Seltene Arten, große Kolonien
Die Steiermark als Hochburg für Fledermäuse
Die Steiermark ist das Bundesland mit den meisten Fledermausarten. In welchen Bezirken es die größten und seltensten Populationen gibt und was du tun kannst, wenn du ein junges oder geschwächtes Tier findest, erklärt der steirische Fledermausforscher Oliver Gebhardt.
STEIERMARK. In lauen Sommernächten kann man in vielen Regionen der Steiermark wahre Orientierungsmeister durch Gärten und Höfe flattern sehen. "Von den bisher 28 in Österreich nachgewiesenen Fledermausarten kommen 26 in der Steiermark vor", verrät Oliver Gebhardt von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ).
Die größten Fledermauspopulationen finden sich in den niederen Höhenstufen und Tallagen. "Im Sommer kann man große Kolonien in Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld und in der Südoststeiermark beobachten", erzählt Gebhardt. Hier finden sich in den größeren Kolonien sogar 500 bis 2.000 Fledermäuse ein.
Graz und Südoststeiermark als Heimat seltener Arten
Besondere Bedeutung kommt den Quartieren mit den seltensten Fledermausarten zu. "Hier ist das Schloss Eggenberg zu nennen, welches die letzte bekannte Fortpflanzungsstätte der Großen Hufeisennase in Österreich beherbergt und der Pfarrhof von Klöch mit dem Vorkommen der Langflügelfledermaus.
Beide Arten sind vom Aussterben bedroht", betont Gebhardt, der sich bereits seit mehr als 15 Jahren der Fledermausforschung widmet. Im Winter spielen wiederum die Höhlen im Grazer Bergland und in der Weizklamm eine wichtige Rolle für einige Fledermausarten.
Fledermaus gefunden: Was tun?
Für gewöhnlich sind Fledermäuse recht hitzetolerant bzw. wissen, wo sie einen kühleren Hang- oder Versteckplatz finden, wenn es zu heiß wird. Gerade in engen Spaltenquartieren kann es bei Hitzewellen aber doch zu heiß werden. "Dann flüchten die Fledermäuse aus den Quartieren. Die noch nicht flugfähigen Jungtiere können dann auch mal an der Wand hängen", erklärt Gebhard.
Doch was tun, wenn man eine verletzte, geschwächte oder junge Fledermaus findet?
"Bei einer Fledermaus, die unverletzt, aber nur geschwächt wirkt, kann man mit einem Wattestäbchen, einer Pipette oder mit einer kleinen Spritze etwas Wasser anbieten (Tropfen vor das Maul halten). Wenn man sie dann in einer Schachtel sicher verwahrt, kann man sie bei Dämmerung wieder frei lassen, indem man sie auf einem erhöhten Ort hinsetzt, von wo aus sie gut wegstarten kann."
Bei Jungtieren, die noch nicht fliegen können, sei es sinnvoll, die dazugehörige Kolonie in der Nähe zu suchen und das Jungtier wieder zu den anderen Fledermäusen zu setzen. "Solche Quartiere sind oft sehr unscheinbar und manchmal befindet es sich hinter einem kleinen Spalt. Man findet solche Quartiere am besten, wenn man den Blick über dem Boden streifen lässt und Ausschau nach den kleinen Kotkrümmeln hält", hält Gebhardt wichtige Tipps zur Rettung der streng geschützten Säugetiere parat.
Fledermäuse als Überträger von Covid-19?
Wie alle Wildtiere sollte man aber auch Fledermäuse nicht einfach mit der bloßen Hand angreifen. Wenn man ihnen keine Schmerzen zufügt, sind sie zwar in der Regel nicht bissig, aber vorsichtshalber sollte man Handschuhe oder einen Lappen benutzen. Mittelgroße Arten können mit ihren spitzen Zähnen schon merklich fest zubeißen, so der Experte.
"Wie andere Wildtiere können Fledermäuse durch Bisse auch Krankheiten oder Bakterien übertragen. Sie übertragen aber kein Covid-19. Diese Krankheit kommt ja aus China und die einheimischen Fledermausarten hatten vorher keinen Kontakt mit diesem Virus", klärt Gebhardt auf.
Europaweiter Schutz für Fledermäuse
Wusstest du,...
...dass die "Hinterlassenschaft" der Fledermäuse, der so genannte "Guano", ein hervorragender Pflanzendünger ist? Er besteht nur aus Chitin, also aus Insektenteilen. Man kann ihn besonders gut für stark zehrende Pflanzen verwenden.
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