Video: Feiern, als gebe es keine Pandemie
Sind Party-Jugendliche Grund für Corona-Pandemie in Österreich?
Grund für den Corona-Cluster in St. Wolfgang (Salzkammergut) sollen Jugendliche Praktikanten gewesen sein, die "Party" gemacht und sich dabei infiziert hätten, wie vom Ministerium diese Woche kommuniziert. Auch international mehren sich die Stimmen, die Feierwütigen würden die Eindämmung des gefährlichen Virus unmöglich machen: Sind tatsächlich die Jugendlichen daran Schuld, dass das Virus sich weiterhin ausbreitet und Menschen sterben? Mangelt es ihnen tatsächlich an Verantwortungsbewusstsein, frei nach dem Motto: "Für mich ist Corona nicht gefährlich, also schei** ich auf die Maßnahmen?"
ÖSTERREICH. Die Nachricht platzt wie eine Bombe in Österreichs zunehmend nervöser werdenden Corona-Gesellschaft und lässt den Generationenkonflikt zwischen Alt und Jung erneut heiß aufflammen. Fünf Praktikanten im Jugendalter seien der Grund dafür gewesen, dass nun 62 Corona-Infektionen in St. Wolfgang beklagt werden. Der Corona-Cluster sei darauf zurückzuführen, dass die Jungen in einem Lokal Party gefeiert und sich infiziert haben. Laut Gesundheitsminister Rudi Anschober (Die Grünen) seien alle in Quarantäne und Zuhause, im ganzen Bundesgebiet aufgeteilt. Spätfolgen nicht ausgeschlossen.
"Wir achten nicht auf Corona-Regeln"
Auch die RMA-Video-Umfrage unter Jugendlichen beweist: Jugendliche "achten nicht so auf Corona". Es werde ganz normal gefeiert, man würde sich weiterhin auch umarmen, als gebe es keine Pandemie, sagen die Befragten Teens und Twens im Video-Interview.
Meisten Corona-Infizierten sind Jugendliche
Laut Daniela Schmid von der AGES (Agentur für Gesundheit) sei "das Risikoverhalten einer jüngeren Gruppe eben an sich ein anderes, und im Sommer würden Jugendliche eben Lokale aufsuchen." "Infektions-epidemologisch ist es ein altersspezifisches Verhalten", so Schmid: "Die Chancen der Übertragung steigt eben bei näherem Kontakt, wie etwa bei Partys." Anschober: "Es stimmt, österreichweit sinkt die Altersstruktur, immer mehr Jüngere sind infiziert, das Risikoverhalten hat sich klar geändert, es ist kleiner geworden, viele hatten wohl den Irrglauben, Corona ist erledigt und Jugendliche seien ohnehin nicht betroffen, aber das stimmt nicht und das merkt man hier." Und nicht nur in Österreich. Weltweit werden Corona-Infizierte immer jünger.. (Meinbezirk.at berichtete: Hier geht's zum Artikel)
Liveblog: ++ Mehrheit der Neuinfizierten in Kanada unter 40 ++ https://t.co/AVLcx2tE9H#Coronavirus#Liveblog
— tagesschau (@tagesschau) July 27, 2020
WHO-Chef warnt Jugendlichen
Angesichts der steigenden Zahlen auf der ganzen Welt warnt nun sogar der Präsident der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus die Jugendlichen davor, dass bei ihnen die Wachsamkeit nachlasse. Der Anstieg sei zum Teil auf den Leichtsinn jüngerer Menschen zurückzuführen, sagte der WHO-Präsident: „Junge Menschen sind nicht unbesiegbar. Auch sie könnten sich infizieren und sterben. Deshalb müssten sie die „gleichen Vorsichtsmaßnahmen treffen wie der Rest der Bevölkerung, um sich und andere zu schützen“. Die Pandemie bedeute aber nicht, dass das Leben zum kompletten Stillstand kommen müsse. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.“
We call on young people to take precautionary measures: #handhygiene, physical distance, wear a mask, stay home if you’re feeling unwell, avoid crowded places & mass gatherings, to protect yourselves & others from #COVID19. Play it safe & help end this pandemic. pic.twitter.com/5U7eQi1BZj
— Tedros Adhanom Ghebreyesus (@DrTedros) July 30, 2020
Feiern, als gebe es keine Pandemie
Die Diskussion, ob Jugendliche tatsächlich die Gefahr, die durch eine Infektion mit dem Corona-Virus einhergeht, nicht allzu ernst nehmen, ist auf Social Media voll entbrannt. Und auch international mehren sich die Meldungen, dass Custer und sich rasant ausbreitenden Corona-Neuinfektionen auf Jugendliche zurückzuführen seien. So schreibt etwa die Berliner Zeitung, die Party-Jugend ist das Corona-Problem in den USA: "Die Corona-Zahlen in den USA legen im Rekordtempo zu – vor allem unter jungen Menschen! Der Grund: Sie feiern, als gebe es gar keine Pandemie."
"Alt gegen Jung" auf Social Media
Auf Social Media gehen bereits die Wogen hoch, die Diskussion ist voll entbrannt. ORF-Korrespondent Hanno Settele macht seinen Beobachtungen auf Twitter etwa freie Luft: "Langsam frage ich mich, wieso ich seit fünf Monaten Innenräume meide - so gut und so oft es geht. Keine Hände mehr schüttle. Täglich eine neue Maske aufsetze. 10 mal täglich die Krallen wasche. Und dann höre, dass "young and not in danger" Partys feiert bis zum Abwinken?" fragt er in einem Post.
Langsam frage ich mich, wieso ich seit fünf Monaten Innenräume meide - so gut und so oft es geht. Keine Hände mehr schüttle. Täglich eine neue Maske aufsetze. 10 mal täglich die Krallen wasche. Und dann höre, dass "young and not in danger" Partys feiert bis zum Abwinken?
— Hanno Settele (@HannoSettele) July 26, 2020
Zahlreiche Jugendliche fühlen sich dadurch persönlich angegriffen, und versuchen den Anschein der Rücksichtslosigkeit zu verhindern. So postet eine Userin, in ihrem Bekanntenkreis wäre der Eindruck, Jugendliche würden weniger feiern:
In meinem Bekanntenkreis habe ich das Gefühl, dass deutlich weniger gefeiert wird als sonst um die Jahreszeit (gibt ja auch kaum Angebot am Land gerade) dafür aber Essen gehen und reisen als usual. (Quelle: Instagram Stories)
— Hannah Roth (@H_Roth_) July 26, 2020
Aber Essen gehen und reisen tun die "Alten" genauso
"Warum sollen junge Menschen plötzlich ihr Leben nicht mehr wie gewohnt leben dürfen? Ich sehe darin kein Problem sofern sie respektvoll und mit Anstand mit den älteren Leuten umgehen", ragt ein anderer User:
warum sollen junge Menschen plötzlich ihr Leben nicht mehr wie gewohnt leben dürfen? Ich sehe darin kein Problem sofern sie respektvoll und mit Anstand mit den älteren Leuten umgehen (hier Maske tragen, Abstand halten...)...1/2
— olchi123 (@olchi1231) July 28, 2020
"Restaurant-Cluster wird's nicht geben"
Der ORF-Korrespondent kontert: "Dann warte ich gemeinsam mit Ihnen auf den ersten Restaurant-Cluster. Bitte lesen Sie einfach die verfügbare Literatur. Nein, es ist nicht Franz G., Pensionär, der mit seiner Lebensgefährtin Mathilde H. jetzt öfters einmal Gulasch essen geht. Das ist schlicht nicht wahr."
Dann warte ich gemeinsam mit Ihnen auf den ersten Restaurant-Cluster. Bitte lesen Sie einfach die verfügbare Literatur. Nein, es ist nicht Franz G., Pensionär, der mit seiner Lebensgefährtin Mathilde H. jetzt öfters einmal Gulasch essen geht. Das ist schlicht nicht wahr.
— Hanno Settele (@HannoSettele) July 27, 2020
"Jugendliche nicht sorglos"
Auch Isabella Steger, Bundesvorsitzende der Jugendvertreung Österreich, will das so nicht auf sich und den Jugendlichen sitzen lassen. "Der gesellschaftliche Zusammenhalt zur Bewältigung der Krise ist mehr denn je gefordert", so die Vorsitzende im Interview mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer: "Für Kinder und Jugendliche waren die letzten Monate besonders belastend, sei es durch Schulschließungen oder durch den fehlenden Kontakt zu Freunden oder Familie. Zugleich haben vor allem junge Menschen viel Verantwortung übernommen und großes Engagement gezeigt, z.B. mit Nachbarschaftshilfe." Und die Vorsitzende wehr sich vehement, nun den Jugendlichen die gesamte Schuld zuzuweisen: " Jetzt mit dem Finger auf junge Menschen zu zeigen ist definitiv der falsche Weg. Statt Schuldzuweisungen braucht es gemeinsame Lösungswege im Kampf gegen das Corona-Virus."
Nicht die Lebensfreude nehmenAber man darf der Jugend nicht Ihre Lebensfreude nehmen...sie sind die Zukunft..diejenigen die die Wirtschaft stemmen
Die Alten sollen bitte lieber daheim bleiben und Volksmusik schauen..die hatten eh schon Ihre Lebensfreude
1 Monat Solidarität zeigen war eh sehr lange!
— AlexDonQuijote #PolitischIdeologiefrei #Prolet (@quijote324) July 26, 2020
Aber man darf der Jugend nicht Ihre Lebensfreude nehmen...sie sind die Zukunft..diejenigen die die Wirtschaft stemmen
Die Alten sollen bitte lieber daheim bleiben und Volksmusik schauen..die hatten eh schon Ihre Lebensfreude
1 Monat Solidarität zeigen war eh sehr lange!
Quellen: Berliner Zeitung
Sciencedirect
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