Equal Pay Day 2023
Frauen müssen ab Dienstag „gratis“ arbeiten

Am 31. Oktober ist der Equal Pay Day. An diesem Tag haben Männer in Ried bereits jenes Einkommen erreicht, für das Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen | Foto: istock. adobe
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  • Am 31. Oktober ist der Equal Pay Day. An diesem Tag haben Männer in Ried bereits jenes Einkommen erreicht, für das Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen
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In Österreich ist am Dienstag „Equal Pay Day“: An diesem Tag werden Männer in Österreich jenes Einkommen verdient haben, für das Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Anders gesagt Frauen arbeiten heuer 62 Tage gratis. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Verbesserung um gerade einmal einen Tag.

ÖSTERREICH. Die Kluft zwischen den Gehältern von Männern und Frauen bleibt weiterhin erheblich. Im letzten Jahr fiel der Equal Pay Day auf den 30. Oktober, dieses Jahr hat er sich um einen Tag nach hinten verschoben. In den vergangenen dreizehn Jahren (2010 bis 2023) hat sich der Equal Pay Day insgesamt um rund viereinhalb Wochen (vom 29. September auf den 31. Oktober) verschoben. Für eine tatsächliche Gleichstellung fehlen jedoch noch fast neun Wochen.

„Ein weiteres Jahr ist verstrichen, ohne dass die türkis-grüne Bundesregierung konkrete Initiativen gesetzt hat, um für mehr Einkommensgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu sorgen“, kritisiert die Bundesfrauenvorsitzende der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), Elfriede Schober. Ein deutlicher Ausbau der Kinderbetreuung, die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich und mehr Lohntransparenz seien entscheidend, damit Frauen endlich bei den Einkommen aufschließen können. 

Die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Klaudia Frieben, fordert alle gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen. "Es braucht zum Beispiel spürbare Sanktionen für Unternehmen, die Frauen und Männern für die gleiche Tätigkeit einen unterschiedlichen Lohn bezahlen“, sagt Frieben. „Darüber hinaus brauchen wir aber auch eine Debatte über die Neubewertung von Arbeit.“ 

Der Equal Pay Day findet im Bezirk Kitzbühel heuer a 9. Oktober statt. | Foto: unsplash/Christian Dubovan
  • Der Equal Pay Day findet im Bezirk Kitzbühel heuer a 9. Oktober statt.
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Forderung nach Lohntransparenz

Den Beschluss der Europäischen Union zur Lohntransparenzrichtlinie sieht der Frauenring positiv. „Wir brauchen ein Grundsatzbekenntnis zur Gleichstellung der Geschlechter und entsprechende Maßnahmen, die auf alle Ebenen zielen“. Österreich ist in der EU seit Jahren eines der Schlusslichter in Sachen gleicher Bezahlung von Frauen und Männern.

Mehr als 5.000 heimische Unternehmen sind von der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz betroffen. Sie müssen bald alle drei Jahre über das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in ihrem Betrieb Bericht erstatten. Knapp 1.900 Unternehmen müssen das dann sogar jährlich tun, weil sie mehr als 250 Beschäftigte haben. Diese Einkommensberichte müssen an eine nationale Überwachungsstelle geschickt werden, erklärt Eva Maria Burger, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der Arbeiterkammer gegenüber Ö1.

Die EU-Mitgliedstaaten haben drei Jahre Zeit, die neuen Regeln umzusetzen. Geht es nach der Arbeiterkammer, soll Österreich die Richtlinie bereits für Betriebe ab 25 und nicht erst ab 100 Beschäftigten einführen. Die Wirtschaftskammer sieht das kritisch. Das bringe laut dem Ö1-Bericht erfahrungsgemäß mehr Bürokratie, aber keine Verbesserung von Fraueneinkommen, heißt es schriftlich. 

Die Schließung der Gehaltsschere geht langsam voran. | Foto: Günter Menzl/Fotolia
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Mutterschaft hat bei Lohnlücke untergeordnete Rolle 

Mutterschaft spielt beim Gender Pay Gap anders als oft angenommen nur eine untergeordnete Rolle. Bei kinderlosen Frauen und Müttern ist die Lohnlücke im Vergleich zu Vätern fast ident, teilte das gewerkschaftsnahe Momentum Institut anlässlich des Equal Pay Days mit.

Es zeigt sich, dass sowohl Frauen mit als auch ohne Kinder im Vergleich zu Vätern ein ähnlich niedrigeres Gehalt erhalten. Beispielsweise erhalten kinderlose Männer mit Matura 98 Prozent des Bruttostundenlohns von Vätern mit Matura, während kinderlose Frauen mit dem gleichen Abschluss nur 88 Prozent und Mütter sogar nur 84 Prozent erhalten. Interessanterweise hat die Vaterschaft bei Männern kaum Einfluss auf ihr Gehalt, außer bei jenen mit Hochschulabschluss, die von einer sogenannten "Vaterschaftsprämie" profitieren. Diese resultiert sowohl aus tatsächlich geleisteter, zusätzlicher Arbeitszeit als auch aus höheren Gehaltsverhandlungen nach der Geburt. Männer mit Hochschulabschluss verdienen somit signifikant mehr, wenn sie Kinder haben. Im Gegensatz dazu erhalten kinderlose Männer mit Hochschulabschluss nur 79 Prozent ihres Bruttostundenlohns. 

Zum Gender Pay Gap trägt indes die unterschiedliche Bezahlung in verschiedenen Branchen bei, wie das Institut darauf hinweist. In Niedriglohnbranchen sind vor allem Frauen beschäftigt. So sind neun von zehn Friseurinnen und Friseuren weiblich, sie erhalten einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 12,5 Euro. Hingegen arbeiten in den bestbezahlten Branchen vorwiegend Männer - acht von zehn Vorständen oder Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern sind männlich. Sie verdienen im Schnitt etwa 51,4 Euro brutto in der Stunde, so das Momentum Institut. 

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