Höhlenforschung
Tiefste Höhle der Steiermark im Hochschwab vermessen

Einem internationalen Forschungsteam ist es jüngst gelungen, noch tiefer in den Steinbockschacht im Hochschwabgebiet vorzudringen.   | Foto: NHM Wien, Lukas Plan
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  • Einem internationalen Forschungsteam ist es jüngst gelungen, noch tiefer in den Steinbockschacht im Hochschwabgebiet vorzudringen.
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Forschende des Naturhistorischen Museums Wien sind bei einer Expedition noch tiefer als bisher in den Steinbockschacht hinabgestiegen und haben mit 1.127 Meter die tiefste Höhle der Steiermark im Hochschwabgebiet vermessen.

WIEN/STEIERMARK. Der Hochschwab ist eines der großen, wenn auch weniger bekannten, Karstmassive der Nördlichen Kalkalpen. Seit 1996 forschen hier das Naturhistorische Museum Wien (kurz: NHM) sowie der Landesverein für Höhlenkunde Wien Niederösterreich intensiv an Daten und Grundlagen für dieQualitätssicherung der Trinkwasserversorgung. Die Quellen und Brunnen des Hochschwabgebiets decken immerhin rund 55 Prozent des Wasserbedarfs von Wien und 30 Prozent von Graz ab.

Mit den im Steinbockschacht erhobenen Daten kann das Verhalten des unterirdisch fließenden Wassers besser simuliert werden, um auf klimatische Veränderungen vorbereitet zu sein.  | Foto:  Agnes Berentes
  • Mit den im Steinbockschacht erhobenen Daten kann das Verhalten des unterirdisch fließenden Wassers besser simuliert werden, um auf klimatische Veränderungen vorbereitet zu sein.
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Das aktuell spannendste Objekt der Forschung ist der Steinbockschacht im Rauchtal. Seit 2011 laufen hier die Forschungen eines internationalen Teams, das im Jahr 2018 eine Tiefe von über 1.000 Meter in dieser Höhle gemessen hat.

Jüngste Expedition erfolgreich

Das Ziel einer einwöchigen Expedition im September war, neue Teile der Höhle zu vermessen, um in weiterer Folge Datenüber die unterirdische Wasserführung zu erheben. Mit einer Tiefe von 1.127 Metern konnte hier die tiefste Höhle der Steiermark vermessen werden. Dafür benötigte das Forschungsteam zwei Touren: eine zweitägige Vorbereitungstour mit Lukas Plan vom NHM Wien, Thomas Weigner und David Wundsam und schließlich die Vorstoßtour mit einem Dreierteam bestehend aus Otakar Krásný, Eva Kaminksy und Anastasiia Gorbenkova.

Zwei Nächte verbrachte das Expeditionsteam im Biwak 500 Meter unter dem Eingang. | Foto: Otakar Krásný
  • Zwei Nächte verbrachte das Expeditionsteam im Biwak 500 Meter unter dem Eingang.
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Letzteren gelang es, die Engstelle auf 1.075 Meter unter dem Eingangsniveau, die zuletzt das Ende bisheriger Expeditionen darstellte, zu überwinden und sich weiter abzuseilen. Der tiefste vermessene Punkt ist ein Siphon, sprich ein Gang, der vollständig mit Wasser gefüllt ist. In nahegelegenen, trockenen Röhren konnte zukünftig in noch größere Tiefen vorgedrungen werden. Die Forschenden gehen also davon aus, dass der Steinbockschacht tatsächlich noch tiefer sein dürfte.

Steinbockschacht. Im Biwak 500 Meter unter dem Eingang. | Foto: Otakar Krásný
  • Steinbockschacht. Im Biwak 500 Meter unter dem Eingang.
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Insgesamt dauerte die Vorstoßtour 53 Stunden, in denen zweimal in 500 Metern Tiefe biwakiert wurde. Fast alle Höhenmeter in dieser Höhle müssen an fix installierten Seilen überwunden werden, was eine spezielle Ausrüstung und Ausbildung erfordert.

Strategien zum Trinkwasserschutz

Die Kalksteinhöhle des Steinbockschachts dient den Forschenden für hydraulische Untersuchungen und bietet die Möglichkeit, das Wasser auf seinem Weg von der Versickerung an der Oberfläche bis zu den Quellen im Tal zu beobachten und zu messen. So wurde im Steinbockschacht in 170 Meter Tiefe eine Messstation installiert, um Schwankungen von Wasserparameternwie Schüttung, Temperatur und Mineralisation aufzeichnen zu können. Außerdem wurden geophysikalische Untersuchungen durchgeführt, um die Wassersättigung des Gebirges zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu bestimmen.

Eine der Messeinrichtungen bei Niederwasser im Steinbockschacht. | Foto:  NHM Wien, Lukas Plan
  • Eine der Messeinrichtungen bei Niederwasser im Steinbockschacht.
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Mit diesen vom NHM Wien erhobenen Daten kann das Verhalten des unterirdisch fließenden Wassers besser simuliert werden, um Strategien zum Schutz des Trinkwassers entwickeln zu können. Das ist sinnvoll, um beispielsweise auf veränderte Niederschlagsverhältnisse im Zuge des Klimawandels vorbereitet zu sein. Die Forschungsarbeiten werden von der MA 31 – Wiener Wasser und dem Forschungswissenschaftsfonds FWF unterstützt.

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