Corona-Impfung
Mehr als Hälfte der Bevölkerung würde sich in Apotheke impfen lassen
Dürfen Apotheker impfen? Während die Ärztekammer das bisher strikt ablehnt, bekräftigte die Apothekerkammer ihrer Forderung am Montag mit einer Umfrage. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Österreicher in Apotheke impfen lassen.
ÖSTERREICH. Die Apothekerkammer hat am Montag eine Umfrage präsentiert, wonach sich 59 Prozent der Menschen wünschen, dass speziell ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker impfen. Dies geht aus einer Marktforschungsstudie hervor, für die im März 2021 2.000 Österreicher anlässlich der Europäischen Impfwoche befragt wurden. Ebenfalls 59 Prozent würden sich generell in der Apotheke vor Ort impfen lassen.
Hausärzte vor Apotheken
53 Prozent waren immerhin der Meinung, dass Apotheker in die Corona-Schutzimpfungen eingebunden werden sollten. Befragt, wo sich die Menschen am liebsten (erste oder zweite Wahl) impfen lassen würden, lag die Apotheke mit 59 Prozent hinter den Hausärzten (94 Prozent) auf Platz zwei und deutlich vor den als eher unpersönlich empfundenen Impfstraßen (47 Prozent).
Die Apothekerkammer sieht die Studienergebnisse als "Aufforderung"der Bevölkerung und will künftig nicht nur Corona-Impfungen sondern auch andere Impfungen verabreichen. "Wir sehen die Studienergebnisse als Aufforderung der Bevölkerung an Apothekerinnen und Apotheker, sich fachlich fortzubilden, damit sie etwa bei Corona-Schutzimpfungen oder Auffrischungsimpfungen von FSME oder Influenza ihren Beitrag leisten können. Wir wollen den Menschen dieses Angebot unterbreiten", so Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Apothekerkammer per Aussendung.
Zusätzliches Impfangebot
Betont wurde, dass es sich dabei um ein "zusätzliches Angebot" zu den bereits bestehenden Impfmöglichkeiten handler. Kobinger: „Je vielfältiger das Impfangebot, desto höher sind die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung. Das zeigen zahlreiche europäische Länder, in denen das Impfen in den Apotheken bereits gelebte Praxis ist". Als Beispiel wurden etwa Frankreich, Großbritannien und die Schweiz genannt.
Corona-Impfung "ein- bis zweimal" jährlich
Susanne Ergott-Badawi gehört ebenfalls dem Apothekerkammer-Präsidium und verwies darauf, dass man sich nach derzeitigem Wissensstand jährlich "ein- bis zweimal" gegen Corona impfen lassen müsse. "Das bedeutet, dass jedes Jahr viele Millionen Corona-Impfungen in Österreich durchgeführt werden müssen. Durch diese regelmäßig notwendigen Auffrischungsimpfungen bedarf es einer Vielzahl an Impfstellen, die – auch nach Einschätzung der Österreichischen Gesundheitskasse – weit über den derzeitigen Stand hinausgehen“, betonte Ergott-Badawi.
Die niedrige alljährliche Influenza-Impfrate in Österreich zeige deutlich, dass Handlungsbedarf bestehe, so die Apothekerkammer. Sie betonte außerdem, dass die Fortbildung auf höchstem internationalen Standard erfolge. Sie beinhalte die wesentlichen Aspekte von der Beurteilung der Impfeignung über die Applikation bis hin zur Nachsorge. Selbstverständlich umfasse die praktische Fortbildung auch alle Kenntnisse und Fertigkeiten, um akute Impfreaktionen kompetent und professionell zu versorgen. Die Impffortbildung in Österreich folge und entspreche damit allen internationalen Standards, sodass Apothekerinnen und Apotheker Schutzimpfungen gegen COVID-19 und andere Auffrischungsimpfungen wie FSME oder Influenza schnell und sicher in den heimischen Apotheken durchführen könnten.
Impf-Fortbildung gestoppt: Ärztekammer machte Druck
Zuletzt hatte das Nachrichtenmagazin "profil" am Wochenende berichtet, dass in Oberösterreich das Rote Kreuz auf Druck der Ärztekammer die Impf-Fortbildung für die Apotheker und Apothekerinnen gestoppt habe. "Ich habe dem Roten Kreuz dargelegt, dass es rechtlich nicht erlaubt ist", wurde Präsident Peter Niedermoser zitiert. Er verwies darauf, dass Impfen eine ärztliche Aufgabe sei und unter das sogenannte Ausbildungsvorbehaltsgesetz falle. Die Apothekerkammer will nun notfalls aufs Ausland ausweichen.
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