Pfingstbrauchtum
Wenn der "Lotta" vor der Tür lediger Steirerinnen lacht
Obwohl Pfingsten zu den bedeutendsten Festen der katholischen Kirche gehört, sind Traditionen rund um den "Geburtstag" der Kirche gemeinhin weniger bekannt als solche zu Ostern oder Weihnachten. Doch gerade in der Steiermark prägt das Brauchtum rund um das Pfingstfest vielerorts noch den Jahresverlauf - mit "Pfingstlotta", Pfingststehlen und himmlischen Köstlichkeiten.
STEIERMARK. Neben Weihnachten und Ostern stellt Pfingsten ein weiteres zentrales Hochfest im Christentum dar. Der Name "Pfingsten" leitet sich dabei von „pentekoste“ ab, dem griechischen Wort für "fünfzig".
"Am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu – so erzählt die Bibel – wurden die bis dahin ängstlichen Apostel vom Heiligen Geist erfüllt. Dies stärkte sie so sehr, dass sie von nun an voller Mut und Kraft die Botschaft von der Auferstehung Jesu verkündeten. Dadurch fanden viele Menschen zum Glauben und ließen sich taufen – die Kirche entstand", wirft die Katholische Kirche Steiermark einen Blick auf die Ursprünge des Festes. In der Folge gilt Pfingsten heute noch als beliebter Termin für Firmungen.
In vielen Regionen Österreichs findet das Pfingstfest aber auch als Frühlingsfest Eingang in den Jahreslauf. Die religiösen Gründe für das Fest verbinden sich dabei mit Riten des Wachstums und der Fruchtbarkeit.
Nächtlicher Unfug am Pfingstwochenende
Einer der bekanntesten Bräuche rund um das Pfingstfest ist in der Steiermark wohl das Aufstellen eines "Pfingstlotters". Dabei handelt es sich um eine Strohpuppe, die junge Männer einem unverheiratetem Mädchen - möglichst unbemerkt, oftmals mit Augenzwinkern, manchmal mit Schadenfreude - vor die Tür, das Fenster oder auf das Dach stellen, um diesem zu verstehen zu geben, dass es an der Zeit ist unter die Haube zu kommen.
Auch die Tradition des "Pfingststehlens" ist vielen Steirerinnen und Steirern nach wie vor ein Begriff: Dabei werden bewegliche Gegenstände, die im Freien vorgefunden werden, genommen und in der Regel am Dorfplatz wieder abgesetzt. "Nicht selten kam es auch vor, dass der Bauer am Morgen des Pfingstsonntags Ackergeräte oder gar einen mit Mist beladenen Fuhrwagen auf seinem Hausdach wiederfand", weiß man im "Österreichischen Freilichtmuseum Stübing" um Pfingststreiche vergangener Tage. Mit einem brennenden Geschenk wurden übrigens einst Langschäferinnen und Langschläfer am Morgen des Pfingstsonntags aus dem Schlaf gerissen: Diesen wurde nämlich gerne ein Büschel Brennnessel unter die Bettdecke gelegt.
Brezeln und Krapfen als Pfingstspeisen
Darüber hinaus fand das Pfingstfest auch Eingang in die Küche der Steirerinnen und Steirer. So werden mancherorts heute noch Pfingstbrezeln gebacken. Mit den Heiligengeist-Krapfen, zubereitet in Form einer Taube, gedenkt man indes vor allem im Ennstal 50 Tage nach dem Osterfest dem Pfingstwunder.
Diese Beiträge könnten dich ebenso interessieren:
4 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.