Muttertag
"Ein Tag Entlastung im Jahr für Mütter ist zu wenig"

- Die Kinderbetreuung in den ersten Lebensjahren eines Kindes ist in Österreich nimmer noch vornehmlich Sache der Frauen.
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Wenn am Sonntag die Mütter traditionell wieder beschenkt und bedankt werden, sollte laut Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zugleich an eine gerechte Verteilung der Familienarbeit gedacht werden. Denn ein Tag im Jahr für Mütter sei zu wenig, so Anderl.
ÖSTERREICH. Die Kinderbetreuung in den ersten Lebensjahren eines Kindes ist in Österreich nimmer noch vornehmlich Sache der Frauen. Laut Arbeiterkammer gehen die Väter in acht von zehn Partnerschaften weder in Karenz noch beziehen sie Kinderbetreuungsgeld. "Die Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist nach wie vor sehr ungleich, was in der Folge zu einem geringeren Fraueneinkommen, einer geringeren Pension und damit zur Gefahr von Altersarmut führt", warnt die AK-Präsidentin. Anderl betont: "Was Mütter brauchen, ist eine faire Aufteilung zwischen Frau und Mann."
Familienarbeitszeit-Modell
Um dieser bedenklichen Entwicklung Einhalt zu gebieten, haben Arbeiterkammer (AK) und Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) das Familienarbeitszeit-Modell konzipiert. Dieses sieht vor, dass Eltern, die zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, einen Entgeltersatz in Höhe von 250 Euro pro Elternteil und Monat erhalten. Das vorgeschlagene Modell könnte mit einer Mindestdauer von vier Monaten bis zum 4. Lebensjahr des Kindes in Anspruch genommen werden.
Berechnungen des "Inequality Instituts" der Wirtschaftsuniversität Wien für die AK würden zeigen, dass viele Paare durch das Modell keine Gehaltseinbußen erleiden, sondern finanziell sogar besser aussteigen könnten.
Zwei exemplarische Beispiele:
- Paare, die aktuell die Option 40/20 gewählt haben – der Mann arbeitet 40 Stunden, die Frau 20 Stunden – und auf 30/30 wechseln würden, hätten einen durchschnittlichen Einkommensgewinn von knapp 360 Euro pro Monat.
- Bei Paaren, die von der 40/30 Variante auf 30/30 umsteigen würden – also die Paararbeitszeit um zehn Wochenstunden senken -, hätten min etwa ein Drittel noch immer einen Einkommensgewinn von rund 74 Euro im Monat.

- Von einem Familienarbeitszeit-Modell profitieren laut AK und ÖGB alle – sowohl die Mütter als auch die Kinder und die Väter.
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Umsetzung vergleichsweise günstig
"Das Argument vieler Väter, dass eine Arbeitszeit-Reduktion mit einem zu hohen Gehaltsverlust verbunden wäre, trifft mit unserem Modell nicht zu", sagt Anderl. Die jährlichen Kosten des Familienarbeitszeit-Modells schätzt die AK mit circa 195 Millionen Euro ein. Die Senkung der Unternehmenssteuer (KöSt), von der vor allem große und gewinnstarke Unternehmen profitieren würden, komme dem Staat mit rund 800 Millionen Euro im Jahr vergleichsweise teuer, so die AK.
Gewinn für alle
Das entwickelte Modell erfülle genau die erforderlichen Bedürfnisse. Zudem würden viele Familien nicht nur emotional, sondern auch finanziell profitieren. Die AK Präsidentin fordert daher eine rasche Umsetzung der Familienarbeitszeit:
"Von diesem Modell profitieren alle: die Mütter von einem besseren Wiedereinstieg, einem höheren Einkommen und einer besseren Vereinbarkeit, die Kinder und Väter von der gemeinsamen Zeit und die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber von mehr Personalsicherheit. Daher fordere ich statt Lippenbekenntnissen zum Muttertag echte politische Bekenntnisse: Setzen wir die neue Familienarbeitszeit rasch um!"




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