlich dokumentieren." Einer von ihnen war Stefano della Bella (1610-1664), der mit seinem werk "Der große Tod" den Titel zur Ausstellung liefert.

Sieben Stationen bis zum Frieden

Anhand der berühmten Serie Die großen Schrecken des Krieges des lothringischen Künstlers Jacques Callot im 17. Jahrhundert lassen sich Stationen eines Krieges ablesen, die sich bei einer derartigen Auseinandersetzung stetig wiederholen – bis zum heutigen Tag. So steht am Anfang der Ausstellung die Vorbereitung zu einer Konfrontation. Diese begann bei der Schulung eines Herrschers, dem Entwickeln von Kriegsgerät und ging bis zum Aufstellen eines Heeres. Auslöser für eine militärische Handlung waren zumeist ein Vertragsbruch oder Gebietsansprüche. Letztendlich erfolgte die Kriegserklärung. „Uns war es ein Anliegen, auch das Geschehen abseits des Schlachtfeldes zu zeigen“, sagt Kuratorin Christine Rabensteiner.
Europa war in den Jahrhunderten der Frühen Neuzeit überzogen von Kriegsschauplätzen. Anhand verschiedener Schlachtendarstellungen soll dies aufgezeigt werden. Schlachtenformationen, Gefechte zu Wasser und zu Land geben zumeist die Sicht des Auftraggebers wieder – in seinem Sinne siegreich, unverletzlich und würdevoll. Künstler begleiteten Herrscher auf ihren Feldzügen, standen mit ihnen mittendrin oder am Rande des Geschehens und hielten dieses für die Nachwelt fest. Teil der Kriegsführung sind Belagerungen, durch welche eine Stadt zur Aufgabe gezwungen werden soll. Aber nicht nur an vorderster Front wurde gekämpft. Übeltäter, Deserteure, Überläufer wurden gefangen genommen, verurteilt und gehenkt, erschossen oder geköpft. In Kampfpausen und im Hinterland wurde geplündert, zerstört und die Bevölkerung ausgeraubt. Die Zivilbevölkerung war neben den in die Schlacht ziehenden einfachen Soldaten die größte Gruppe, die Verluste auf sich nehmen musste. Plünderungen, Einziehung von Vieh und Getreide für die Versorgung der Soldaten, welche Vorrang hatten, brachte die Bauern an die Armutsgrenze. Seuchen und Krankheiten breiteten sich rasanter aus als sonst und dezimierten das Volk. Ein ganz anderes Bild zeigte das Leben im Lager und abseits der Schlachtfelder. Frauen, Kinder und Tiere zogen im Tross mit. Es wurde im Lager geheiratet und Familien gründeten sich.
Nach der großen Schlacht gab es Sieger und Verlierer. Die Feldherren und Heerführer genossen einen eigenen Status in der Gesellschaft und konnten sich bei Sieg unermessliche Reichtümer aneignen. Die anderen lebten in den Ruinen der zurückgelassenen Gebiete weiter. Frieden wurde durch neue Verträge, aber auch durch Heiraten geschlossen.

Details zur Ausstellung

Die Ausstellung ist hauptsächlich mit Druckgraphiken aus dem Kupferstichkabinett der Alten Galerie bestückt. Gemälde, Kleinplastiken, aber auch historische Bücher und kulturhistorische Objekte ergänzen die Präsentation. Die großzügigen Leihgaben stammen aus den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz und der Steiermärkischen Landesbibliothek sowie aus den Beständen des Landeszeughauses, der Kulturhistorischen Sammlung und des Münzkabinetts des Universalmuseums Joanneum.

Am kommenden Samstag, den 8. Mai kann die Ausstellung "Der große Tod" bei freiem Eintritt besucht werden und ist dann bis 1. August 2021 zu sehen.
Alte Galerie, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.