Knapp 500 Menschen verletzt
72.342 Wildtiere im Straßenverkehr getötet

Im vergangenen Jahr wurden 72.342 Wildtiere auf Österreichs Straßen getötet, hinzu kamen Hunde, Katzen und andere Tierarten. Bei solchen Unfällen wurden beinahe 500 Personen verletzt, 96 davon schwer und ein Mensch wurde sogar getötet.  | Foto: OÖ. Landesjagdverband
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  • Im vergangenen Jahr wurden 72.342 Wildtiere auf Österreichs Straßen getötet, hinzu kamen Hunde, Katzen und andere Tierarten. Bei solchen Unfällen wurden beinahe 500 Personen verletzt, 96 davon schwer und ein Mensch wurde sogar getötet.
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Im vergangenen Jahr wurden 72.342 Wildtiere auf Österreichs Straßen getötet, hinzu kamen Hunde, Katzen und andere Tierarten. Bei solchen Unfällen wurden beinahe 500 Personen verletzt, 96 davon schwer und ein Mensch wurde sogar getötet. In einem gemeinsamen Projekt des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und der Fachhochschule Oberösterreich (FH OÖ) wurde nun erstmals getestet, inwieweit Künstliche Intelligenz bei der Vermeidung von Wildunfällen unterstützen kann.

ÖSTERREICH. "Alle sieben Minuten wird auf unseren Straßen ein Wildtier getötet. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, weil viele Fälle gar nicht gemeldet werden. Wildunfälle bergen daher zweifellos eine enorme Unfallgefahr im Straßenverkehr", erklärt Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO. Diese Gefahr lässt sich auch anhand der Unfallstatistik des vergangenen Jahres erkennen: Wegen Wildtieren auf der Fahrbahn wurden 2022 bei Unfällen 334 Personen verletzt (58 davon schwer) und eine Person getötet. Damit ist die Zahl der Verletzten im Vergleich zu 2021 sogar wieder leicht angestiegen (plus 3 Prozent). Hinzu kommen 140 verletzte Personen, die aufgrund von Ausweichmanövern oder Kollisionen mit sonstigen Tieren (Katzen, Hunde, Pferde etc.) im Straßenverkehr verunglückten. 

Am häufigsten getöteten Wildtiere im Jahr 2022:

  • 41.508 Rehe (davon 11.885 Jungtiere)
  • 17.469 Hasen
  • 5.115 Fasane
  • 2.851 Füchse
  • 1.316 Dachse
  • 1.643 Marder
  • 321 Iltisse
  • 199 Wiesel
Am häufigsten wurden Rehe im Straßenverkehr getötet.  | Foto: ÖAMTC/Lobensommer
  • Am häufigsten wurden Rehe im Straßenverkehr getötet.
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Unachtsamkeit als Haupt-Unfallursache

Wie die Statistik zudem zeigt, ist "Unachtsamkeit und Ablenkung" mit einem Anteil von 53 Prozent die häufigste Unfallursache bei Wildunfällen mit Personenschäden, gefolgt von "nicht angepasster Geschwindigkeit" mit 38 Prozent. Wie Eltner erklärt, könnten Präventivmaßnahmen in diesem Bereich daher "besonders viel bewirken". So seien vor allem eine erhöhte Achtsamkeit hinter dem Steuer und eine angepasste Geschwindigkeit, vor allem in Wildwechselzonen, sehr effektive Maßnahmen, um die Unfallzahlen zu senken. Hinzu kämen verkehrstechnische Maßnahmen sowie eine ständige technologische Weiterentwicklung.

Wie Christian Schimanofsky, Direktor des KFV, erklärte, sei es im Fall der Fälle nicht ratsam, ein Ausweichmanöver zu starten:

"Wenn ein Tier auf die Straße läuft, sind Ausweichmanöver in der Regel deutlich riskanter als ein Zusammenstoß. Daher empfehlen wir im Ernstfall: abblenden, hupen, stark bremsen und das Lenkrad gut festhalten. Sollte die Kollision nicht mehr vermeidbar sein, keinesfalls unkontrolliert ausweichen."

Wildunfälle in Österreich | Foto:  APA-Grafik / picturedesk.com
  • Wildunfälle in Österreich
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Drohnen, Wärmebild-Sensoren und Künstliche Intelligenz

Um die technologische Entwicklung in diesem Bereich voranzuführen, arbeiteten die KFV und die FH OÖ bei einem gemeinsamen Projekt von 1. September 2022 bis 30. Juni 2023 zusammen. Um die Position von Wildtieren und ihre Nähe zu Straßen zu analysieren, wurden vom Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich Flugdrohnen mit Kameras und Wärmebild-Sensoren ausgestattet und die Videoaufnahmen mittels Künstlicher Intelligenz (Machine Learning) ausgewertet. "Nach der Auswertung der Ergebnisse können daraus gezielte Präventivmaßnahmen abgeleitet werden, wie zum Beispiel das Aufstellen von Wildwechselschildern oder Wildwarngeräten", erklärt der Projektleiter und FH-Professor Andreas Stöckl vom Digital Media Department der FH OÖ in Hagenberg.
 
In den Modellgemeinden Gänserndorf (NÖ) und Hagenberg (OÖ) wurden morgens, mittags, nachmittags und abends umfangreiche Drohnenflüge durchgeführt, um die Anzahl der Wildtiere und ihre Annäherung zur Straße zu erfassen. Durch den Einsatz von Wärmebildtechnologie und Airborne Light Field Sampling konnten die Tiere selbst dann identifiziert werden, wenn es bereits dunkel war oder die Sicht von Bäumen und Sträuchern verdeckt wurde. Bei herkömmlichen Überwachsungsmethoden war dies bislang nicht möglich. Die Tests hätten jedenfalls gezeigt, dass die Methode in der Praxis gut funktioniere. 

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Auch Nachtsicht-Assistenzsysteme haben viel Potenzial

Als vielversprechend bezeichnete der Versicherungsverband VVO auch Nachtsicht-Assistenzsysteme, die zur Verhinderung von Wildunfällen bereits jetzt in einigen Oberklasse-Fahrzeugen eingebaut sind. Diese Geräte erfassen mittels Infrarotsensoren die Wärmestrahlung von Wildtieren oder auch von Fußgängern, die zum Beispiel auf Freilandstraßen unterwegs sind und können die Kfz-Lenkenden dadurch frühzeitig vor Gefahrensituationen warnen. Das KFV führt dazu regelmäßig Testfahrten und Umfragen durch. Demnach nutzen derzeit bereits 14 Prozent der Befragten ein Nachtsicht-Assistenzsystem und 54 Prozent ist zumindest bekannt, dass es diese Technologie gibt.

Schimanofsky dazu:

"Wir gehen davon aus, dass Nachtsicht-Assistenz-Systeme künftig durch den technologischen Fortschritt ihr Potenzial zur Vermeidung von Unfällen noch besser ausschöpfen können. Mit zunehmender Verbreitung könnten diese künftig zunehmend auch in Klein- und Mittelklassefahrzeugen zum Einsatz kommen. 

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