ÖVP-Linie
41-Stunden-Woche für WKO-Chef "politisch unrealistisch"

WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf: "Eine gesetzliche Erhöhung der Wochenarbeitszeit kann politisch aus dem Druck der Industrie heraus umgesetzt werden, ist jedoch nicht unumstritten." | Foto: RegionalMedien Austria
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  • WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf: "Eine gesetzliche Erhöhung der Wochenarbeitszeit kann politisch aus dem Druck der Industrie heraus umgesetzt werden, ist jedoch nicht unumstritten."
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Eine wilde Debatte ist zu Wochenbeginn entbrannt, nachdem die Industriellenvereinigung sich für eine 41-Stunden-Woche ausgesprochen hat. Auch ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler sprach sich für eine 41-Stunden-Woche aus, relativierte dann aber am Dienstagnachmittag ihre Aussage dazu. Für Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ist die Option "politisch unrealistisch". Er werde diese Option nicht weiterverfolgen. Auch Bundeskanzler Nehammer sprach sich gegen die Umsetzung einer 41-Stunden-Woche aus.

ÖSTERREICH. Die Arbeitsmarktsituation, wie von AMS-Chef Karlheinz Kopf am Rande einer Pressekonferenz am Mittwoch dargelegt, zeigt einen Rückgang der Arbeitsleistung trotz eines Anstiegs der Beschäftigtenzahlen, was auf Teilzeitbeschäftigung und den Wegfall von Überstunden zurückzuführen ist, während gleichzeitig der gesellschaftliche Druck, weniger Arbeitsstunden zu leisten, im Widerspruch zur demographischen Entwicklung steht. So wäre eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den wahren Gründen wie hohen Lohnnebenkosten und der mangelnden Verfügbarkeit von Arbeitskräften sowie die Suche nach alternativen Lösungsansätzen erforderlich. 

"Wir verzeichnen weniger Arbeitsleistung als vor Corona"

"Die Diagnose in Bezug auf die Arbeitsmarktsituation ist einfach: Wir verzeichnen weniger Arbeitsleistung als vor der Corona-Pandemie. Obwohl wir jetzt 150.000 mehr Beschäftigte haben als 2019, erbringen diese insgesamt dennoch dieselbe Menge an Arbeitsstunden wie vor Corona. Dies liegt vor allem an einem Anstieg von Teilzeitbeschäftigung und dem Wegfall von Überstunden. Glücklicherweise spüren wir, dass mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen, wobei zwei Drittel davon Frauen sind - ein positiver Trend, den wir durch verstärkte Kinderbetreuungseinrichtungen unterstützen müssen", so Kopf.

Gleichzeitig spüre man am Arbeitsmarkt jedoch auch den gesellschaftlichen Druck, weniger Arbeitsstunden zu leisten, was im Widerspruch zur demographischen Entwicklung stehe. Bis 2040 werden voraussichtlich 150.000 Arbeitskräfte am Markt fehlen, und mit dem demographischen Wandel könnten es sogar 500.000 sein. Halte der aktuelle Trend in der Gesellschaft an, sei eine genaue Prognose der Entwicklung kaum möglich.

Die Industrie fordert wegen der Rezession eine Verlängerung auf 41 Wochenstunden.  | Foto: Hirsch Servo
  • Die Industrie fordert wegen der Rezession eine Verlängerung auf 41 Wochenstunden.
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Maßnahmen gegen diese Tendenz

"Wie können wir dem entgegenwirken?", stellte Kopf in den Raum. "Wir haben immer betont, dass eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit durch bessere Anreize erreicht werden kann. Für Frauen könnte dies beispielsweise eine verbesserte (früh)kindliche Betreuung sein, während ältere Arbeitnehmer durch Anreize dazu ermutigt werden könnten, länger im Berufsleben zu bleiben. Hier sind möglicherweise stärkere Anreize erforderlich. Die bloße Erhöhung der Arbeitszeit von 20 auf 30 Stunden bringt aufgrund der Steuerstruktur nicht unbedingt mehr Nettoeinkommen. Auch die Attraktivierung von Überstunden ist steuerlich eher kontraproduktiv. Eine gesetzliche Erhöhung der Wochenarbeitszeit kann politisch aus dem Druck der Industrie heraus umgesetzt werden, ist jedoch nicht unumstritten", so Kopf.

"Ich werde das nicht weiterverfolgen"

Und der Generalsekretär weiter: "Wenn es uns gelingt, alle anderen Potenziale bestmöglich auszuschöpfen, können wir einen Schritt näher kommen. Ich halte dies (gemeint ist die 41-Stunden-Woche, Anm.) jedoch politisch für unrealistisch und werde es daher nicht weiterverfolgen. Dennoch müssen wir auf diesen Hilfeschrei reagieren und alternative Lösungsansätze finden. Einerseits sind die hohen Lohnnebenkosten und die mangelnde Verfügbarkeit von Arbeitskräften die wahren Gründe hinter diesem Problem. Dies müssen wir ernst nehmen. Eine realistische Medizin erfordert jedoch andere Maßnahmen."

Kanzler Nehammer: falscher Weg

"Eine Verlängerung der gesetzlichen Regelarbeitszeit kommt für mich fix nicht in Frage", so Nehammer in einer Aussendung. "Genauso halte ich eine 32-Stunden-Woche für den völlig falschen Weg." Die Frage der Arbeitszeit sei eine Frage der Sozialpartner und das solle auch so bleiben. Steuerfreie Überstunden und ein Vollzeitbonus, wie sie im Österreichplan der ÖVP vorgesehen sind, seien "definitiv keine Veränderung der Regelarbeitszeit." 


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