Altenmarkt/Fürstenfeld
Ein Stammgast auf vier Beinen oder: wie ein Buschenschank auf den "Bock" kam
Seit Juni diesen Jahres macht beim Buschenschank Bliemel in Altenmarkt ein tierischer Stammgast tagtäglich seine Aufwartung. Sein Name ist Hansi.
ALTENMARKT/FÜRSTENFELD. Eigentlich hat der Buschenschank Bliemel in Altenmarkt aktuell geschlossen. Aber ein Gast lässt sich trotz Lockdown nicht abweisen. Die Rede ist von Rehkitz Hansi. Seit Juni ist er Stammgast beim Buschenschank Bliemel. Seine Bestellung: ein Fläschchen Milch und ganz viel Liebe. Aber alles der Reihe nach...
"Im Juni habe wir einen Anruf von der Jägerschaft erhalten, dass sie ein Rehkitz gefunden hätten, das von der Mutter versetzt worden ist. Da ich schon viele Jungtiere großgezogen habe, brachte man es zu uns", erklärte Christa Bliemel, wie sie eine von Hansis Ziehmamas wurde. Die andere ist die 9-jährige Hündin Bella. Das erstaunliche: Bella ist ein ausgebildeter Jagdhund. Trotzdem schloss sie Hansi sofort ins Herz.
Gerade einmal 1,5 Kilo
Als Hansi zu den Bliemels kam war er nicht älter als sieben Tage und wog gerade einmal 1,5 Kilo. "Er war sehr schwach. In freier Wildbahn, ohne Mutter, hätte er es nicht geschafft", blickt Bliemel zurück. "Alle zwei Stunden gab ich ihm das Fläschchen. Den Rest erledigte Bella. Sie putzt, umsorgt und spielt mit ihm, wie eine eigene Mama", erklärt Bliemel. Für die Aufzucht eines Wildtieres bedürfe es viel Zeit, Geduld und auch Erfahrung. Und die hat Christa Bliemel. Fast jährlich findet ein "wilder" Findling den Weg zu ihr. In den vergangenen Jahren war ihr Buschenschank bereits Auffangstation für zahlreiche Kitze, Hasen und Greifvögel. Sogar ein Wildschwein war einmal am Hof unterwegs.
Achtung Wildwechsel!
Hansi wiegt mittlerweile 5 Kilo, kleine Höcker auf der Stirn lassen vermuten, dass es nicht mehr lange dauert, bis das erste Geweih seinen Kopf ziert. Sowohl bei den Nachbarn, als auch bei den Jägern ist der aufgeweckte kleine Rehbock so bekannt, wie ein bunter Hund. Trotzdem haben ihn die Bliemels vorsichtshalber als Erkennungsmerkmal ein reflektierendes Halsband umgelegt. "Es ist mit Druckknöpfen ausgestattet, die sich lösen, falls Hansi im Gestrüpp hängen bleibt", so Bliemel. Da sich Hansi oft in der Nähe aufhält und sich nicht scheut die Straße zu queren, bittet Bliemel Autofahrer achtsam zu sein und das Tempo zu drosseln. Nicht nur wegen Hansi. Generell sei aktuell wegen des verstärkten Wildwechsels, besondere Vorsicht geboten, so Bliemel.
Ein Milchflascherl und ganz viel Liebe
Mittlerweile kommt Hansi nur mehr einmal täglich zum Buschenschank. Vor der Türe wartet er auf seine beiden Ziehmamas und sein "Frühstück" - ein Fläschchen Haltbarmilch. Danach begibt er sich auf Entdeckungstour durch die Wälder. Christa Bliemel weiß: Irgendwann wird Hansi nicht mehr kommen. "Er ist und bleibt ein Wildtier. Er soll seinen Freiraum haben und kann kommen und gehen wann er will. Wenn er uns besucht ist das schön und wir freuen uns, wenn er sich einmal entscheidet im Wald zu bleiben, ist das auch gut."
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