Gemüse-Engpass in Großbritannien
Wie sicher ist die Versorgung in der Steiermark?

In der Frutura Thermal-Gemüsewelt in Bad Blumau können ganzjährig Tomaten angebaut werden. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Steiermark.  | Foto: Rene Strasser
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  • In der Frutura Thermal-Gemüsewelt in Bad Blumau können ganzjährig Tomaten angebaut werden. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Steiermark.
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Aktuelle Krisen verdeutlichen die Bedeutung regionaler Lebensmittelproduktion. Obwohl der Tisch der Steirerinnen und Steirer derzeit noch gut gedeckt ist, sieht sich die heimische Landwirtschaft in Hinblick auf die künftige Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln mit großen Herausforderungen konfrontiert. 

STEIERMARK. Gurken aus Spanien, Tomaten aus Marokko - die aktuelle Situation in Großbritannien, wo Obst und Gemüse infolge eines Engpasses rationiert werden müssen, zeigt einmal mehr auf, wie groß internationale Abhängigkeiten im Lebensmittelbereich sind.

"Die Lage in der Steiermark ist aber eine andere, denn mit unserer kleinstrukturierten bäuerlichen Landwirtschaft steht die Lebensmittelversorgung in der Steiermark auf soliden Beinen", lässt  Agrarlandesrat Johann Seitinger die Steirerinnen und Steirer auf Anfrage von MeinBezirk.at wissen. Generell sollte man sich allerdings - im Sinne von Umwelt und Klima - davon verabschieden, alles zu jeder Zeit haben zu wollen, so Seitinger.

Landesrat Hans Seitinger setzt auf die Qualität der heimischen Landwirtschaft. | Foto: Lebensressort/Streibl
  • Landesrat Hans Seitinger setzt auf die Qualität der heimischen Landwirtschaft.
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Gerade die Steiermark halte eine große und qualitative Auswahl an regionalen Lebensmitteln bereit. "Bei Gemüse, Obst und Fleisch können wir uns sehr gut bewegen, da ließe sich Österreich zu 85 bis 100 Prozent versorgen", legt der steirische Landesrat aktuelle Zahlen auf den Tisch. Denn: Die heimischen Betriebe produzieren mittlerweile das ganze Jahr über wertvolle Lebensmittel. "Es muss im Winter nicht die Gurke aus Übersee sein, es kann auch Kraut und Chinakohl aus Kalsdorf sein, oder die lagerfähigen Erdäpfel aus heimischer Produktion", betont Seitinger. 

Gemüseanbau mit Geothermie 

Wird der Gusto auf Tomaten, Paprika und Co außerhalb der Saison zu groß, biete die Steiermark zudem regionale Alternativen: So setzen z.B. manche Betriebe zur Beheizung ihrer Gewächshäuser auf grüne Energie. Das Blumauer Gemüse gedeihe sogar in Gewächshäusern, die mit heißem Wasser aus dem Boden beheizt werden.

"Durch Wärme, die durch Geothermie gewonnen wird, ist es uns möglich, das ganze Jahr über klimaschonend frisches Gemüse anzubauen und damit auch in der kalten Jahreszeit regionale Lebensmittel zu produzieren", gewährt Frutura-Eigentümer Manfred Hohensinner Einblick in ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Das Unternehmen mit Sitz in Hartl ist Österreichs größter Produzent sowie Vermarkter von Obst und Gemüse und versorgt täglich rund drei Millionen Konsumentinnen und Konsumenten mit frischen Lebensmitteln. 

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Lebensmittel: Veränderungen in Versorgung

Die aktuellen Rahmenbedingungen für die Lebensmittelerzeugung stellen aber auch das innovationsfreudige Familienunternehmen vor große Herausforderungen. "Einerseits macht sich der Klimawandel immer stärker bemerkbar, andererseits zeigt sich die Lage heuer durch die Energiekrise verschärft. So sind wir mit einer Situation konfrontiert, wie wir sie noch nie erlebt haben", bekennt Hohensinner.

Aktuell komme die Inlandproduktion im Gemüsebereich wieder richtig in Gange, eine Veränderung sei für die Konsumentinnen und Konsumenten aber in diesem Jahr durchaus schon bemerkbar: Die Saison startet heuer zeitlich verzögert, weil später gepflanzt wurde, um Gaskosten einzusparen.

Gemüsezeit in der Steiermark: Mit März/April sind wieder frische Radieschen aus heimischem Anbau erhältlich.  | Foto: Pixabay
  • Gemüsezeit in der Steiermark: Mit März/April sind wieder frische Radieschen aus heimischem Anbau erhältlich.
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Neue Sicherheit durch Schulterschluss

Um den Herausforderungen der Zukunft begegnen und die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sicherstellen zu können, brauche es in Zukunft, so Hohensinner, "komplett neue Wege, denn den Menschen ist gar nicht bewusst, wie fragil dieses Thema jetzt schon ist". 

"In der Urproduktion ist es bereits zwei nach zwölf. Man versucht, die Zitrone auszuquetschen solange es möglich ist. Es braucht aber schon jetzt einen grundlegend neuen Ansatz." 
Manfred Hohensinner, Frutura Obst & Gemüse Kompetenzzentrum GmbH

Einerseits sei ein Schulterschluss zwischen Konsumentinnen/Konsumenten und Urproduktion notwendig, andererseits müsse der Fokus auf die Erhaltung unseres Lebensraumes gelegt werden. "Wir müssen keine Panik haben, wir werden nicht verhungern. Aber viele Bereiche werden in einigen Jahren schon nicht mehr selbstverständlich sein. Das Klima können wir nicht mehr retten, aber wir können täglich unsere Umwelt beeinflussen", nimmt Hohensinner in puncto Versorgungssicherheit nicht nur die Landwirtschaftspolitik, sondern die ganze Gesellschaft in die Verantwortung. 

Klimakrise, Preisgestaltung - mehr zum Thema findest du hier: 

So sicher ist die Lebensmittelversorgung in der Steiermark

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