FIS-Weltcupstart in Sölden
Österreicher sehen Ski-Zirkus kritisch
Der Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden sorgt weiter für Aufregung. Greenpeace, Ski-Profis sowie die heimische Spitzen-Politik übten bereits Kritik. Aber auch die österreichische Bevölkerung sieht das Wintersport-Event äußerst kritisch und spricht sich für mehr Klima- und Naturschutz aus, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
ÖSTERREICH. Am Wochenende startet der Ski-Weltcup im Tiroler Sölden in eine neue Saison. Dabei ist es aktuell jedoch alles andere als winterlich. Die Temperaturen der letzten Tage und Wochen waren überdurchschnittlich hoch – Naturschnee? Fehlanzeige. So fahren die Athletinnen und Athleten nun auf einem weißen Kunstschneeband zwischen Steinen und Geröll den Rettenbachferner hinab.
Mehrere Skiprofis plädierten bereits dafür, den Saisonstart zu überdenken. Kritik kam auch vonseiten der Bundesregierung. Der Internationale Skiverband (FIS) sieht aktuell jedoch keinen Handlungsbedarf. Ebenso der Veranstalter: Der Chef der Bergbahn in Sölden, Jack Falkner, hält die aktuelle Diskussion für übertrieben, wie er Anfang der Woche gegenüber "Ö1" sagte.
Gletscher-Sprengungen für Ski-Zirkus
In die Kritik geriet die FIS bereits vor rund einem Monat, als bekannt wurde, dass für das Weltcup-Opening Teile des Rettenbachgletschers von Baggern abgetragen wurden – auch Sprengungen sollen laut Greenpeace durchgeführt worden sein. Die Naturschutzorganisation warf dem Skiverband daraufhin Greenwashing vor.
"Um den Ski-Weltcupstart in Sölden durchzuboxen, nimmt FIS-Präsident Johan Eliasch braune Hänge und gesprengte Gletscher in Kauf. Das hat nichts mit umweltschonendem Wintersport zu tun", legt nun Ursula Bittner, Greenpeace-Wirtschaftsexpertin, in einer aktuellen Aussendung nach. Ohne ausreichenden Klimaschutzmaßnahmen könnten bereits in 50 Jahren Österreichs Gletscher gänzlich verschwunden sein, heißt es weiter.
"Moderner Ablasshandel" mit CO2-Zertifikaten
Die Naturschutzorganisation wirft dem internationalen Skiverband Täuschung vor: "Statt die eigenen CO2-Emissionen zu senken, zahlt die FIS in intransparente Projekte ein und lässt ein paar Bäume pflanzen. Damit will sie ihre eigene Klimabilanz schönen ohne selbst tatsächlich weniger CO2 auszustoßen." Die Behauptung der FIS, "klimapositiv" zu sein, habe dementsprechend nichts mit der Realität zu tun, kritisiert Greenpeace und spricht von "modernem Ablasshandel".
Auch Bevölkerung vermisst Klimaschutz
Angesichts der aktuellen Debatte rund um Klima- und Gletscherschutz wurde in Auftrag von Greenpeace auch die österreichische Bevölkerung befragt. Das Ergebnis: 83 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher wollen, dass der internationale Skiverband mehr für den Klimaschutz unternimmt. 78 Prozent finden, dass es der FIS nicht erlaubt sein sollte, sich aufgrund von CO2-Zertifikaten klimapositiv zu nennen und damit zu werben. Und drei Viertel bezweifeln, dass solche Zertifikate den Wintersport vor der Klimakrise bewahren können.
"Wenn wir auch noch in der Zukunft Skifahren und die Naturlandschaften genießen wollen, muss die FIS jetzt handeln. Kompensationen verzögern echten Klimaschutz und müssen verboten werden. Ebenfalls muss der Rennkalender angepasst und deutlich nach hinten verschoben werden", fordert Greenpeace-Expertin Bittner.
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