Metaller-KV
Arbeitgeber kritisieren "Blockadepolitik der Gewerkschaften"
Am Mittwoch traten Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), und Verhandlungsleiter Stefan Ehrlich-Adám vor die Presse, um ein "Update zum Stand der KV-Verhandlungen" bei den Metallern zu geben. Dabei wurde betont, dass man weiterhin verhandlungsbereit sei und sich von den Streiks nicht unter Druck setzen lassen werde. Umfassende Kritik äußerten die beiden an den Gewerkschaften, die nicht ernsthaft verhandlungsbereit seien. Diese würden nun sogar die Löhne und Gehälter der Höchstverdiener deutlich erhöhen wollen.
ÖSTERREICH. Es sind die längsten Kollektivvertragsverhandlungen in der metalltechnischen Industrie in den letzten 25 Jahren. Mehr als acht Wochen und insgesamt sieben Runden sind bereits vergangen, seit sich die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Zuge der heurigen Herbstlohnrunde erstmals zusammensetzten. Eine Einigung scheint dennoch in weiter Ferne, was der FMTI vor allem an der "Blockadepolitik der Gewerkschaften" festmacht.
So kritisierte der Verband, dass die Gewerkschaft den Abschluss des Kollektivvertrages blockiere, ohne ernsthaft zu verhandeln: "Die Gewerkschaften haben zu Beginn ein Forderungspaket vorgelegt, das von der Arbeitgeberseite als überzogen und unrealistisch beurteilt wurde. Bis zum Schluss hielten die Gewerkschaften stur an ihrer Forderung fest, ohne sich mit den Positionen der Arbeitgeber professionell auseinander zu setzen."
"Entspricht nicht dem Geist der Sozialpartnerschaft"
Wie Knill betonte, habe die Arbeitgeberseite bisher zehn verschiedene Angebote vorgelegt, "welche die sehr schwierige wirtschaftliche Situation der Unternehmen berücksichtigen". Die Gewerkschaften hätten sich jedoch keinen Millimeter bewegt und sämtliche Vorschläge abgelehnt. "Dieses Verhalten ist verantwortungslos, unverhältnismäßig und entspricht nicht dem Geist der Sozialpartnerschaft", so der Obmann.
Am vergangenen Montag hätten die Gewerkschaften schließlich erstmals ein verändertes Angebot vorgelegt, dass "grotesk" und "einfach nicht finanzierbar" sei. Laut Knill forderten die Arbeitnehmervertreter zwar "nur" eine Erhöhung von 10,6 Prozent, wobei eine vorgeschlagene Spreizung nach Beschäftigungsgruppen sogar für drei von vier Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Erhöhung von mehr als 11,6 Prozent bedeuten würde.
"Arbeit - Sicherheit - Wohlstand"
Ehrlich-Adám erklärte, dass der Fachverband weiterhin im Schnitt 8,2 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung bieten würde, wobei für die unteren Beschäftigungsgruppen ein Plus von bis zu 12 Prozent angedacht sei: "Das ist ein fairer und ausgewogener Vorschlag. Bei der aktuellen Inflation von 5,4 Prozent würde dieser Abschluss für viele Beschäftigte eine deutliche Stärkung der Kaufkraft bringen".
Das vorgelegte KV-Angebot "Arbeit - Sicherheit - Wohlstand" bestehe aus einer nachhaltigen, sozial gestaffelten Lohn- und Gehaltserhöhung von durchschnittlich sechs Prozent (2,7 Prozent plus 130 Euro monatlicher Fixbetrag) sowie einer steuerbefreiten Einmalzahlung von netto 1.200 Euro. Knill betonte, dass dieses Angebot die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärke sowie gesunde Betriebe, Arbeitsplätze und Wohlstand sichere. "Den Gewerkschaften scheint das aber vollkommen egal zu sein."
Schwierige wirtschaftliche Lage
Die Vertreter der Arbeitgeberseite fassten im Rahmen des Pressegesprächs nochmals die Probleme zusammen, mit der die Branche aktuell zu kämpfen habe. Demnach befinden sich die Industrie und die gesamte Wirtschaft in einer Rezession und auch die Produktivität sei negativ. Zudem handle es sich bei der Metalltechnischen Industrie um eine exportorientierte Branche, wobei man am Markt mit internationalen Unternehmen konkurriere: "Wenn wir heuer wieder höhere Lohnkosten als unsere Mitbewerber haben, fliegen wir aus dem internationalen Geschäft raus mit der Konsequenz, dass viele Betriebe Arbeitsplätze abbauen oder die Produktion verlagern müssen. Das kann doch nicht im Sinne der Gewerkschaften sein", so Knill.
"Arbeiter streiken für Höherverdiener"
Wie Ehrlich-Adám betonte, zähle die Branche zudem bereits zu den bestbezahlenden in Österreich. So seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits seit Jahren Reallohngewinner:
"Wir sind auch heuer bereit, die Löhne und Gehälter deutlich zu erhöhen. Angesichts der weiter sinkenden Inflation werden die Reallöhne 2024 wieder steigen. Die Forderung von 10,6 Prozent und mehr ist für viele Unternehmen aber untragbar. Dass die Gewerkschaften sogar für Höchstverdiener, die mehr als 160.000 Euro im Jahr verdienen, nochmals an die 12.000 Euro mehr verlangen, ist maßlos und zeigt den Realitätsverlust der Gewerkschaftsfunktionäre."
Der Verhandlungsleiter der Arbeitgeber erklärte, dass demnach die Arbeiter zur Zeit dafür streiken würden, dass die Höchstverdiener noch mehr Gehalt und Lohn bekommen.
"Neuer Koch will sich profilieren"
Wie Knill abschließend festhielt, lasse man sich von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken. Eine Lösung lasse sich nur am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße finden. "Unser Angebot steht und wir sind weiterhin jederzeit verhandlungsbereit, auch vor dem 30. November", so der Obmann. Der Fachverband wolle so schnell wie möglich einen Abschluss finden und die Unsicherheiten in den Betrieben auflösen. Die Verhandlungen sind und werden aber noch schwierig sein, was mitunter daran liege, dass sich mit Reinhold Binder auf der Gegenseite "ein neuer Koch profilieren will".
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