Südoststeiermark
Schnell raus aus der negativen Denkspirale
Corona nagt an unser Psyche. Die Psychosozialen Dienste wissen, wie man in Balance bleibt.
SÜDOSTSTEIERMARK. Existenzängste, Wut, Melancholie, Pandemiefrust, schier endlose Impfdebatten – die aktuellen Gegebenheiten strapazieren unsere Geduld und unser Nervenkostüm.
Wir haben beim Team der Psychosozialen Dienste (PSD)des Hilfswerks Steiermark in der Südoststeiermark nachgefragt, wie man seine Emotionen gut managen kann.
Laut Psychotherapeutin Verena Hödl-Bernhardt sei es vor allem wichtig, sich auch in Lockdown-Zeiten nicht zuhause einzusperren: "Wenn ich nur daheim sitze und ständig Nachrichten konsumiere, dreht sich alles im Kreis – das ist definitiv der falsche Weg", betont Hödl-Bernhardt.
Sie rät dazu, unbedingt eine gewisse Tagesstruktur, einen Rhythmus, beizubehalten, und rauszugehen, um zu sehen, dass das Leben weitergeht. "Auch wenn wegen der Corona-Maßnahmen vielleicht nicht alles geöffnet haben sollte, kann ich trotzdem einen Schaufensterbummel unternehmen und etwa die Weihnachtsdekoration genießen."
Weihnachtsfilm statt Fake News
Essenziell sei, sich nicht ständig der Nachrichtenflut und auch etwaigen Falschmeldungen auszusetzen: "Es ist in dieser Hinsicht wahrscheinlich besser, sich den 50. Weihnachtsfilm anzusehen", unterstreicht Hödl-Bernhardt. Auch in Gesprächen – soziale Kontakte sollte man unter Einhaltung der Bestimmungen unbedingt aufrecht erhalten – sollte man sich nicht auf das Thema Corona versteifen und einfach mal fragen, was es sonst Neues gibt.
Und wie reagiert man eigentlich, wenn doch eine Impfdiskussion auszuarten droht? "Diese Diskussion führt erfahrungsgemäß selbst im Freundeskreis und selbst innerhalb von Familien. zu einer Spaltung. Es ist hier vernünftig, eine eher zurückhaltende Postion einzunehmen", so die Therapeutin. "Man argumentiert am besten so, dass man für den Moment – ob nun geimpft oder nicht – persönlich so entschieden habe und Punkt. Beginnt man erst damit, sich zu rechtfertigen, läuft man Gefahr, sich für ganze Gruppen rechtfertigen zu müssen."
Chance zur Neuorientierung
Und wie steht es mit dem Umgang mit Existenzängsten? "Für viele Menschen stellt die aktuelle Situation eine existenzielle bzw. finanzielle und somit ganz reale Bedrohung dar. Wir haben in Österreich ein starkes soziales Netz. Oft wird ein Jobverlust auch für eine Neuorientierung genutzt. Es gilt den Fokus darauf zu legen, dass es auch wieder bergauf gehen wird."
Keine Scheu vor professioneller Hilfe
Eines steht für Hödl-Bernhardt ganz generell fest: "Wenn es einem schlecht geht, sollte man nicht davor zurückschrecken, Hilfe anzunehmen." Im Falle der Psychosozialen Dienste mit den regionalen Standorten in Bad Radkersburg, Feldbach und Mureck sowie des Weiteren in Fürstenfeld und Hausmannstätten kann man sich unter der Nummer 03152/5887 von Montag bis Freitag (je 8 bis 16 Uhr) an den Journaldienst wenden.
Großes Netzwerk für alle Anliegen
Es folgt eine Terminvereinbarung und je nach Alter etwa auch eine vernetzte Beratung mit dem Streetwork, dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum oder "Sopha", dem Beratungsangebot für ältere Menschen. Auch bei finanziellen Problemen weiß das PSD-Team beispielsweise über Fördermöglichkeiten oder finanzielle Überbrückungsmöglichkeiten Bescheid.
Kontakte:
Psychosoziale Dienste: 03152/5887
Streetwork Südoststeiermark: 03152/67464
Kinder- und Jugendpsychiatrisches Zentrum Feldbach: 0664/807854268
"Sopha" (Sozialpsychiatrische Hilfe im Alter): 03152/5887-4185
Der Kommentar zum Bericht:
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