Kultur- und Wissensarbeit in der Region

Von links: Bürgermeister Robert Schmierdorfer, Geschäftsführerin Iris Absenger-Helmli, Geschäftsführungs-Assistent Christian Hütter und Bürgermeister Peter Moser
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  • Von links: Bürgermeister Robert Schmierdorfer, Geschäftsführerin Iris Absenger-Helmli, Geschäftsführungs-Assistent Christian Hütter und Bürgermeister Peter Moser
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Iris Absenger-Helmli ist Geschäftsführerin der Energieregion Weiz-Gleisdorf. Sie lud zu einem Gespräch, um die neuen Arbeitsvorhaben der „Kulturspange“ zu erörtern.


Der regionalgeschichtliche Hintergrund für dieses Arbeitsvorhaben ist zugleich die Quelle dessen, was man sich unter „regionaler Identität“ vorstellen darf. Die fällt ja nicht vom Himmel oder vom Schreibtisch einer Werbeagentur.

Identität hat ganz wesentliche Quellen in dem, was Menschen gelingt, worauf sie stolz sind. Das haben zwei Kulturinitiativen der Region in den letzten Jahren ausgelotet. Kunst Ost und der kultur.at: verein für medienkultur stellten sich nun der Debatte mit Absenger-Helmli und zwei Bürgermeistern.

Peter Moser war für Ludersdorf-Wilfersdorf gekommen, Robert Schmierdorfer für Albersdorf-Prebuch. Beide Gemeinden repräsentieren das Thema. Sie waren ursprünglich rein agrarisch, erhielten eine stellenweise Industrialisierung und haben sich in dieser Entwicklung auch einige Aspekte des städtischen Lebens geholt.

Die Diskussion zeigte einige sehr interessante Aspekte, wie sie in der Kulturarbeit begriffen und berücksichtig werden sollten. Die Autobahn, an der Ludersdorf liegt, hat ein anders Zeitschema in den Alltag der Menschen gebracht.

Die beiden Bürgermeister sind sich einig, was auch Absenger-Helmli bestätigte, der Korridor nach Norden ist von Übergängen in andere Zeitschemata geprägt. Schmierdorfer: „Je näher du der Autobahn kommst, desto schneller wird alles.“

Moser, der wie sein Amtskollege aus der Privatwirtschaft stammt, fügte an: „Das erlebe ich auch in der Wirtschaft. Weiz lebt in einem anderen Zeitschema, hat ganz andere Abläufe.“

Sowas kann übrigens eine große Qualität sein, wenn man es in Vorhaben bewußt einbezieht: Ungleichzeitigkeit. Dem steht ja gegenüber, daß jene teilweise Industrialisierung, von welcher schließlich der Wohlstand in das vormalige „Armenhaus“ der Monarchie kam, vom Raum Weiz ausging.

Damit ist das Identitätsthema wieder berührt. Begabte und geschickte Leute, die auf den typischen kleinen Selbstversorger-Wirtschaften der Region groß geworden sind, auch in Keuschen und in „Halbhäuseln“, fanden in Handwerksbetrieben und ersten technischen Unternehmen neue Jobs.

Man könnte sagen, die Plackerei in der Landwirtschaft wurde stellenweise zu einer besser bezahlten Facharbeit veredelt. Dadurch entstanden der Bedarf an und die Kaufkraft für neue Güter und Dienstleistungen.

Damit hatte das urbane Leben eine Chance für den Einzug in die Region, Kaufleute und Dienstleistungsbetriebe ließen aus einigen Dörfern Städte werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten solche Entwicklungen durch die Volksmotorisierung und durch die Maschinisierung der Landwirtschaft nächste Entwicklungsschübe.

Heute ist diese Region, in der schon länger fast Vollbeschäftigung herrscht, von ganz neuen Kräftespielen erreicht worden. Moser und Schmierdorfer schildern etwa die teilweise konfliktträchtigen Konsequenzen der starken Fluktuation unter den Einwohnern.

Alteingesessene kollidieren gelegentlich mit jenen, die aus dem Landeszentrum zuziehen. Junge ziehen weg, Alte bleiben, Neue kommen an. Identität? Hausbrauch? Dörfliche Gepflogenheiten?

Zu den massiven sozialen Umbrüchen kommen technische Innovationen und eine globalisierte Wirtschaft.

Was wurde aus der Ehre des Handwerks? Worauf setzen neue High Tech-Betriebe? Wie wirkt sich eine inzwischen umfassende Digitalisierung vertrauter Maschinensysteme aus? Was bedeutet „Web 2.0“ als soziales Massenmedium? Wie kommuniziert unsere Jugend, für die das Smartphone heute so essentiell ist, wie es für uns in den 190ern das TV-Gerät war?

Nicht zuletzt bleibt zu fragen, welchen Stellenwert Kunst und Kultur haben, da Stadtmenschen ihre kulturellen Ansprüche aus dem Landeszentrum in die Provinz mitgebracht haben und Kinder aus der Provinz in die Welt gingen, um ihrerseits beim Heimkommen neue Erfahrungen ins Dorf zu tragen.

All diese Wirkungen trafen auf die längst veränderten Lebensgewohnheiten wacher Leute der Region. Diesen Zusammenhängen widmet sich nun die „Kulturspange“ in Kooperation mit einigen Gemeinden der Oststeiermark, denn eines ist längst klar: Provinz war gestern!

+) Die Kulturspange: [link]

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